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Chinas Wirtschaft wächst robust

19. Oktober 2017

Während der Parteikongress der Kommunistischen Partei über die Wirtschaftspolitik berät, präsentiert China die aktuellen Konjunkturdaten. Die sehen recht solide aus – haben aber einen Haken.

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Blick auf Schanghai, das wirtschaftliche Zentrum Chinas
Blick auf Schanghai, das wirtschaftliche Zentrum ChinasBild: picture-alliance/dpa/Imaginechina/Guo Hui

Chinas Wirtschaft hat im Sommerquartal wie erwartet etwas an Schwung verloren. Die Wirtschaftsleistung legte verglichen mit dem Vorjahr im dritten Quartal um 6,8 Prozent zu, wie aus Daten hervorgeht. Im Frühjahrsquartal war das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik noch um 6,9 Prozent gestiegen.

Das Wachstum bewege sich in einem vernünftigen Rahmen, sagte ein Sprecher des Statistikamts. Die Zahl liegt noch immer deutlich über dem Jahresziel der Regierung, die "rund 6,5 Prozent" anstrebt. Im vergangenen Jahr war Chinas Wirtschaft um 6,7 Prozent gewachsen - so langsam wie seit 26 Jahren nicht mehr.

Die Delegierten des Parteitags in der Großen Halle des Volkes in Peking
Die Delegierten des Parteikongressesin der Großen Halle des Volkes in PekingBild: picture-alliance/ZumaPress/Lan Hongguang

Ökonomen führten das Wachstum im vergangenen Quartal auf die anhaltend hohe Kreditvergabe zurück, durch die der Bausektor einen Boom erlebe und viele Staatsbetriebe künstlich am Leben gehalten würden. Durch immer höhere Unternehmensschulden würden Probleme jedoch nicht gelöst, sondern nur verschoben. 

Zum Auftakt des chinesischen Parteikongresses, einem nur alle fünf Jahre stattfindenden politischen Schlüsseltreffen, gab es derweil kaum Anzeichen, dass die Stützungsmaßnahmen bald zurückgefahren werden. Statt neue Rezepte für die Wirtschaft zu verkünden, wiederholte Staats- und Parteichef Xi Jinping schon früher von der Regierung ausgegebene, aber noch immer nicht umgesetzte Reform-Versprechen.

 "Chinas offene Tür wird nicht geschlossen, sondern nur noch weiter geöffnet", hatte Xi Jinping zur Eröffnung des Parteitages gesagt. Die Regierung wolle Regeln und Praktiken "ausradieren", die fairen Wettbewerb behindern. Der Markt müsse eine "entscheidende Rolle" spielen. Im gleichen Satz hob der Präsident aber hervor, dass der Staat seine Rolle besser spielen müsse. 

Baustelle eines neuen Flughafens bei Peking - der Boom im Bausektor spielt für de Konjunktur eine wichtige Roll
Baustelle eines neuen Flughafens bei Peking - der Boom im Bausektor spielt für de Konjunktur eine wichtige RolleBild: Reuters/J. Lee

"Die Regierung hat sich entschieden, dass ihr ein stabiles Wachstum derzeit wichtiger ist, als die Entschuldung voranzutreiben", sagte Christopher Balding von der HSBC Business School in Shenzhen. China habe zwar versprochen, Maßnahmen gegen die hohen Schulden zu ergreifen. "Die realen Taten belegen aber etwas ganz anderes."

Schon vor dem Parteikongress hatte China zuletzt eine ganze Reihe positiver Wirtschaftsdaten vorgelegt. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hob vergangene Woche zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Wachstumsprognose für die zweitgrößte Volkswirtschaft um 0,1 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent an.  Allerdings warnte der IWF in seinem Bericht, dass China das Wachstum nach wie vor durch höhere Schulden erkaufe. Dies könne in Zukunft zu "einem starken Abschwung" führen. Der IWF forderte Peking auf, die Kreditvergabe zu zügeln.

Wegen der steigenden Schulden hatte die US-Ratingagentur S&P vergangenen Monat die Bonitätsnote des Landes um eine Stufe auf "A+" herabgesetzt. Das lang anhaltende starke Kreditwachstum in China habe die wirtschaftlichen und finanziellen Risiken erhöht, teilte S&P mit. Zwar habe das hohe Tempo des Kreditwachstums auch das Wirtschaftswachstum und die Vermögenspreise erhöht. Die Finanzstabilität habe aber gelitten. China warf der Ratingagentur vor, die Wirtschaft des Landes nicht richtig zu verstehen.

Anlässlich des KP-Kongresses in Peking forderte der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD), die chinesische Regierung auf, mit der versprochenen Marktöffnung endlich ernst zu machen. "Der frommen Worte sind genug gewechselt, nun wollen wir Taten sehen", sagte Lange der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Immer noch gebe es für europäische Investoren in China keine so guten Bedingungen, wie sie chinesische Investoren in der EU vorfänden. "Dieses Ungleichgewicht muss sich endlich ändern", forderte Lange. Dann könne es auch Fortschritte in den seit Jahren andauernden Verhandlungen über das Investitionsschutzabkommen zwischen China und der EU geben.

 stu/pg (afp, dpa, rtr)