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Politik

DITIB warnt vor Islamfeindlichkeit

8. Oktober 2016

Die Türkisch-Islamische Union (DITIB) in Deutschland schlägt Alarm: Schmierereien, Drohbriefe, lebensgefährliche Attacken - die Zahl der Angriffe auf Moscheen des Dachverbandes habe ein bedrohliches Ausmaß erreicht.

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DITIB-Moschee in Duisburg-Marxloh
DITIB-Moschee in Duisburg-MarxlohBild: Imago/Reichwein

Angesichts jüngster Übergriffe auf Moscheen in Deutschland hat der islamische Dachverband DITIB vor zunehmender Islam- und Fremdenfeindlichkeit gewarnt - und Politik und Medien vorgeworfen, das Problem teilweise auszublenden.

Die Angriffe hätten ein bedrohliches Ausmaß erreicht, erklärte der Islamverband in Köln. Allein in der vergangenen Woche habe es vier Übergriffe auf DITIB-Moscheen in Bebra, Schwäbisch Gmünd, Dresden und Hamm gegeben. Die Gewalt reiche von Schmierereien, Vandalismus und Drohbriefen bis hin zu gefährlicher Brandstiftung und Angriffen auf Leib und Leben. Frauen mit Kopftuch würden offen beschimpft oder tätlich angegriffen.

Demonstration des Pegida-Ablegers Legida in Leipzig (Archivbild: picture-alliance/ZB/H. Schmidt)
Demonstration des Pegida-Ablegers Legida in Leipzig (Archivbild)Bild: picture-alliance/ZB/H. Schmidt

Der Verband, der eng mit der türkischen Religionsbehörde verbunden ist, zeigte sich besorgt über eine "Verschiebung der politischen Mitte hin zu den populistischen Rändern", die vor allem den Rechtsextremismus stärke. Muslime würden von Rechtspopulisten und Rassisten als "demokratieunfähig, integrationsunwillig oder gar als gefährlich" diffamiert. Dabei teilten sie ausdrücklich die gemeinsamen Grundwerte und lebten das auch in Alltag und Gemeindearbeit vor.

Die DITIB war vor kurzem in die Kritik geraten, weil die Organisation einen Comic der Religionsbehörde verwendet hatte, in dem der Märtyrertod verherrlicht wird. Nordrhein-Westfalen und andere Bundesländer hatten daraufhin die Zusammenarbeit abgebrochen.

Besonders große Sorge bereite dem Verband, "dass diese islamfeindliche Atmosphäre von menschen- und islamfeindlichen Aktivisten als ein Mandat zum Handeln verstanden wird". Die DITIB sei entsetzt über Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte und auf Menschen, die im öffentlichen Raum als Fremde wahrgenommen werden.

Ende September wurde in Dresden ein Sprengstoffanschlag auf die Fatih Camii-Moschee verübt
Ende September wurde in Dresden ein Sprengstoffanschlag auf die Fatih Camii-Moschee verübtBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Der Verband kritisierte in der bereits am Donnerstag veröffentlichten, aber weitgehend unbeachtet gebliebenen Erklärung, dass solchen Vorfällen häufig nicht genug politische oder mediale Aufmerksamkeit geschenkt werde. "Gesellschaftliche Gegenreaktion oder Ächtung" blieben oft lokal und zu schwach. Wichtig sei eine Versachlichung der Islamdebatte - und hier seien "in erster Linie nichtmuslimische Akteure unserer Gesellschaft in der Verantwortung", hieß es in der Erklärung weiter.

Der größte Moscheeverband in Deutschland appellierte an Politik, Medien und gesellschaftliche Akteure, "deeskalierend zu wirken und nicht den leichten Weg des Populismus einzuschlagen". Angesichts der zunehmenden Gewalt warnt die DITIB: "Ein Aufschrei, nachdem ein Mensch sein Leben verloren hat, wird zu spät sein. Möge Allah uns davor bewahren."

stu/as (dpa, epd)