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Coronavirus trifft Messen und Konzerte

10. März 2020

Auf Messen wird Angebot und Nachfrage zusammengebracht und so Umsatz generiert. Gut für die Wirtschaft, aber leider auch gut für das Coronavirus. Messen abzusagen kommt nicht nur die Veranstalter teuer zu stehen.

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Frankfurt IAA 2019
Bild: DW/H. Böhme

Bayern hatte am Dienstag als erstes Bundesland die Reißleine gezogen. Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern sind vorerst verboten. Das trifft Fußballspiele oder Konzerte, aber auch Messen. Den Veranstaltern wird damit in Bayern die Entscheidung abgenommen, ob sie Umsatzeinbußen in Kauf nehmen müssen, um das Infektionsrisiko zu verringern. Drei weitere Bundesländer haben sich mittlerweile angeschlossen.

Die Veranstalter der internationalen Reisemesse ITB in Berlin mussten noch selbst die schwere Entscheidung fällen. Heute hätte sie eigentlich ihre Tore öffnen sollen. Die ITB gehörte zu den ersten Messen in Deutschland, die wegen der Gefahr der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt wurden. "Wir freuen uns, Sie darüber informieren zu können, dass allen Hauptausstellern der ITB Berlin 2020 die Vorauszahlung auf die Standmiete, Ausstellerausweise und AUMA-Beitrag ... rückerstattet wird", heißt es auf der Internetseite der Messe. 

Eine kleine Erleichterung für die Aussteller, eine große Einbuße für die Veranstalter. Da tröstet es wohl auch nicht, dass andere Messen ebenfalls in den vergangenen Tagen beschlossen haben, die Besucher auf einen späteren Zeitpunkt zu vertrösten oder sie zu bitten, gleich ganz zu Hause zu bleiben. Darunter die weltgrößte Industriemesse in Hannover, die nun im Sommer stattfinden soll. Die Aussteller leiden trotz Rückerstattung unter den Absagen. Denn ihre Umsatzeinbußen, da sie nun nicht auf Messen nach neuen Aufträgen angeln können, werden nicht erstattet.

Unter Umsatzeinbußen leiden zudem Messebau-Unternehmen, Hotels und Gastronomie, Eventagenturen, Technikdienstleister, das Transportgewerbe sowie zahlreiche Lieferanten und Handwerker vor Ort. Ihnen könnte nun das jüngst beschlossene Paket der Regierung helfen, das einen leichteren Zugang zu Kurzarbeit vorsieht und Unternehmen mit Liquidität unterstützen will.

Einbußen gehen in die Milliarden

Allein in Deutschland sind seit Beginn der Krise mindestens 68 Messen betroffen, das geht aus Daten des Deutschen Fachverlags m+a internationale Messemedien hervor. 15 davon wurden abgesagt, die übrigen verschoben. Das wird teuer: So erwartet der Verband der Deutschen Messewirtschaft (Auma) Einbußen für die Gesamtwirtschaft in Höhe von fast drei Milliarden Euro. Insgesamt trägt die Messewirtschaft in normalen Zeiten jährlich über 28 Milliarden Euro zur Wirtschaftsleistung bei.

Mehr als 24.000 Arbeitsplätze seien von den Messeabsagen betroffen. Auch der Staat bekomme die Auswirkungen zu spüren, heißt es vom Messeverband Auma: Ihm würden mehr als 470 Millionen Euro Steuereinnahmen entgehen. Und die Krise fängt gerade erst an. "Fast alle Messeplanungen für die nächsten Monate werden gerade Makulatur", sagte der Auma-Vorsitzende Philip Harting. Das wird grenzüberschreitend Wirkung zeigen, denn Deutschland gilt als weltweit führend bei der Ausrichtung internationaler Messen. Jedes Jahren finden bis zu 180 internationale und nationale Messen mit rund 180.000 Ausstellern und zehn Millionen Besuchern in Deutschland statt.

Absagen von Veranstaltungen

Bislang mussten die Messebetreiber über Absagen oder Verschiebungen selbst entscheiden. Das dürfte ihnen angesichts der enormen Einbußen nicht leichtgefallen sein. Zwar hatte Gesundheitsminister Jens Spahn empfohlen, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern vorerst abzusagen und später noch ergänzt, dass das auch bei kleineren Events sinnvoll sein könnte.

Eine konkrete "Ansage von oben" gibt es aber in Deutschland nicht. Für solche Entscheidungen sind die zuständigen Behörden verantwortlich, in der Regel die örtlichen Gesundheitsämter. Sie können eine Messe verbieten oder Auflagen verhängen. Offizielle Verbote gab es bis Montag jedenfalls nicht. Auch vom Branchenverband Auma kam keine generelle Empfehlung. "Jede Messegesellschaft muss selbst entscheiden", sagte AUMA-Sprecher Harald Kötter der Zeitung Die Welt.

Ähnliches gilt für andere Großveranstaltungen - Sportereignisse wie Fußballspiele, Musikkonzerte und ähnliches. Auch hier mussten die Veranstalter bislang selbst entscheiden - und haben sich dann meistens für "stattfinden" entschieden. Für die Bundesliga ist dies aber nun zumindest für einige Spiele vorbei: Weil lokale Behörden entsprechende Entscheidungen trafen, finden die Derbys Gladbach-Köln (am Mittwoch) und Dortmund-Schalke (am Samstag) vor leeren Rängen statt. Vier Bundesländer (Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Bremen und Bayern) haben nunmehr entschieden, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern zu untersagen. 

Insa Wrede, DW-Mitarbeiterin
Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion