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Politik

EU will abgestimmte Corona-Warn-App

13. Mai 2020

Deutsche Unternehmen haben erste Entwürfe zur Programmierung der Corona-Warn-App veröffentlicht. Doch die Entwicklung soll koordinierter verlaufen, wünscht die EU - trotz Uneinigkeit bei der Datenspeicherung.

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Screenshot von der neuen Corona App
Bild: Deutsche Telecom/Github

Bei der Entwicklung von sogenannten Corona-Warn-Apps haben sich die EU-Mitgliedsstaaten auf ein koordiniertes Vorgehen verständigt. Das teilte die EU-Kommission mit. Mit Hilfe der Handy-Apps sollen Nutzer informiert werden, die möglicherweise Kontakt zu Personen hatten, die nachweislich mit SARS-Cov-2 infiziert sind. Die sogenannten Tracing-Apps sollen die Kontaktpersonen im Nachhinein ermitteln, um Infektionsketten nachzuverfolgen. Ziel der nun geforderten besseren EU-weiten Abstimmung sei, dass die Applikationen, die in einzelnen Mitgliedsstaaten entwickelt werden, kompatibel sind. "EU-Bürger sollen vor einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus gewarnt werden können, auch wenn sie innerhalb der EU reisen", heißt es in der Mitteilung der Brüsseler Behörde.

Grenzenlose Kompatibilität

Eine europaweit einheitliche App soll es nicht geben, die Kommission pocht aber auf enge Absprachen. Die zuständigen Behörden der Länder einigten sich nun auf gemeinsame Richtlinien für die App-Entwickler. "Benutzer sollten sich auf eine einzige App verlassen können, unabhängig davon, in welcher Region oder in welchem Mitgliedstaat sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden", heißt es in der Richtlinie.

Unterschiedliche Vorgaben zur Datenspeicherung

Die Entwicklung der App nach EU-Richtlinie erfordert einiges an Abstimmungsbedarf, da diese "Interoperabilität" der verschiedenen Apps technisch kompliziert ist. Schwierig machen es insbesondere die unterschiedlichen Vorgaben der Mitgliedsstaaten zur Speicherung personenbezogener Daten. Frankreich möchte diese Daten auf einem zentralen Server speichern. Deutschland entschied sich letztlich für einen "dezentralen" Ansatz, bei dem die Daten nur auf den Mobilgeräten abgelegt werden.

Coronaviurs - Demonstration in Stuttgart (Foto: picture-alliance/dpa/S. Gollnow)
Auch bei einer solchen Corona-Demonstration wie hier in Stuttgart könnte eine App warnen, falls jemand Kontakt zu einer infizierten Person hatte (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Eine EU-weite Empfehlung dazu gibt es nicht. Um den europäischen Datenschutzregeln zu entsprechen, sollte die Verwendung der Apps Brüssel zufolge aber in jedem Fall freiwillig und zeitlich begrenzt sein, persönliche Daten sollten anonymisiert und geschützt werden. Auch rät die Kommission von der Verwendung von Standortdaten ab. 

Die Contact-Tracing-App wird kommen

Erste Impressionen auf Github

Viele Länder arbeiten an der Entwicklung solcher Anwendungen, einige sind bereits in Gebrauch. In Deutschland bekamen Europas größter Softwarekonzern SAP und die Deutsche Telekom den Zuschlag der Bundesregierung. Auf der Plattform Github, der weltweit größten Plattform für die Entwicklung von Open-Source-Software, veröffentlichten die Unternehmen ihr erstes Konzept. Mitte Juni soll die App zum Download zur Verfügung stehen. Zunächst solle die Anwendung es lediglich ermöglichen, Kontaktpersonen von Corona-Infizierten zu informieren. Später könnte noch etwa eine Option zur freiwilligen Weitergabe von Daten an das Robert-Koch-Institut (RKI) hinzukommen.

Neben Informationen zu den Protokollen (DP-3T, TCN sowie die Spezifikationen
von Apple und Google für iPhones und Android-Smartphones), auf denen die App aufbaut, wird auf Github auch ersichtlich, wie die Rollen zwischen SAP und Telekom verteilt sind. Danach kümmert sich Europas größter Softwarekonzern um die Entwicklung der eigentlichen App. Die Telekom stellt Netzwerk und Mobiltechnologie zur Verfügung und soll zudem für einen sicheren und stabilen Betrieb sorgen. Die eigentliche App für iOS und Android steht auf Github noch nicht bereit. 

sam/kle (afp, dpa)