Deutschland entdecken
14. Februar 2012Sie heißen Huawei, Haier, Yingli oder Sany - Firmennamen, die in Deutschland noch mehr oder weniger unbekannt sind. Das wird sich vielleicht bald ändern. Erst vor kurzem sorgte der Baumaschinenhersteller Sany mit der Übernahme des deutschen Traditionsunternehmens Putzmeister für Schlagzeile. Im vergangenen Sommer beglückte Sany mit einer anderen Großinvestition das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW). In Bedburg bei Köln wurde für 100 Millionen Euro die Europa-Zentrale des Betonpumpen-Spezialisten eingerichtet.
In den letzten Jahren haben sich etwa 700 chinesische Unternehmen in NRW niedergelassen. Denn der Standort Deutschland bietet viele Vorteile: eine ausgebaute Infrastruktur, Deutschlands zentrale Lage - ein möglicher logistischer Dreh- und Angelpunkt für Europa.
Qualität nimmt zu
"Wir merken, dass die Investitionen immer interessanter werden", erklärt Petra Wassner, Geschäftsführerin von NRW Invest. "Die Qualität nimmt zu: Die Firmen gründen größere Unternehmen - während es anfangs lediglich Repräsentanzen waren, sind es heute richtige Investitionen, auch in Produktion." NRW Invest hilft ausländischen Firmen, in Nordrhein-Westfalen Fuß zu fassen.
Vorbehalte nehmen ab
Doch wenn chinesische Investoren auf deutsche Unternehmen treffen, sind Probleme vorprogrammiert. Die Sprachbarriere scheint oftmals eine unüberwindbare Hürde zu sein. Die meisten Chinesen beherrschen kaum Englisch - von den Chinesischkenntnissen der Deutschen gar nicht erst zu sprechen. Zu den Verständigungsschwierigkeiten kommen die kulturellen Probleme. Auf der deutschen Seite herrscht zumal die Angst vor Wissenstransfer und Auslagerung der Arbeitsplätze. Lange gab es deshalb Vorbehalte gegen chinesische Investoren und vor allem gegen Übernahmen durch chinesische Unternehmen, glaubt Wassner. "Doch mittlerweile sind wir da wesentlich positiver gestimmt, denn wir haben auch erfolgreiche Beispiele, wie eine Übernahme funktionieren kann."
Retter aus China
Vor über sechs Jahren übernahm zum Beispiel die chinesische SGSB Investmentgruppe 95 Prozent der Dürkopp Adler AG - einem Hersteller von Industrie-Nähmaschinen. Verunsicherung und Skepsis gegenüber dem neuen Großaktionär aus Shanghai machten sich breit - unter der Belegschaft und bei den Banken.
"Ich persönlich habe gedacht, es ist ein tiefer Einschnitt in die Firmengeschichte von Dürkopp Adler", erinnert sich Reinhard Kottmann, Generalbevollmächtigter der Dürkopp Adler AG. Nachdem er 30 Jahre bei der Firma beschäftigt war und sich ein chinesischer Großaktionär abzeichnete, war er aber in erster Linie neugierig.
Durch dick und dünn
Zuvor hatte die Dürkopp Adler über 40 Jahre mit einem Gesellschafter aus Süddeutschland zusammengearbeitet. So kamen anfänglich Schwierigkeiten in der Kooperation auf: unterschiedliche Denkweisen und Ansichten bezüglich Qualität der Produkte und betriebswirtschaftlichen Abläufe.
Mittlerweile ist die Skepsis gewichen über den chinesischen Partner. Beide Seiten seien aufeinander zugegangen, hätten ein gegenseitiges Verständnis entwickelt und gingen nun gemeinsam auch durch dick und dünn. Besonders in der Wirtschafts- und Finanzkrise - als Dürkopp Adler einen Umsatzeinbruch von 60 Prozent hinnehmen musste, habe der Gesellschafter Geld nachgeschossen. "Ohne diese Unterstützung hätte das Unternehmen die Finanzkrise wahrscheinlich nicht überlebt", erzählt Kottmann.
Win-Win-Situation
Beide Seiten profitieren vom Engagement chinesischer Investoren in Deutschland. In NRW beschäftigen chinesische Unternehmen an die 5000 Angestellte. Es sind attraktive Arbeitsplätze. Trotzdem mangelt es an Fachkräften mit ausreichenden Deutsch- und Chinesischkenntnissen - Fachkräften, die sich in beiden Kulturkreisen auskennen. Alleine dies würde das gegenseitige Verständnis beider Seiten fördern.
Autor: Chi Viet Giang / Zhang Danhong
Redaktion: Henrik Böhme