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Clubhouse und die Sache mit dem Datenschutz

Brigitte Scholtes
26. Januar 2021

Clubabende suggerieren eine gewisse Intimität. Dieses Image will auch die Social-Media-App Clubhouse vermitteln - doch so exklusiv sich die App gibt, so öffentlich ist sie gleichzeitig.

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USA Social-Media-App Clubhouse
Bild: SvenSimon/picture alliance

Das musste etwa Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) erfahren, der sich am vergangenen Freitagabend in einem Clubhouse-Talk wohl tatsächlich wie an einer Hotelbar fühlte und angeregt plauderte. Dabei unterliefen ihm gleich mehrere Fauxpas: Zum einen nannte er die Bundeskanzlerin "Merkelchen", wofür er sich mittlerweile entschuldigt hat. Zum anderen offenbarte er, dass er während der langen Bund-Länder-Beratungen zur Coronakrisenbekämpfung gelegentlich das Handy-Spiel Candy Crush zockt. Ein Kommunikationsdesaster für den Ministerpräsidenten.

Die Social-Audio-App - noch immer eine sogenannte Beta-Version - hat also ihre Tücken, auch wenn sie so beliebt ist, dass sie eine Woche lang auf Platz eins in Apples App-Store stand. Und zwar nur dort, denn nur iPhone-Besitzer können sie bisher nutzen. Besitzer von Android-Smartphones bleiben vorerst noch außen vor. Immerhin haben die beiden Firmengründer Paul Davison und Rohan Seth angekündigt, dass die App künftig auch auf Smartphones mit dem Google-Betriebssystem zu finden sein wird. Dann können die nach Milliarden zählenden Android-Nutzer ebenfalls drauflos erzählen. Wenn sie denn dürfen. 

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow
Thüringens Ministerpräsident Bodo RamelowBild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Talkshow ohne Bilder

Denn Zutritt zum Clubhouse bekommt man nur, wenn man von einem Teilnehmer eingeladen wird. Jeder neue Nutzer darf zwei Einladungen an seine Freunde verschicken. Wer zu diesem exklusiven Kreis gehört, kann unter hunderten Konferenzen aussuchen, die parallel stattfinden und auch zwischen den Talks wechseln. Man müsse sich Clubhouse vorstellen wie eine kleine Talkshow - nur ohne Bilder, erklärt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen: Die App sei eine reine Audioplattform, in der die Nutzer und Nutzerinnen "Rooms" oder "Räume" erstellten. Innerhalb dieser Räume könne man mit allen reden und diskutieren.

Unter ihnen sind dann auch inzwischen Promis, Politiker und Journalisten. Bei all dem Hype sollte man aber seine grundsätzliche Vorsicht in puncto Datenschutz nicht ablegen, warnt die Verbraucherschützerin. Denn bei der Registrierung müssen die Nutzer den Zugriff auf alle gespeicherten Kontakte erlauben. Nur dann darf man Einladungen an seine Freunde verschicken. "So besteht die Gefahr, dass Schattenprofile erstellt und zu Werbezwecken genutzt werden", warnt Oelmann. Das aber sei nach Artikel 14 der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nicht zulässig. Denn die betroffenen Kontakte würden nicht vorab über die Nutzung ihrer persönlichen Daten informiert.

Datenkrake Clubhouse

Ein weiterer Kritikpunkt der Verbraucherschützerin: Alle Gespräche können temporär aufgezeichnet werden, wenn etwa während des Live-Gesprächs ein Regelverstoß gemeldet wird: "Wer dann aber Zugriff auf die Gesprächsinhalte bekommt und wer und wann über die Löschung der Gespräche entscheiden wird, bleibt im Dunkeln." Und das ist nicht alles: Clubhouse sammelt auch Daten, um ein Kommunikationsprofil zu erstellen, also etwa Informationen darüber, mit welchen Accounts und Gruppen man sich austauscht, wie oft und wie lange man aktiv ist und zu welchen Tageszeiten.

Big Tech will nur das Beste von seinen Kunden: Ihre Daten
Big Tech will nur das Beste von seinen Kunden: Ihre DatenBild: Ozan Kose/AFP/Getty Images

Die Datenschutzbestimmungen von Clubhouse seien nicht klar formuliert: "Es bleiben viele Fragen offen, welche Daten für welche konkreten Zwecke erhoben und verarbeitet werden", mahnt Annabel Oelmann. Das aber sollte nach dem datenschutzrechtlichen Transparenzgebot selbstverständlich sein. Ihre Schlussfolgerung: Clubhouse sei eine Datenkrake. Wer die App nutze, zahle dafür nicht nur mit den eigenen persönlichen Daten, sondern gebe auch die persönlichen Daten von Familie, Freunden und Bekannten preis. Oder eben, was man so treibt in der Ministerpräsidentenrunde bei der Kanzlerin.