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Helfen globale Handelsregeln gegen das Aussterben?

25. November 2022

Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Ein Grund ist die Übernutzung. Das globale Artenschutzabkommen CITES soll das mit internationalen Handelsbeschränkungen stoppen. Hilft das wirklich?

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Orang Utan mit Baby auf dem Rücken schaut in die Kamera in Indonesien
Bild: picture alliance/dpa

Die Menschheit verändert die Natur in nie dagewesener Geschwindigkeit, die Bestände von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien, Reptilien gingen laut einem WWF-Report seit 1970 um fast 70 Prozent zurück.  

Verursacht wird das Massenaussterben durch die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, durch Umweltverschmutzung, Landwirtschaft, Erderhitzung und den Handel von Wildtieren und Pflanzen.

Mit dem Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) sollen inzwischen fast 40.000 Tier- und Pflanzenarten in ihrem Bestand mithilfe internationaler Handelsbeschränkungen geschützt werden. 1973 wurde es ausgehandelt, fast alle Staaten der Erde sind dem Abkommen inzwischen beigetreten. Alle drei Jahre treffen sich Regierungsvertreter zu Beratungen über bestehende und neue Handelsbeschränkungen, um das Aussterben zu stoppen. Bei der diesjährigen Konferenz in Panama ging es in den letzten zwei Wochen um den Schutz für fast 600 Tier- und Pflanzenarten.

Afrikanischer Waldelefant mit langen Stosszähnen steht auf einer Waldlichtung
Vom Aussterben besonders bedroht: Afrikanischer Waldelefant im KongoBild: Roger de la Harpe/DanitaDelimo/imago images

Handel mit Elfenbein bleibt verboten 

Elefanten gehören zu den Arten mit dem höchsten Schutzstatus. Der internationale Elfenbeinhandel ist seit 1989 verboten. Trotzdem erlegen Wilderer laut der Naturschutzorganisation WWF jedes Jahr rund 20.000 Elefanten in Afrika illegal. Einigen afrikanischen Ländern fehlen bisher die Ressourcen, um dies zu verhindern. 

Die Wilderei könnte einige Elefantenbestände bis zum Aussterben dezimieren. Afrikanische Savannenelefanten etwa sind inzwischen stark gefährdet und Waldelefanten vom Aussterben besonders bedroht, in einigen Regionen gingen ihre Bestände um bis zu 80 Prozent zurück.

In manchen Gebieten im südlichen Afrika konnten sich lokale Elefantenpopulationen jedoch auch erholen, darum werben einige Länder dort für die Wiedereinführung des Elfenbeinhandels. Eine Mehrheit für die Aufhebung des Elfenbeinexportverbots gibt es jedoch bei der diesjährigen CITES-Konferenz in Panama voraussichtlich nicht.

Ebenfalls erholen konnte sich die Population von Breithornnashörnern in Namibia. Sie dürfen nun zu Naturschutzzwecken im historischen Verbreitungsgebiet von Afrika gehandelt werden. Der Verkauf von Nashornhörner bleibt aber weiterhin verboten.

Hammerhai schwimmt im Wasser
Hammerhaie sind vom Aussterben bedroht: Ein internationales Exportverbot könnte die Population rettenBild: imago/Nature Picture Library

Mehr Schutz für Haie und Rochen

Flossen von Haien und Rochen sind für viele Menschen besonders in Asien eine Delikatesse. Laut Schätzungen der FAO sterben deshalb jährlich 70 Millionen Haie, der Bestand geht durch Überfischung stark zurück und ein Drittel der über 1200 Haiarten ist vom Aussterben bedroht. 

Bei der CITES-Konferenz sprach sich eine Mehrheit der Staaten dafür aus, über 90 Prozent aller gehandelten Haie und Rochenarten unter Schutz zu stellen. Das betrifft 54 Arten Grundhaie, sechs Arten von Hammerhaien und 37 Geigenrochen-Arten.

Die Tiere sollen jetzt in den sogenannten Anhang II des Artenschutzabkommens aufgenommen werden. Das bedeutet, dass nur noch Haie und Rochen gehandelt werden dürfen, die in Regionen mit guten Beständen gefischt wurden. Verantwortlich für die Überprüfung der Bestände und die Erteilung von Exportgenehmigungen sind die jeweiligen Staaten. 

Ein Tiger springt von der Seite mit erhobenen Vorderpranken gegen die Schultern eines zweiten Tigers
Der illegale Handel mit Tigerprodukten ist immer noch lukrativ: Hier ein Tigerpaar beim Paarungsspiel in einem Nationalpark in Rajasthan Bild: picture-alliance/imageBROKER/A. Singh

Striktes Handelsverbot für besonders gefährdete Arten

1082 Tier- und Pflanzenarten sind laut Artenschutzabkommen unmittelbar vom Aussterben bedroht und stehen deshalb unter besonderem Schutz. Zu diesen Tieren zählen unter anderen Affenarten, wie Gorillas und Schimpansen, Schuppentiere (Pangoline), Pandas, Papageien sowie Schlagen, Chamäleons und Meeresschildkröten und bedrohte Pflanzenarten wie Kakteen, Zypressen und Orchideen. 

Wilde Tiere und Pflanzen mit dem höchsten Schutzstatus dürfen nicht kommerziell gehandelt werden. Für den Export sind Aus- und Einfuhrgenehmigungen nötig, die die legale Herkunft bescheinigen.

Besonders geschützt werden seit langem auch wilde Raubkatzen wie Leopard, Luchs, Löwe, Jaguar, Puma und Tiger. Bei Tigern gibt es laut aktueller WWF-Studie allerdings weiterhin ein großes Problem mit illegaler Wilderei und Schmuggel: Tigerfelle werden als Bettvorleger illegal gehandelt, Tigerzähne und Knochen werden als magische Glücksbringer oder zur Herstellung von Medizinprodukten verkauft. In den illegalen Handel sind  laut WWF-Studie auch sogenannte Tigerfarmen involviert, besonders in Thailand, Laos und Vietnam. 

Der WWF fordert von den Staaten eine stärkere Strafverfolgung bei Schmuggel und Wilderei von Tigern. Außerdem drängt die Tierschutzorganisation auf die Schließung illegaler Wildtier-Märkte und ein schärferes Vorgehen gegen Tigerfarmen und hofft auf entsprechende Beschlüsse auf der Artenschutzkonferenz.

Pangolin Gürteltiere nach der Beschlagnahmung in Indonesien
Viele geschmuggelte Schuppentiere (Pangoline) werden wie hier nach einer Razzia in Indonesien beschlagnahmt: Das Fleisch der geschützten Tierart gilt als DelikatesseBild: picture-alliance/dpa/I. Damanik

Artenschutz braucht nicht nur Handelsbeschränkungen 

Hauptverantwortlich für das Artensterben in den Weltmeeren ist der Fischfang. Nur mit klaren Handelsbeschränkungen lässt sich das stoppen .

Auch für die Tier- und Pflanzenwelt an Land ist das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES wichtig, um Arten vor der Ausrottung zu bewahren. Mit einem Exportverbot konnte zum Beispiel das Vikunja in Südamerika vor Ausrottung geschützt werden, es ist eine kleine Anden-Kamelart, die dem Alpaka ähnelt. Wegen seines flauschigen Fells wurde es gejagt und der Bestand sank auf nur noch 10.000 Tiere. Heute gibt es wieder rund 500.000 Vikunja und der Bestand ist nicht mehr gefährdet.

Die verheerendste Ursache des Artensterbens ist jedoch die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, vor allem durch Abholzen von Wäldern, industrielle Landwirtschaft mit Ackergiften, durch Umweltgifte und die globale Erwärmung. Diese Formen der Bedrohung konnte das Washingtoner Artenschutzabkommen durch Handelsbeschränkungen bisher nicht stoppen. 

Rueter Gero Kommentarbild App
Gero Rueter Redakteur in der Umweltredaktion