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PolitikAsien

China und Afrika: Zusammen für gutes Klima

Mu Cui
6. September 2024

China will die Energieversorgung in Afrika mit umweltfreundlichen Lösungen sichern. Milliardenschwerer Infrastrukturbau soll weniger werden, dafür aber "kleine, aber feine" Umweltprojekte.

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Bild: Zhai Jianlan/picture alliance/Xinhua News Agency

Für viele Jahre kannte chinesisch-afrikanische Handelsbilanz nur eine Richtung: nach oben. Auch wenn sie vor einigen Jahren wegen nachlassenden Wachstums in China und zunehmender Sorge vor der Schuldfalle in Afrika an Dynamik verloren hat, wachsen seit 2021 sowohl afrikanische Exporte nach China als auch Importe aus dem Reich der Mitte.

Pekings Handelsministerium verkündet diese Woche zur Eröffnung desChina-Afrika-Forums, dass das bilaterale Handelsvolumen von Januar bis Juli 2024 um 5,5 Prozent auf rund 150 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen sei. Das sei ein neuer Rekord. Im Durchschnitt habe der chinesisch-afrikanische Handel seit 2000 jährlich um 17,2 Prozent zugenommen, deutlich schneller als Chinas Geschäfte mit anderen Weltregionen.

Peking kündigt gleichzeitig an, mehr finanzielle Unterstützung leisten zu wollen. Insgesamt sollen in den kommenden drei Jahren umgerechnet 46 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden, sagte Chinas Präsident Xi Jinping, davon 27 Milliarden Kredit, zehn Milliarden Entwicklungshilfe und neun Milliarden Direktinvestitionen. Mindestens eine Million Arbeitsplätze soll in Afrika neu geschaffen werden.

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Chinas Präsident Xi Jinping 8 (m.) mit Amtskollegen aus AfrikaBild: Andy Wong/AP/picture alliance

Klein, aber fein

Beobachter glauben, dass die bisherigen milliardenschweren Infrastrukturprojekte in den Hintergrund treten würden. Das neue Motto aus Peking heißt "klein, aber fein", wie zum Beispiel bei der Nutzung der erneuerbaren Energien. Statistik des Global Development Policy Center der Universität Boston zufolge hat China 2023 insgesamt 4,2 Milliarden US-Dollar Darlehen an acht afrikanische Länder vergeben. Davon wurden etwa 500 Millionen für erneuerbare Energien ausgegeben. 30 weitere Energieprojekte für Klimaneutralität würden folgen, verkündete Xi diese Woche.

"Das ist definitiv das wichtigste Thema der künftigen chinesisch-afrikanischen Beziehung", sagt Christian-Geraud Neema, China-Forscher aus Mauritius im DW-Interview. "Afrika ist nicht nur ein wichtiger Rohstofflieferant für die wachsende Industrieproduktion im Zusammenhang mit den erneuerbaren Energien. Die grüne Transformation in Afrika ist für die bilaterale Beziehung auch von enormer Bedeutung."

Neema selbst hat fast zehn Jahre in China gelebt. Er kam als Student und fand später einen Job bei einer chinesischen Firma. Solarpanels oder Elektroautos aus China seien in Afrika sehr beliebt. "Viele Regionen in Afrika leiden unter unzureichender Energieversorgung. Das beeinträchtigt das Wachstum, insbesondere den Aufbau der Industrie."

FOCAC-Gipfel: China dominiert in Afrika


Schon jetzt haben chinesische Unternehmen in Afrika mehrere Hunderte von Projekten der Solar-, Wind- oder Wasserenergie umgesetzt. Obwohl dies nur einen Bruchteil der weltweiten Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ausmacht, ist das Tempo beeindruckend. 2023 stieg die installierte Leistung des Solarstroms in Afrika um 19 Prozent. Länder wie Ägypten, Marokko, Tunesien, Niger oder Namibia haben bereits ambitionierte Programme für die Energiewende angekündet. Chinesische Solar- und Windenergie-Produzenten haben in Afrika neue Marktchancen gefunden.

Afrika nur als AlternativeKlimawandel

"China muss nach Afrika gehen", sagt Lina Benabdallah, Expertin für China-Afrika-Beziehung von der Wake Forest University im US-Bundesstaat North Carolina. Chinesische Solarpanels und E-Autos hätten aufgrund verhängter Strafzölle große Schwierigkeiten auf amerikanischen und europäischen Märkten.

Die EU-Kommission zum Beispiel sah unerlaubte staatliche Subvention und verhängte zwischen 2018 und 2023 Strafzahlungen auf Solarmodule aus China. Mit demselben Argument führte Brüssel im Juli einen Importzoll gegen E-Autos aus China ein. Die EU sieht dabei den fairen Wettbewerb gestört. Die Regelung ist noch bis November gültig.

Warum chinesische Handys in Afrika beliebt sind

Expertin Benabdallah sieht dabei aber keine Gefahr der Überflutung durch chinesische Waren. "Es ist ziemlich ironisch, dass westliche Länder vor einigen Jahren noch China vorgeworfen hatten, zu wenig für den Klimawandel zu tun. Jetzt sagen sie aber, es wäre zu viel."

Allerdings glauben die Wettbewerbshüter in Brüssel, dass chinesische Produzenten mit kräftigen Subventionen ihre Produkte zu verbilligten Preisen die Weltmärkte überschwemmten. Dadurch entstehe eine Überkapazität, die der Staat künstlich produziert habe.

Chinesische Experten sind allerdings skeptisch, ob der afrikanische Markt die konsumfreudigen Kunden in Industrienationen ersetzen könne. "Afrika hat zwar großes Potenzial, aber die Märkte dort sind klein und geteilt", sagt Zhou Yuyuan, Afrika-Experte an Shanghaier Institute for Foreign Policy Studies im ARD-Interview. "Sie sind lediglich als eine Alternative. Es ist aber unrealistisch zu hoffen, dass Afrika die größten Handelspartner Chinas nur wegen Produkte für den Energiewandel wird.”

Deutlich optimistischer sieht Mauritier Neema. "Der Markt in Afrika ist noch nicht groß genug. Aber Afrika braucht dringend umweltfreundliche Lösungen für die unzureichende Energieversorgung aus China."