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Corona-Impfung verzögert Periode minimal

9. Januar 2022

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Frauen nach einer Corona-Impfung länger eine unregelmäßige Menstruation haben. Laut einer US-Studie verschiebt sich die Periode aber meist nur vorübergehend um einen Tag.

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Eine Angestellte in einer Produktionshalle hält ein Tampon in den Händen
Die beruhigenden Studienergebnisse können auch Fake-News entkräftenBild: Sebastian Kahnert/dpa/picture alliance

Eine im Fachjournal "Obstetrics & Gynecology" veröffentlichte Studie bestätigt jetzt ein Phänomen, das einige Frauen nach Corona-Impfungen an sich beobachtet hatten: Die Monatsblutung setzt nach der Impfung etwa einen Tag später ein als bei Frauen aus einer ungeimpften Kontrollgruppe. 

Aber insgesamt können Frauen beruhigt sein: Eine Corona-Impfung hat kaum weitere Auswirkungen auf die Periode. Die Monatsblutung verzögert sich nur geringfügig, die Dauer der Periode bleibt weitgehend unverändert und die beobachtete minimale Veränderung ist auch nur vorübergehend. 

Beruhigende Ergebnisse sollen Fake-News entkräften

Die Hauptautorin der Studie, die Ärztin Alison Edelman von der Oregon Health & Science University, bezeichnete die Ergebnisse als "sehr beruhigend". Sie hoffe, dass die Studie auch dazu beitragen könne, Falschinformationen im Internet über starke Veränderungen der Periode oder gar Unfruchtbarkeit nach Impfungen zu widerlegen.

Für die Studie hatten die Forschenden die anonymisierten Daten einer Zyklus-App von Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren ausgewertet, die keine hormonelle Verhütung verwenden.

Ausgewertet wurden die Daten von 3,959 Frauen, von denen 2403 geimpft waren: 55 Prozent waren mit der Vakzine von BioNTech/Pfizer, 35 Prozent mit dem Moderna-Impfstoff und 7 Prozent mit dem Einfachimpfstoff von Johnson & Johnson geimpft worden. Als Kontrollgruppe wurden die Daten von 1556 ungeimpften Frauen ausgewertet.

Konkret wurde die Daten aus drei aufeinanderfolgenden Zyklen vor der Impfung mit den Daten aus drei Zyklen während bzw. nach der Impfung verglichen. In der Kontrollgruppe der ungeimpften Frauen wurden die Daten aus sechs aufeinanderfolgenden Zyklen verglichen.

Veränderung medizinisch nicht signifikant

Obwohl die Periode sehr individuell ausfallen kann, dauern Menstruationsblutungen im Durchschnitt fünf bis sieben Tage. Die Dauer der Periode steht im Zusammenhang mit der Zykluslänge, in der Regel beträgt diese 28 Tage. Die Zeit zwischen zwei Blutungen beträgt durchschnittlich 21 Tage. Die genaue Dauer verändert sich aber auch im Laufe des Lebens oder durch äußere Faktoren wir Stress.

Das passiert während der Menstruation

Das Ergebnis der Studie zeigte: Nach der ersten Impfung verlängerte sich die Zyklusdauer im Durchschnitt um 0,64 Tage. Nach der zweiten Impfdosis verlängerte sich die Zyklusdauer um 0,79 Tage.

Wenn die Impfung zu Beginn der Follikenphase, also zwischen dem Eintritt der Menstruation und dem nächsten Eisprung erfolgt, dann sind die Verzögerungen am stärksten. In bereinigten Modellen zeigte sich bei Personen, die beide Impfstoffdosen innerhalb eines Zyklus erhielten, eine um 2 Tage längere Zyklusdauer im Vergleich zu ungeimpften Personen. 

Aus medizinischer Sicht ist eine solche minimale Veränderung des Menstruationszyklus aber nicht signifikant. Der Weltverband der Frauenärzte, die International Federation of Gynecology and Obstetrics,  stuft Veränderungen von weniger als acht Tagen als normal ein.

Angeregtes Immunsystem

Als mögliche Gründe für die marginale Veränderung nach einer Impfung nennt die Studie eine Reaktion des in Gang gesetzten Immunsystems auf den Impfstoff, vor allem wenn das Immunsystem sogenannte Zytokinen, also Entzündungsbotenstoffe produziert.

Grundsätzlich wird der monatliche Zyklus von den Hormonen des Hypothalamus, der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und den den Eierstöcken (Ovarien) gesteuert. Dies bereitet den weiblichen Körper auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Das durch eine Impfung angeregte Immunsystem könnte einen kurzzeitigen Einfluss auf die alles steuernde Hypothalamus-Hypophysen-Eierstock-Achse haben. 

Ob diese geringfügigen Veränderungen auch nach Impfungen mit anderen Impfstoffen zu beobachten sind und ob die Menstruationszyklen auch langfristig zu den ursprünglichen Werten zurückkehren, wollen die Forschenden in den nächsten Monaten auch weltweit untersuchen.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund