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Impfstoff-Produktion in Afrika läuft an

Martina Schwikowski
26. Oktober 2021

Wettlauf um den Aufbau von Impfstoff-Fabriken: Moderna und BioNTech sagen Investitionen für die Herstellung von Vakzinen in Afrika zu. Doch welches Land bekommt den Zuschlag für die Hightech-Standorte?

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Senegal | Produktion von Gelbfieber-Impfstoff im Institut Pasteur in Daka
Produktion von Gelbfieber-Impfstoff im Institut Pasteur in Dakar: Geplante Zusammenarbeit mit BioNTechBild: Ute Grabowsky/photothek/picture alliance

In Afrika mangelt es immer noch an Corona-Impfstoff. Bislang ist der Kontinent weitgehend auf Lieferungen aus Übersee angewiesen. Gleich zwei führende Unternehmen wollen das nun ändern: Moderna und BioNTech, die Hersteller der besonders wirksamen mRNA-Impfstoffe, liefern sich gerade eine Art Wettrennen um den Aufbau von Produktionskapazitäten in Afrika.

So hat der US-Pharmakonzern Moderna vor wenigen Tagen angekündigt, die Suche nach einem Standort auf dem Kontinent zu intensivieren.

Bau einer Impfstoff-Fabrik in Afrika

Auch das in Mainz ansässige deutsche Unternehmen BioNTech mit seinem US-Partner Pfizer leitete erste Schritte ein und kündigte an, bereits Mitte 2022 mit dem Bau einer ersten Produktionsstätte für mRNA-basierte Impfstoffe in Afrika zu beginnen. Zunächst sei eine Fertigungsstraße mit einer Kapazität für 50 Millionen COVID-19-Impfstoffdosen pro Jahr geplant. Eine Absichtserklärung mit der ruandischen Regierung und dem Institut Pasteur de Dakar im Senegal wurde unterzeichnet. Einen genauen Standort für die Produktionsstätte nannte BioNTech noch nicht.

"Wir werden gemeinsam daran arbeiten, ein regionales Produktionsnetzwerk aufzubauen, um den Zugang zu in Afrika produzierten Impfstoffen für Afrika zu unterstützen", kündigte BioNTech-Mitgründer Ugur Sahin an. Ziel sei es, Impfstoffe in der Afrikanischen Union zu entwickeln und nachhaltige Impfstoffproduktionskapazitäten aufzubauen, um die medizinische Versorgung in Afrika zu verbessern - gemeint sind damit Vakzine auch gegen andere Krankheiten wie Malaria, die ebenfalls auf der mRNA-Technologie basieren.

Infografik Impfstoffherstellung Afrika DE

Weniger als fünf Prozent der Afrikaner seien vollständig gegen COVID-19 geimpft, sagte John Nkengasong, Direktor der Afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) nach der Ankündigung von Moderna. Die Vakzine gelangen bisher über die COVAX-Initiative (COVID-19 Vaccines Global Access) sowie über Spenden nach Afrika. Während in Europa über Impfmüdigkeit diskutiert wird, ist Afrika von einer Impfgerechtigkeit weit entfernt.

Voraussetzung: Stabiles Gesundheitssystem

Moderna hatte schon vergangene Woche angekündigt, eine Fabrik in Afrika bauen zu wollen, um bis zu 500 Millionen Impfstoffdosen pro Jahr zu produzieren. Es komme dem Unternehmen auf die Arbeitsbedingungen an, so Noubar Afeyan, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender von Moderna.

Noubar Afeyan
Moderna-Chef Afeyan: "500 Millionen Dollar Investitionen"Bild: Guglielmo Mangiapane/REUTERS

"Es geht um das Vorhandensein von geschultem Personal, das uns zumindest bei einigen der erforderlichen klinischen Tests helfen kann", sagte Afeyan der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben mehrere Länder auf dem Schirm, die bereits über ein gutes Gesundheitssystem verfügen und großes Interesse an der Arbeit in diesem Bereich haben. Wir werden also Partner finden, und die Hauptinvestition von etwa 500 Millionen Dollar in den Aufbau dieser Einrichtung investieren."

Infografik Karte Covid-Impffortschritt in Afrika DE

Moderna wolle die Anlagen so einrichten, dass die Firma mehrere Impfstoffe herstellen können. "Sodass wir in Zukunft, wenn es eine Pandemie gibt - das wird sicherlich der Fall sein - die Anlage sehr schnell umrüsten können, um den Pandemie-Impfstoff herzustellen", sagte Afeyan und bestätigte: Ruanda, Senegal und Südafrika könnten potenzielle Standorte für die geplante Impfstofffabrik in Afrika sein. Aber wie BioNTech/Pfizer ist auch bei Moderna offenbar noch keine Entscheidung gefallen.

Südafrika wird zum Impfstoff-Hub

Südafrika verfügt über medizinische Forschungskapazitäten und eine Pharmaindustrie, das senegalesische Pasteur-Institut stellt Gelbfieber-Impfstoffe her und Ruanda hat Interesse an der Herstellung von Impfstoffen und Medikamenten bekundet. Schon im August hatte BioNTech mitgeteilt, den Bau von Produktionsstätten für Malaria- und Tuberkulose-mRNA-Impfstoffe in Ruanda und Senegal zu erwägen.

Biontech Marburg - Herstellung des Corona-Impfstoffes
Deutsches BioNTech-Werk in Marburg: Produktionsstart in Afrika Mitte 2022Bild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Zu den traditionellen Impfstoffherstellern in Afrika zählt Biovac in Südafrika. "Biovac ist im Begriff, über die nächsten Monate die notwendigen Änderungen der Infrastruktur vorzunehmen, um den Technologietransfer unter Leitung von Pfizer zu leisten", sagte Patrick Tippoo der DW. Er ist Direktor der afrikanischen Impfhersteller-Initiative AVMI (African Vaccine Manufacturing Initiative) in Kapstadt.

Demnnach, etwa im Juli 2022, werde eine Lizenz bei den zuständigen Behörden beantragt. Ist die Erlaubnis erteilt, könne die kommerzielle Herstellung von Corona-Impfstoff beginnen. Er fügt an: "Wir hoffen, dass wir im Herbst 2022 soweit sind." Auch BioNTech peilt einen Produktionsstart Mitte des kommenden Jahres an. In Südafrika arbeitet laut Tippoo auch der US-Hersteller Johnson & Johnson mit der lokalen Pharmafirma Aspen zusammen und startete bereits die Produktion von Impfstoffen.

Es gebe eine Reihe von Partnerschaften: Ägypten arbeitet seit August 2021 mit dem chinesischen Impfstoff-Hersteller Sinovac zusammen, sagte Tippoo und auch Ghana habe angekündigt, lokal Impfstoffe herstellen zu wollen. Wie stark diese Entwicklung zur Reduzierung derImpfstofflücke von zwei Milliarden Impfdosen auf dem Kontinent beitrage, hänge davon ab, wie schnell die Vakzine auf den Markt gelangen. Und welche zusätzlichen Lieferungen aus dem Ausland kämen, auch es neue Corona-Mutationen gibt, gegen die die etablierten Impfstoffe nicht mehr so gut wirken.

Mehr Autonomie auf dem Kontinent

Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft betont die Wichtigkeit, dass gerade diese "innovativen und hochwirksamen Impfstoffe auf dem Kontinent produziert werden können, um global die Kapazitäten zu erhöhen. Aber auch, damit Afrika aus der Rolle herauskommt, das zu nehmen, was andere ihnen überlassen", sagt er der DW.

Christoph Kannengießer
Wirtschaftsvertreter Kannengießer: "Größere Diversifizierung, stärkere Partnerschaften und private Investitionen"Bild: Metodi Popow/imago images

Der Aufbau hochkomplexer Anlagen dauere seine Zeit, da sei Vertrauen in Afrika und seine Partner gefragt, so Kannengießer. Es gäbe gute Chancen, dort viel mehr an medizinischem Bedarf zu produzieren, es müsse eine größere Diversifizierung von Lieferketten entstehen, stärkere Partnerschaften und private Investitionen müssten gefördert werden.

Stärkere Autonomie führe dazu, das Gesundheitssysteme insgesamt widerstandsfähiger werden, sagte Kannengießer. "Das ist ein ökonomischer Imperativ."