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Christentum von Chinas Gnaden

Stefan Dege (mit dpa/kna)10. August 2014

Will China seine eigene Version des Christentums entwickeln? Das berichtet die Deutsche Presse Agentur unter Berufung auf chinesische Staatsmedien. Kurz vor der ersten Asienreise des Papstes lässt die Meldung aufhorchen.

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Christentum und Christenverfolgung in China (Foto: EPA/QILAI SHEN)
Bild: picture-alliance/dpa

Anfang der Woche bricht Papst Franziskus zu einem Besuch nach Südkorea auf. Er will dort hochrangige Kirchenvertreter aus ganz Asien treffen. Die Lage des Christentums auf diesem Kontinent genießt bei ihm derzeit höchste Priorität. So wird auch die Verfolgung von Christen in Ländern wie Nordkorea oder China die Besuchsagenda des römisch-katholischen Pontifex bestimmen.

Chinesische Staatsmedien zitierten am vergangenen Donnerstag (07.08.2014) den Direktor von Chinas Behörde für Religionsangelegenheiten, Wang Zuoan, wonach "die Entwicklung der christlichen Theologie Chinas nationalen Bedingungen Rechnung tragen und mit Chinas Kultur zusammenpassen" müsse. Die Führung in Peking will die christliche Theologie mit Chinas sozialistischem Weg "kompatibel" machen.

Peking will "positives und richtiges theologisches Denken"

Wang Zuoan verweist darauf, dass bereits im vergangenen Jahr eine fünfjährige Kampagne angestoßen worden sei, um christliche Theologie in China zu verbreiten. Dabei gehe es nicht um das Missionieren, sondern darum, "positives und richtiges theologisches Denken" zu unterstützen.

Chinesische Christin in China (Foto: picture-alliance/PHOTOSHOT)
Vom Staat gegängelt: Christen in ChinaBild: picture-alliance/Photoshot

In China bekennen sich immer mehr Menschen zum christlichen Glauben. Besonders evangelische Religionsgemeinschaften registrierten einen großen Zulauf. Behörden schätzen die Zahl der Protestanten im Land auf 23 bis 40 Millionen Menschen; jedes Jahr ließen sich etwa 500.000 Menschen taufen. Die Zahlen geben aber nur die Mitglieder der Staatskirche wieder. Denn die chinesische Kirche ist gespalten. Der weitaus größte Teil lebt in nicht registrierten sogenannten Hausgemeinden.

Die staatlich garantierte Religionsfreiheit ist weiterhin eingeschränkt. Peking schreibt vor, dass sich Protestanten in der sogenannten Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung und Katholiken in der Katholisch-Patriotischen Vereinigung registrieren müssen. Wer die Staatskirchen ablehnt, dem bleiben nur geheime Hausgemeinden, sprich: der Untergrund.

Spannungen zwischen Vatikan und Chinas Führung

Die Lage der Christen in China hatte sich in den vergangenen Jahren zunächst verbessert. Das christliche Hilfswerk Open Doors bescheinigte Peking zum Jahreswechsel Fortschritte für die geschätzt rund 80 Millionen Christen im Land. "Die kommunistische Regierung kontrolliert wie in der Vergangenheit auch weiterhin alle religiösen Aktivitäten", stellte die Organisation in ihrem Jahresbericht jedoch auch fest. Auch die beiden Großkirchen in Deutschland hatten die Situation von Christen im Reich der Mitte untersuchen lassen. Fazit des "Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit" von 2013: Chinas Christen leiden.

Seit dem Frühling verschärfen sich offenbar die Spannungen zwischen Behörden und Gläubigen. In der wohlhabenden Küstenprovinz Zhejiang in der Nähe von Shanghai ordneten Ordnungsämter den Abriss oder Umbau von mehr als 100 Kirchen an. Bei den meisten Gotteshäusern handelte es sich nicht um Gebäude der Untergrundgemeinden, sondern um ursprünglich von den Behörden genehmigte Gebetshäuser der Staatskirchen. Bei manchen Gotteshäusern konnten Gläubige die Abrissteams aufhalten. Andere Kirchen sind bereits zerstört worden.

Eine Frau betet nahe der Sheshan Catholic Church in Shanghai, China (Foto: EPA/QILAI SHEN)
"Die kommunistische Regierung kontrolliert wie in der Vergangenheit auch weiterhin alle religiösen Aktivitäten", schreibt das christliche Hilfswerk Open DoorsBild: picture-alliance/dpa

Das Vorgehen der Behörden könnte eine Annäherung zwischen Chinas Staatsführung und dem Vatikan zunichte machen. Seit Monaten war über mögliche Gespräche zwischen beiden Seiten spekuliert worden. 1951 hatten die Kommunisten in China die Beziehungen zum Vatikan gekappt. Schon Papst Benedikt XVI. unternahm den Versuch, auf die chinesische Führung zuzugehen. Doch schon die erste Annäherung zwischen Rom und Peking scheiterte 2010 - unter anderem am Konflikt über die Ernennung von Bischöfen. Benedikts Nachfolger Papst Franziskus hat nun die "Priorität Asien" ausgerufen und zwei Reisen in die Region angekündigt: In der kommenden Woche nach Südkorea und im Januar 2015 nach Sri Lanka und auf die Philippinen.