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Christoph Marthaler erhält Ibsen-Preis

14. September 2018

Der Schweizer Theaterkünstler wird mit einem der bedeutendsten Theaterpreise weltweit geehrt. Die Jury lobte unter anderem seine "unverwechselbare theatralische Sprache" und seinen "Schweizer Anarchismus".

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Norwegen Ibsen-Preis 2018 in Oslo | Auszeichnung für Christoph Marthaler
Bild: picture-alliance/DPR/NTB scanpix/C. Poppe

Der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler ist mit dem Internationalen Ibsen-Preis ausgezeichnet worden. Der 66-Jährige, der seit diesem Jahr Chef-Regisseur der Ruhrtriennale ist, nahm die mit umgerechnet rund 260.000 Euro dotierte Ehrung am Freitag im Osloer Nationaltheater entgegen. "Er hat seine eigene, einzigartige Bühnensprache kreiert, die den Weg ebnet für neue Einsichten in zwischenmenschliche Beziehungen", hatte die Jury ihre Entscheidung bereits im Frühjahr begründet. Als Direktor von Europas größten Theatern habe er einen Erzählstil kreiert, "der das zeitgenössische Sprech- und Musiktheater entscheidend geprägt und maßgeblich erneuert" habe. Damit habe Marthaler beträchtlich zur Entwicklung des Theaters als Kunstform beigetragen.

Wie der Namensgeber des Preises, der norwegische Dramatiker und Lyriker Henrik Ibsen (1818-1898), habe er über seine intensive Theaterarbeit hinaus, eine ganz eigene Kunstform entwickelt, so die Jury.

Intendanz Ruhrtriennale
Zusammen mit Stefanie Carp (r.) leitet Marthaler seit 2018 die RuhrtriennaleBild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender

Als Regisseur, Musiker und Komponist ist Marthaler für seine einzigartige Ausdrucksweise bekannt. Seine Werke bestehen aus einem meist minutiös abgestimmten Zusammenspiel aus Text und Musik. Eine Sonderrolle gebührt bei Marthaler stets der Gesang. Klug und unkonventionell inszeniert er gesungene Passagen, unterlegt sie oft mit absurden Szenarien.

Vom Musiker zum Theaterregisseur

Dass Musik in seinen Stücken immer ein Leitmotiv darstellt, ist kein Zufall. Marthaler studierte zunächst klassische Musik am Züricher Konservatorium, bevor er die Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris besuchte. Zurück in der Schweiz zeigte er erste eigene Stücke, komponierte und spielte Theatermusik. Von Basel ging er 1993 an die Berliner Volksbühne und später ans Hamburger Schauspielhaus, wo er unter anderem "Goethes Faust - Wurzel 1+2" inszenierte.

Henrik Ibsen - norwegischer Autor
Namensgeber des bedeutenden Theaterpreises: der norwegische Dramatiker Henrik IbsenBild: picture-alliance/IBL Schweden

Im Jahr 2000 wurde Marthaler Intendant des Züricher Schauspielhauses. Nach ständigen Querelen mit Stadtverwaltung und Kommunalpolitikern verließ er - enttäuscht und gekränkt - seine Heimatstadt. Marthaler kehrte zurück zu alten Wirkungsstätten nach Berlin und Hamburg und betrat gleichzeitig künstlerisches Neuland - egal ob in Paris, Salzburg oder München. Seine Inszenierungen wurden in den höchsten Tönen gelobt und weltweit aufgeführt. 2017 kehrte er schließlich mit "Mir nämeds uf öis" an das Schauspielhaus Zürich zurück. Doch von Dauer war die Rückkehr in seine Heimat nicht. Marthaler hat die Schweiz längst verlassen und lebt heute in Paris.

Der International Ibsen Award wird seit 2008, anfangs jährlich, seit 2010 alle zwei Jahre, verliehen. Er wird an Personen, Institutionen oder Organisationen vergeben, die einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Theaters als Kunstform geleistet haben. Mit 260.000 Euro ist er der weltweit am höchsten dotierte und gleichzeitig einer der bedeutendsten Theaterpreise weltweit.

fs/rbr (mit dpa / www.internationalibsenaward.com)