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CHIO Aachen - Weltfest des Pferdesports

16. Juli 2019

Das offizielle Reitturnier Deutschlands ist eines der größten Sport-Events auf deutschem Boden. Seine lange Tradition und sein hohes Prestige sind nicht die einzigen Gründe, warum alle Reiter gerne nach Aachen kommen.

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CHIO Aachen 2013 | Ludger Beerbaum auf Pferd Chiara
Bild: picture-alliance/dpa/U. Anpsach

Knapp 600 Pferde, 340 Sportler aus 30 Nationen, die in den fünf Disziplinen Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Gespannfahren und Voltigieren an den Start gehen und insgesamt etwa 360.000 Zuschauer - nicht umsonst trägt der CHIO in Aachen den Namen "Weltfest des Pferdesports". Eine Woche lang misst sich hier jedes Jahr im Sommer die Weltelite miteinander - so auch in diesem Jahr. "Wir sind sehr glücklich mit unserer Teilnehmerliste. Wir haben in allen fünf Disziplinen die Nummer eins der Weltrangliste am Start", sagt Turnierdirektor Frank Kempermann. Der 64-jährige Niederländer ist seit über 25 Jahren Chef des CHIO.

CHIO steht für "Concours Hippique International Officiel", es ist also das offizielle internationale Reitturnier Deutschlands und damit das einzige in Deutschland, das Nationenpreise veranstalten darf. Seit 1924 findet das Turnier jedes Jahr in Aachen statt, 1927 waren erstmals auch internationale Teilnehmer am Start. 1929 wurde der erste Nationenpreis geritten. Seitdem gab es nur wenige Unterbrechungen: Zwischen 1940 und 1946 fiel der CHIO wegen des Zweiten Weltkriegs aus. Und weil Aachen 1986 die Reit-WM und 2015 die EM ausrichtete, fand der deutsche CHIO ausnahmsweise an anderen Orten statt.

Schon seit langer Zeit kommt Monica Theodorescu zum CHIO: "Ich bin schon als Kind hier gewesen, als meine Eltern beide hier am Start waren", sagt die Tochter zweier erfolgreicher Reiter und heutige Bundestrainerin der deutschen Dressur-Equipe. 1990 gewann sie als Reiterin den Großen Dressurpreis in Aachen. "Ich habe in den vergangenen 50 Jahren die stetigen Verbesserungen, Verwandlungen und Vergrößerungen miterlebt. Es war schon vor 50 Jahren das größte und großartigste Turnier, und das ist es für mich auch heute noch."

Kurze Wege

Auf den insgesamt 13 Hektar des Aachener Turniergeländes stehen neben Verwaltungsgebäuden, Stallungen, Reithallen, Fahr- und Abreiteplätzen zwei große Stadien, die es so für Reitsportveranstaltungen so gut wie nirgendwo auf der Welt gibt: die Dressur-Arena mit 6.300 Plätzen und das Hauptstadion für die Springreiter, in das 40.000 Zuschauer passen.

Deutschland Reit-Europameisterschaften in Aachen
13 Hektar für Spitzen-Reitsport: das Turniergelände des Aachener CHIOBild: picture-alliance/dpa/F. Gentsch

Da das Turnier gewachsen ist, ohne dass sich das zur Verfügung stehende Areal vergrößert hat, ist alles eng beieinander. Der Vorteil: Die Zuschauer haben - genau wie die Teilnehmer - die Möglichkeit, an einem Turniertag von mehreren Disziplinen etwas mitzubekommen.

"Das ist das Interessante an Aachen", sagt auch Springreiter Marcus Ehning, der im vergangenen Jahr mit der deutschen Equipe den Nationenpreis und anschließend auch noch den Großen Preis gewann. "Man hat an jeder Ecke jeden Tag irgendwas, wo man vom eigenen Sport abgelenkt wird, und dadurch auch von den anderen Sportarten etwas mitbekommt."

Hohes Prestige, hohe Gewinnsummen

Neben der langen Tradition, den hervorragenden Bedingungen und dem hohen Prestige, das ein Erfolg beim Aachener Turnier mit sich bringt, gibt es für die Sportler einen weiteren Grund, beim CHIO zu starten. "Dass die Reiter so gerne nach Aachen kommen, hat natürlich auch etwas mit dem Preisgeld zu tun", sagt Turnierdirektor Kempermann und lacht. Insgesamt beträgt das Preisgeld beim CHIO in diesem Jahr 2,7 Millionen Euro.

Schweiz Henrik von Eckermann
Knackt der Schwede Henrik von Eckermann mit einem Sieg in Aachen den großen Jackpot?Bild: picture-alliance/Beautiful Sports/T. Reiner

Die wichtigste Entscheidung im Springreiten ist Teil einer hochdotierten Turnierserie, des "Rolex Grand Slam". Dazu gehören auch die Springen von Genf, Calgary und s'Hertogenbosch. Wer zwei Springen in Serie gewinnt, erhält einen Bonus von 500.000 Euro, bei drei Siegen in Folge erhöht sich der Bonus auf eine Million Euro, bei vier Siegen sogar auf zwei Millionen. Summen, von denen Sportler in vielen anderen Sportarten nur träumen können. Das bislang letzte Springen der Serie in s'Hertogenbosch hat der Schwede Henrik von Eckermann gewonnen. Für ihn geht es in Aachen daher um besonders viel.

Partnerland Frankreich

Insgesamt beträgt der Etat des CHIO 16,5 Millionen Euro. Er ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen - einerseits, weil die Preisgelder gestiegen sind, andererseits aber auch, weil die Anforderungen an die Sicherheit und der Service im Bereich Digitalisierung sich vergrößert haben. Neben einer App, die den Zuschauern stets aktuelle Informationen und Ergebnisse liefert, versorgt der CHIO seine Follower bei Facebook und Instagram jeden Abend mit einer Video-Zusammenfassung der Entscheidungen des Tages. "Wir denken Social Media und Streaming zuerst und lineare Kommunikationswege, also Print, an zweiter Stelle", erläuterte Geschäftsführer Michael Mronz das Medienkonzept im Mai gegenüber der "Aachener Zeitung".

Neben dem Sport bietet der CHIO auch immer ein kulturelles Rahmenprogramm, das ganz im Zeichen des jeweiligen Partnerlandes steht. In diesem Jahr ist es Frankreich, entsprechend werden bei der opulenten Eröffnungsfeier mit Hunderten Pferden und knapp 1000 Statisten unter anderem berühmte französische Reitschulen auftreten und auch die französische Zucht ein Thema sein. Anschließend geht es dann um den Sport. Und dabei spielt nicht zuletzt das Aachener Publikum eine große Rolle, das fair jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer beklatscht, egal woher er kommt - auch wenn der Applaus bei den deutschen Startern immer noch einmal eine Idee lauter ausfällt.