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Chinas Rohstoff-Trip

Ludger Schadomsky7. Januar 2008

Fast eine Woche lang ist Chinas Außenminister Yang Jiechi in Afrika unterwegs. Nach der Afrika-Reise seines Staatschefs 2007 signalisiert die Visite erneut das große Interesse der Chinesen an Afrikas Rohstoffen.

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Fußgänger spazieren in Peking an einem Afrika-Banner entlang (November 2006, Quelle: AP)
Afrika liegt bei chinesischen Politikern voll im TrendBild: AP

Noch heute sind Afrikas Politiker beeindruckt von den "Afrika-Festspielen", die die chinesische Führung anlässlich des Sino-Afrika-Gipfels im November 2006 in Peking auflegte: Die ganze Stadt war in Zebra- und anderen Afro-Motiven dekoriert, die großen Autobahnen vom Flughafen in die Innenstadt afrikanisch beflaggt. China rief - und nicht weniger als 48 Staatsoberhäupter folgten der Einladung.

Chinas Staatschef Hu Jintao schreitet mit seinem kamerunischen Amtskollegen Paul Biya die Ehrengarde ab (31.1.2007, Quelle: AP)
Vor einem Jahr war Chinas Staatschef Hu Jintao auf Geschäftsreise in AfrikaBild: AP

Seitdem hat sich das chinesische Wirtschafts- und Handels-Engagement auf dem Kontinent lawinenartig ausgebreitet: Mit 41 afrikanischen Staaten hat China inzwischen eine Meistbegünstigungsklausel im Außenhandel vereinbart, mit Südafrika, der ersten Station von Yang Jiechi, verhandelt man gar über ein Freihandelsabkommen. Heute importiert China, das erst 1993 Nettoimporteur von Rohöl wurde, ein Drittel seines Gesamtbedarfes an Öl aus Afrika und füllt Afrikas Devisentöpfe dabei mit mehr als 13 Milliarden Dollar. Längst ist ein neuer "Scramble for Africa" – ein neuer Wettlauf um Afrikas Bodenschätze – ausgebrochen: 120 Jahre nach der Berlin-Konferenz, die einst Afrika unter den Kolonialmächten aufteilte, sind jedoch nicht mehr Großbritannien und Frankreich, sondern China und die USA die Protagonisten.

Zweifelhafter Entwicklungshelfer

Dass das bisherige Empfängerland China inzwischen zum Geber aufgestiegen ist und Afrika großzügig mit ungebundenen Milliardenkrediten bedenkt, ruft die Europäer auf den Plan. Sie ärgert, dass China neben Angola die "Schurkenstaaten" Sudan und Simbabwe als Schwerpunktpartner identifiziert hat.

Doch europäische Mahnungen vor einer Aushöhlung von Menschenrechts-Standards auf dem Kontinent seien mindestens zweifelhaft, wenn nicht gar heuchlerisch, sagt Matthias Basedau vom Institut für Afrika-Studien in Hamburg: "Es ist ganz klar, dass Demokratieförderung schwieriger wird, wenn es einen alternativen Partner gibt, der diese Forderungen eben nicht stellt." Andererseits habe aber auch der Westen nicht immer genug Druck gegen korrupte Staatschefs ausgeübt – wenn Rohstoffe im Spiel waren. "Hier gibt es also durchaus Anlass zur Selbstkritik."

Chinas Außenminister Yang Jiechi (2006, Quelle: AP)
Auf einwöchiger China-Tour: Chinas Außenminister Yang JiechiBild: AP

Afrikas Politiker reagieren auf die erhobenen Zeigefinger aus Paris und Berlin längst verstimmt und loben das Geschäftsgebaren der chinesischen Partner "auf Augenhöhe". In der Realität steht jedoch den begrüßenswerten Investitionen etwa im Bergbausektor, den Infrastrukturmaßnahmen und den günstigen Kreditlinien minderwertige Produkt- und Fertigungsqualität sowie die Überschwemmung einheimischer Märkte mit chinesischen Konsumgütern und Textilien gegenüber. So musste OK Plast, Tansanias einzige Fabrik für Plastiksandalen unter dem Druck chinesischer Massenimporte die Zahl seiner Mitarbeiter von 3000 auf 1000 reduzieren.

Südafrika setzt auf Importquoten

Auch Yangs Gesprächspartner in Südafrika haben sicher nicht vergessen, dass im jahrzehntelang geschützten einheimischen Textilsektor 75.000 Arbeitsplätze durch Chinaimporte verloren gingen - bis Unternehmer, Gewerkschaften und Medien gemeinsam Massenproteste veranstalteten. Mit Erfolg, so Hannah Edinger, Ökonomin am "Zentrum für Chinastudien" in Johannesburg. "Das Beispiel Südafrika zeigt, dass China durchaus bereit zu Kompromissen ist". Denn Südafrika hat China zu 31 Importquoten im Bereich Kleidung und Textilien verpflichtet. Südafrika könne sich dadurch langsam auf die chinesische Konkurrenz vorbereiten. "Insofern halte ich einen Dialog mit China über diese Fragen durchaus für möglich", sagt Edinger.

Nigerianer bereiten Bauarbeiten für ein chinesisches Telekom-Unternehmen vor (Februar 2006, Quelle: AP)
Chinesische Firmen bauen in Afrika Straßen- und Telefonnetze ausBild: AP

Dennoch warnte Präsident Thabo Mbeki jüngst vor einer Kolonialisierung durch China. Ob das chinesische Afrika-Engagement dem Kontinent letztlich schadet oder nützt, sei, so sagt Basedau, letztlich abhängig von der politischen Elite des jeweiligen Landes: "Ein Regime, das ohnehin das Gemeinwohl im Blick hat, wird von dem Faktor China eher profitieren, ein Regime, das das Gemeinwohl nicht im Blick hat, wird auch profitieren – aber eben zum Nachteil der Bevölkerung".

Auch die Inder wollen nach Afrika

Deutschland, so warnen Afrika-Experten mit Blick auf das zögerliche Afrika-Engagement übereinstimmend, droht den Anschluss an die afrikanischen Märkte angesichts der nachrückenden Konkurrenz zu verlieren. Denn auch Indien drängt nach Afrika, sagt Basedau, "man muss wissen, dass es insbesondere im Textilbereich schon länger einen indischen Einfluss gibt." Anders als die Chinesen könnten die Inder auf zahlreiche schon lange ansässige Geschäftsleute setzen. "Insofern muss man bei Indien auch mit einer ähnlichen Entwicklung wie in China rechnen."