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Corona hat den Konsum abgewürgt

20. April 2021

2020 hat jeder Deutsche im Schnitt rund 1250 Euro weniger für Konsum ausgegeben. Zwar hat das zu einem beträchtlichen Konsumstau geführt, ob dieser aber konjunkturfördernd abgebaut werden kann, ist nicht ausgemacht.

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Deutschland Köln Schaufensterpuppen im Schlussverkauf
Bild: picture-alliance/Geisler-Fotopress/C. Hardt

Der Rückgang im Vergleich zu 2019 belaufe sich auf insgesamt 104 Milliarden Euro oder mehr, berichtet die Rheinische Post aus Düsseldorf. Die Zeitung beruft sich auf eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Demnach geht der Rückgang zum Teil auf verringerte Einkommen während der Coronavirus-Pandemie und teilweise auf eine höhere Ersparnis zurück. Vor allem für Kleidung und Schuhe sei deutlich weniger ausgegeben worden. Der so entstandene Konsumverlust summiere sich auf mindestens 104 Milliarden Euro.

Das Institut beruft sich auf Daten aus dem IW-Verbrauchervertrauensindex, den die Forscher quartalsweise mit dem internationalen Think-Tank "The Conference Board" ermitteln. Der Minderkonsum verteile sich dabei teilweise auf die verringerten Einkommen und teilweise auf eine höhere Ersparnis.

Die Zurückhaltung dauert an

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten in der vergangenen Woche erklärt, die Konsumenten hätten Kaufkraft von insgesamt rund 200 Milliarden Euro aufgestaut. Würden sie dieses Geld im Falle des Endes der Corona-Krise in den Konsum stecken, könne der für den Sommer erwartete Aufschwung noch deutlich kräftiger ausfallen als erwartet.

Das arbeitgebernahe IW dämpft laut Rheinischer Post nun diese Erwartungen. Trotz der angestauten Kaufkraft hielten sich die Bürger in Umfragen zur Konsumentenlaune derzeit weiter zurück. Die Einschätzung der Befragten, ob gerade eine gute Kaufgelegenheit sei, rutschte im ersten Quartal 2021 demnach wieder in den negativen Index-Bereich. 43 Prozent wollten ihr überschüssiges Einkommen sparen, normalerweise seien es unter 30 Prozent.

Das Problem "körpernaher Dienstleistungen"

Besonders wenig hätten die Bundesbürger 2020 kurzlebige Artikel gekauft, betonen die Autoren der Studie. Der Kauf langlebiger Konsumgüter wie Autos oder Möbel sei im Zuge des ersten Lockdowns zwar auch zurückgegangen, die Nachfrage habe aber im zweiten Halbjahr 2020 um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt - was der Studie zufolge auch an der vorrübergehenden Mehrwertsteuersenkung gelegen haben dürfte.

Der Einbruch bei Dienstleistungen sei um ein Vielfaches höher gewesen. Im gesamten Jahr 2020 habe sich der Rückgang auf 78 Milliarden Euro summiert. Das seien mehr als zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. "Die staatlich verordnete Schließung von körpernahen Dienstleistungen, Gastronomiebetrieben, Hotels, Freizeit- und Veranstaltungseinrichtungen haben viele Konsumwünsche unmöglich gemacht", sagte IW-Wissenschaftler Hubertus Bardt.

dk/iw (dpa, afp, rtr)