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Commerzbank: Wie Phönix aus der Asche

16. Februar 2023

In der Finanzkrise war die Commerzbank teilverstaatlicht worden, das Geldhaus konnte so überleben und seine Verbindlichkeiten langsam abtragen. Jetzt melden sich die Frankfurter zurück - und formulieren ehrgeizige Ziele.

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Commerzbank Logo
Bild: Marcel Lorenz/imago images

Konzernchef Manfred Knof bringt es auf einen Nenner: "Die Commerzbank ist wieder da." Der Milliardengewinn 2022 soll erst der Anfang sein. Die Bank knüpft mit einem Milliardengewinn an Zeiten vor der Finanzkrise an und strebt in diesem Jahr weiteres Wachstum an. "Unter dem Strich soll das Konzernergebnis deutlich über dem von 2022 liegen", kündigte das Institut am Donnerstag an.

Im vergangenen Jahr verdiente die Commerzbank unter dem Strich gut 1,4 Milliarden Euro und damit mehr als dreimal so viel wie ein Jahr zuvor - und das trotz Belastungen von rund einer Milliarde Euro bei der polnischen Tochter mBank. Einen höheren Überschuss hatte die Commerzbank zuletzt 2007 mit etwas mehr als 1,9 Milliarden Euro ausgewiesen. 2010 lag der Gewinn knapp unter dem Wert von 2022.

Commerzbank Jahreszahlen Manfred Knof
Er mag hier gerade nicht so aussehen, doch Manfred Knof hatte heute gute Zahlen und große Ziele zu verkündenBild: Hannes P Albert/dpa/picture alliance

Krisen, Umbauten, Schließungen

In diesen mehr als zehn Jahren hat das Geldhaus reichlich Krisen und Konzernumbauten hinter sich bringen müssen. Der Staat bewahrte das Institut nach Übernahme der Dresdner Bank in der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden vor dem Kollaps und ist bis heute mit 15,6 Prozent größter Einzelaktionär. Ein gescheiterter Fusionsversuch mit der Deutschen Bank und Personalquerelen sorgten in den Jahren nach der Finanzkrise für Unruhe.

2021 war die Commerzbank nach einem Konzernumbau in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt und hatte unter dem Strich 430 Millionen Euro verdient. Der Anfang 2021 angetretene Konzernchef Manfred Knof hatte den Sparkurs verschärft. Die Bank baute Tausende Stellen ab und verkleinerte ihr noch vor der Pandemie mit etwa 1000 Standorten in Deutschland relativ engmaschiges Filialnetz deutlich. In diesem Jahr soll etwa 400 Filialen übrig bleiben.

Commerzbank Jahreszahlen
Wenn die Bank nur noch wenige Hundert Filialen unterhält, haben viele Kunden bald weite Wege vor sichBild: Robert Michael/dpa/picture alliance

Stress in  Polen

Getragen vom Geschäft vor allem mit Firmenkunden und dank der Zinswende steigerte die Commerzbank 2022 ihre Erträge - also die gesamten Einnahmen - zum Vorjahr um rund zwölf Prozent auf gut 9,46 Milliarden Euro.

Banken bekommen seit Juli 2022 wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Zudem verdienen Geldhäuser zum Beispiel an höheren Kreditzinsen. Ihren Zinsüberschuss will die Commerzbank in diesem Jahr von rund 6,46 Milliarden auf deutlich mehr als 6,5 Milliarden Euro steigern.

Einsparungen durch Filialschließungen und Stellenabbau halfen der Bank, die Kosten um 3,2 Prozent auf rund 6,5 Milliarden Euro zu senken. Für 2023 ist ein Wert von 6,3 Milliarden Euro angepeilt.

An Erträgen und Gewinn der Commerzbank zehrten auch 2022 Belastungen im Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten bei der Tochter mBank. Hinzu kamen unter anderem die in Polen gesetzlich verordneten Zins- und Tilgungsstundungen. Die mBank schrieb 2022 rote Zahlen.

Deutsche Bank und Commerzbank verfolgen Fusionspläne nicht weiter
Eine Fusion mit der Deutschen Bank war lange diskutiert und verhandelt worden, kam dann aber nicht zustandeBild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Gute Nachricht für Aktionäre

Einen weiteren Lichtblick gibt es womöglich schon am Freitagabend. Dann entscheidet die Deutsche Börse, welches Unternehmen den Gasekonzern Linde, der sich von der Frankfurter Börse zurückzieht, im deutschen Börsenindex ersetzt. Die Commerzbank strebt nämlich nach den zwei profitablen Jahren in Folge zurück in den Dax. Um den Wiederaufstieg in die erste deutsche Börsenliga nach viereinhalb Jahren zu beschleunigen, hatte der Konzern bereits Ende Januar Eckdaten für das vergangene Jahr veröffentlicht. Die Deutsche Börse gibt am Freitagabend bekannt, wer am 27. Februar für den Gasehersteller Linde in den Kreis der 40 Konzerne im Deutschen Aktienindex aufrücken wird.

Auch den Aktionärinnen und Aktionären verspricht das Commerzbank-Management wieder bessere Zeiten: Die Anteilseigner sollen erstmals seit 2018 wieder eine Dividende erhalten - und zwar 20 Cent je Aktie. Zudem ist ein Aktienrückkaufprogramm geplant, über das Kapital zurückfließen kann.

dk/hb (dpa, rtr)