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"Können nicht morgen anfangen, zu impfen"

Jean Fernand Koena
2. Februar 2021

Die Zentralafrikanische Republik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Corona-Virus kommt als zusätzliche Bedrohung noch dazu. Im DW-Interview erläutert Gesundheitsminister Pierre Somsé die Strategie dagegen.

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Kenia Corona Graffiti
Bild: Getty Images/AFP/S. Maina

DW: Auch die Zentralafrikanische Republik ist mit neuen Varianten des Corona-Virus konfrontiert. Welche Maßnahmen erwägt Ihre Regierung?

Pierre Somsé: Im Moment können wir zu der Situation bei uns noch nichts konkretes sagen. In den nächsten Wochen wollen wir mit Unterstützung des Pasteur-Instituts eine Untersuchung einleiten und anhand von Proben bereits registrierter Patienten feststellen, ob das Virus in unserem Land bereits zirkuliert und schon seit einiger Zeit hier ist.

Unsere Hauptsorge ist derzeit, dass sich die Bevölkerung wieder erholt. Der Neuanfang der Pandemie durch das Auftreten von Mutationen schafft neue Unsicherheit.

Die Bevölkerung, die sich in letzter Zeit sehr gut an die Lockdown-Regeln gehalten hat, muss die Möglichkeit bekommen, sich zu erholen. Der Impfstoff, der jetzt kommt, ist kein Allheilmittel. Er ist lediglich ein Hilfsmittel. Derzeit können wir noch nicht sagen, wie lange und wie umfangreich dieser Impfstoff schützen kann.

Angesichts der sozialen und gesundheitlichen Situation bei uns - der Wirtschaft und der Infrastruktur im Allgemeinen, als auch der technischen und logistischen Möglichkeiten - werden wir, noch nicht morgen anfangen, können zu impfen, selbst wenn wir den Impfstoff heute bekämen.

Mehrere Labore weltweit haben Impfstoffe entwickelt  - unter anderem in China, in Russland und den USA. Für welchen Lieferanten und welchen Impfstoff wird sich Ihr Land entscheiden?

Der Ansatz, den wir zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation und GAVI [internationale Impfallianz - d.Red.] verfolgen bedeutet, dass wir uns nicht für einen bestimmten Impfstoff entscheiden. Wir haben unsere Präferenzen geäußert, denn natürlich brauchen wir einen Impfstoff, der in unserem Land handhabbar ist. Idealerweise hätten wir gerne Impfstoffe, die gut konserviert werden können, wie zum Beispiel der Polio-Impfstoff oder der Tuberkulose-Impfstoff.

Dr. Pierre Somsé, Gesundheitsminister der ZAR, im DW-Interview
Pierre Somsé ist Gesundheitsminister der Zentralafrikanischen RepublikBild: Jean-Fernand Koena/DW

 Wenn wir keinen Impfstoff bekommen, der diese Eigenschaften erfüllt, müssen wir uns darauf vorbereiten, unsere Kapazitäten auszubauen. Wir müssen adäquate Kühlräume haben und wir müssen Kühlräume in den Provinzen aufbauen. Es kann also lange dauern, bis wir einen geeigneten Impfstoff haben. Wenn nun Länder wie China oder Russland anbieten, uns mit Impfstoffen zu versorgen, dann entscheidet unser Krisenstab, ob wir das Angebot annehmen.

Könnte das bedeuten, dass dieser Impfstoff erst in ein oder zwei Jahren zur Verfügung steht?

Auch weniger ist möglich. Wir können noch nicht sagen, was uns an wissenschaftlicher Forschung bevorsteht. Wir sind in den Vorbereitungen schon recht weit fortgeschritten. Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 werden wir bereits alle Strukturen haben, um mit dieser Situation umgehen zu können und einen umfassenden Plan vorzulegen.

Wir werden unsere Impfkampagnen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Impfallianz GAVI koordinieren - weil wir von ihnen Hilfe zur Durchführung bekommen. Alleine haben wir nicht die Mittel, um die Impfstoffe zu bezahlen. [Wir profitieren] von einer globalen Solidarität, die auf dem Vormarsch ist. Außerdem gibt es auch eine subregionale Koordination auf der Ebene der CEMAC (Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft Zentralafrikas) und der ECCAS (Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten), die über die OCEAC (Organisation zur Koordinierung von Endemien in Zentralafrika) erfolgt. Die Zentralafrikanische Republik wird nicht isoliert arbeiten. Es gibt Risiken, die gemeinsam getragen werden müssen.

Pierre Somsé ist Minister für öffentliche Gesundheit der Zentralafrikanischen Republik.

Das Interview führte Jean Fernand Koena.

Aus dem Französischen adaptiert von Kevin Tschierse.