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Coronavirus trifft Börsen weltweit

24. Februar 2020

Alarmstimmung am deutschen Aktienmarkt: Die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Virus-Epidemie hat den Dax am Montag mit voller Wucht getroffen. Er bewegte sich damit auf dem tiefsten Niveau seit Anfang Februar.

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Skulptur Bulle und Bär vor der Börse in Frankfurt
Bild: picture-alliance/dpa Themendienst

Gerade erst war an den Finanzmärkten die Sorge wegen wirtschaftlicher Folgen des Coronavirus abgeebbt - doch damit ist es jetzt vorbei. Eine rasante Ausbreitung des Virus in Südkorea und Italien hat über das Wochenende die Anleger auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Aktienkurse brachen zum Wochenbeginn ein, die Ölpreise gaben nach.

Der Dax in Frankfurt am Main weitete bis Montagnachmittag seine Verluste auf 4,2 Prozent aus. Er stand am frühen Nachmittag bei 13.034,88 Punkten. Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte sackte um 4,10 Prozent auf 27.794,19 Punkte ab. Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone verlor 3,8 Prozent.

Keine Börse ist immun

Auch andere Börsenbarometer in Europa wurden nach unten gezogen. Der Pariser Index CAC der 40 größten Unternehmen fiel bis Montagnachmittag um vier Prozent. In Asien ging es zum Wochenstart besonders an Südkoreas Börsen deutlich nach unten.

In Deutschland gerieten vor allem Aktien konjunktursensibler Sektoren unter Druck. Am Dax-Ende brachen die Papiere der Fluggesellschaft Lufthansa um mehr als 8 Prozent ein. Auch Autowerte mussten deutliche Einbußen hinnehmen. Für BMW, Daimler und Volkswagen (VW) ist China der wichtigste Einzelmarkt.

Konjunkturknick im Reich der Mitte

Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte bereits seine Wachstumsprognose für China. Auch Unicredit-Chefvolkswirt Erik Nielsen rechnet mit einem deutlichen Konjunkturknick im Reich der Mitte. Die Wirtschaft des Landes dürfte demnach im ersten Quartal nur noch um drei Prozent wachsen, nach rund sechs Prozent Ende 2019. Angesichts der zuletzt stark gestiegenen Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft werde das entsprechende Auswirkungen auf die globale Konjunktur haben.

"Urlaub in der Hölle"

Der Einbruch des Tourismus infolge der Coronavirus-Epidemie kostet einer Studie zufolge allein Asien bis zu 115 Milliarden Dollar an Wirtschaftsleistung. In einer am Montag veröffentlichten Untersuchung mit dem Titel "Urlaub in der Hölle" gehen die Experten der niederländischen Bank ING davon aus, dass Reisen nach und aus China so gut wie gänzlich gestrichen werden.

"Das ist offensichtlich eine starke Vereinfachung, aber sie passt zu einem Szenario, wonach die Epidemie auch nach ihrem Höhepunkt andauert", sagte Robert Carnell, ING-Chefvolkswirt für den asiatisch-pazifischen Raum. "Amtliche Reise-Einschränkungen könnten nur langsam aufgehoben werden, und die Reisenden bleiben möglicherweise noch längere Zeit vorsichtig."

Flucht in sichere Häfen

Aus Angst vor den Folgen der Coronavirus-Ausbreitung für die globale Wirtschaft sind die Anleger am Montag in Scharen in den als "sicheren Hafen" geltenden Schweizer Franken geflüchtet. Der Franken stieg zur Hauptexportwährung Euro auf den höchsten Stand seit mehr als viereinhalb Jahren. Die Gemeinschaftswährung kostete mit 1,0604 Franken so wenig wie zuletzt im Juli 2015.

Als "sichere Häfen" gelten auch Edelmetalle. So stieg der Preis für die "Krisen-Währung" Gold um 2,8 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 1688,66 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und steuerte auf den größten Tagesgewinn seit dreieinhalb Jahren zu. In Euro war das Edelmetall mit 1560,39 Euro so teuer wie nie. Das war der achte Tag in Folge mit einem Rekordhoch.

Zuflucht suchten die verunsicherten Investoren auch bei Bundesanleihen und drückten die Renditen sämtlicher Papiere unter null Prozent. Die 30-jährigen Titel rentierten mit minus 0,043 so niedrig wie zuletzt vor vier Monaten. Gleiches galt für die richtungweisenden zehnjährigen Papiere, deren Rendite auf minus 0,5 Prozent fiel.

Ihre US-Pendants warfen mit plus 1,377 Prozent so wenig ab wie vor dreieinhalb Jahren. Negative Renditen bedeuten, dass Investoren draufzahlen, wenn sie Anleihen kaufen. Sie nehmen dies aber in Kauf, weil sie diese Papiere bei Bedarf schnell wieder zu Geld machen können.

dk/uhä (dpa, afp, rtr)