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Gesellschaft

Und fertig ist die Maske

Melissa Sou-Jie van Brunnersum ml
28. April 2020

Bananenblätter am Amazonas, Backpapier in Italien - es gibt viele Möglichkeiten, sich eine Mund- und Nasenmaske selbst anzufertigen. Ob die dann etwas helfen, das ist eine ganz andere Frage.

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Peru Coronavirus Eine selbstgemachte Gesichtsmaske
Bild: Reuters/S. Castaneda

In Israel sind sie Pflicht. In Tschechien auch - und nun auch in Deutschland, jedenfalls im Nahverkehr und in Geschäften: Mund- und Nasenmasken. Doch weltweit herrscht ein Mangel an solchen Gesichtsmasken, was Regierungen zu hektischer Betriebsamkeit bewogen hat. Und Menschen weltweit zu beträchtlicher Kreativität.

Halten wir fest: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat empfohlen, dass nur Menschen mit COVID-19-Symptomen eine Maske benötigen. Oder solche, die Coronavirus-Patienten pflegen. Aber was soll's: Sicher ist sicher. Oder, wie man es auch ausdrücken könnte: Viel hilft viel. Manche Experten sehen das anders, aber das ist eine andere Geschichte..

Masken - mal als Scherz, mal aus purer Not

Denn eigentlich sind die medizinischen Masken zertifiziert. Die Fabriken, die hier eine Lizenz haben, bemühen sich, die 20fache Menge am Tag herzustellen, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Aufgrund des schrecklichen Mangels sind die Preise für Gesichtsmasken um das Zehnfache gestiegen. Immer mehr Fälle von Scheinanbietern werden bekannt. Oder von Anbietern, die scheinbar wirksame Masken anbieten.

Was bleibt? Kreativität. Auf der chinesischen Plattform Weibo sind Fotos veröffentlicht, auf denen sich Zeitgenossen Damenbinden und Windeln vor das Gesicht schnüren. Oder Obstschalen. Und auf Twitter gibt es eine Vielzahl von Beispielen. Manche lustig, andere abschreckend oder- je nach Weltregion - erschreckend. Von den USA bis Indien setzen sich Menschen an die Nähmaschine - und teilen ihre Schnittmuster mit Followern auf der ganzen Welt.

Italien: Mit Backpapier

Die italienische Journalistin und Moderatorin Barbara Palombelli zum Beispiel zeigte ihren Landsleuten, wie man eine ordentliche Mund- und Nasenmaske mit handelsüblichem Backpapier zusammenfalten und -bauen kann. Ihr kreativer Kurs wurde im Fernsehen ausgestrahlt: die meisten Italiener saßen ja eh daheim.

Großbritannien: Take Tupperware!

Als man in Großbritannien noch arglos im Underground herumfuhr, lange bevor auch Premierminister Boris Johnson einsehen musste, wie tückisch dieses Virus wirklich ist, hatten andere Briten die Zeichen der Zeit bereits erkannt: Take Tupperware to tube! Über die Qualität der Sauerstoffzufuhr lagen hier keine Informationen vor. Aber immerhin trug diese Zeitgenossin noch ihre Brille: Freie Sicht für freie Briten.

Kuba und Japan: Büstenhalter, Taschentücher

Man muss sich zu helfen wissen. Kubaner und Japaner verfielen aufgrund des Mangels an Schutzausrüstung ebenfalls auf unkonventionelle Methoden. Frau muss sich den BH nicht zwingend dort anziehen, wo er der Erdanziehungskraft entgegenwirkt und attraktive Weiblichkeit unterstreicht. Und Küchentücher entwickeln auch jenseits ihres eigentlichen Gebrauchs Sinn. Ein paar Gummibänder helfen: Fertig ist die Maske!

Hongkong: Message in a bottle!

Fast möchte man rufen: Liebe Kinder, bitte nicht nachmachen! Aber, zu spät: In Hongkong haben diese Passanten hier Plastikflaschen aufgeschnitten, um sich so gegen das Coronavirus zu wappnen. Ein bodenloser Einfall. Und wenn man so in der Straßenbahn noch eben seine Kurznachrichten checken will, empfiehlt sich der alte Police-Gassenhauer "Message in a bottle".. Entschuldigung, aber man wird doch noch einen Witz machen dürfen.

 

Philippinen: der Vulkan als Vorbote

Dabei sind viele Menschen gegenwärtig gar nicht zum Scherzen aufgelegt. Die Bevölkerung auf den Philippinen zum Beispiel weiß schon seit dem Ausbruch des Vulkans Taal im Januar, wie wertvoll und auch knapp Gesichts- und auch Atemmasken sind. Was tun? Windeln, Unterwäsche oder auch Müllsäcke können helfen. Ein wenig. Möglicherweise.

Bananenblätter am Amazonas

Die indigene Bevölkerung im peruanischen Amazonasdschungel, fern von staatlicher Unterstützung, schützt sich mit Gesichtsmasken aus den Blättern von Bananenstauden. Die werden zuerst gewaschen und dann über ein Feuer gelegt, um die Blätter weich zu machen.

"Wir nehmen das, was wir haben, um uns vor dieser Krankheit zu schützen", sagte Julio Cusurichi, der Führer der Föderation indigener Gemeinden in der Region Madre de Dios im zentralen Dschungel Perus, gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP. "Bis jetzt haben wir keine Hilfe von der Regierung. Nahrungsmittel sind bereits knapp, es gibt kein Geld für Öl, noch für Zucker und noch viel weniger für Masken."

Kenia: Müll, Blätter und Gemüse

Es wird die Peruaner nicht trösten, dass sie nicht allein sind in der Not. In Afrika, etwa in Kenia, ist die Lage kaum besser. Twitter-Posts zeigen, wie sich die Bevölkerung dort Blätter vor den Mund bindet oder auf diese Weise Abfälle, nun ja, recycelt. Es illustriert den gravierenden Mangel an medizinischer Schutzausrüstung inmitten der Coronavirus-Pandemie.