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Daimler macht bei Batterie-Strategie Tempo

24. September 2021

Der Autobauer will sich die Versorgung seiner künftigen Elektroautos mit Akkus sichern. Jetzt haben die Stuttgarter prominente Partner gefunden.

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Deutschland Eröffnung der "Factory 56" von Mercedes in Sindelfingen
Bild: picture-alliance/dpa/S. Stein

Der Autobauer Daimler  steigt zur Versorgung seiner Elektroautos in die Batteriezell-Allianz der französischen Großkonzerne Stellantis und Totalenergies ein. Die Pkw-Sparte Mercedes-Benz wird mit einem Drittel gleichberechtigter Anteilseigner an der Automotive Cells Company (ACC), wie die Stuttgarter am Freitag mitteilten. Mercedes will insgesamt weniger als eine Milliarde Euro investieren, davon im kommenden Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Zudem wollen die Schwaben Technologie und Produktions-Know-how einbringen.

"Gemeinsam mit ACC werden wir Batteriezellen und -module in Europa entwickeln und effizient produzieren - maßgeschneidert auf die spezifischen Anforderungen von Mercedes-Benz», sagte Daimler-Chef Ola Källenius. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) begrüßte den Schritt und sprach vom bislang größten Durchbruch für ein Batteriezellprojekt.

An der Börse gaben die Daimler-Aktien 0,2 Prozent nach, das Minus fiel geringer aus als bei der Konkurrenz. Der Einstieg bei ACC sei positiv für Daimler, schrieben die Experten von Jefferies. Mit der Investition sichere sich Daimler Zugang zu Batteriezellen, ohne die Bilanz  zu sehr zu belasten.

Screenshot Website ACC Automitive Cells Co
Screenshot der Webseite ACC Automotive CellsBild: acc

Daimlers Partnersuche seit Juli

Daimler hatte sich erst im Juli öffentlich dazu entschlossen, selbst in Batteriezellwerke investieren zu wollen, um sich die Versorgung seiner künftigen Elektroautos mit Akkus zu sichern. Seitdem war Källenius auf der Suche nach Partnern für das Vorhaben, Ende des Jahrzehnts eine Produktionskapazität von mehr als 200 Gigawattstunden (GWh) an Batteriezellen pro Jahr auf die Beine zu stellen. Daimler will bis 2030 in der Lage sein, nur noch vollelektrisch angetriebene Mercedes-Benz-Pkw zu verkaufen, wo immer es die Marktbedingungen zulassen. 200 Gigawattstunden an Zellkapazität würden rechnerisch für 2,5 Millionen aktuelle Mercedes EQC-Modelle mit jeweils 80 Kilowattstunden (kWh) Stromspeicher reichen.

Die Allianz mit dem französischen Autoriesen Stellantis (Peugeot, Citroen, Opel, Fiat) und dem Ölkonzern Totalenergies ist Teil dieser Bestrebungen. ACC will bis Ende des Jahrzehnts nach Angaben von Daimler mindestens 120 Gigawattstunden an Batteriezellen pro Jahr produzieren. Wie viel davon für Daimler vorgesehen ist, wurde zunächst nicht bekannt. Ab Mitte des Jahrzehnts soll ACC Mercedes-Benz mit Batteriezellen und -modulen aus Fabriken in Deutschland und Frankreich beliefern. Die Gesamtinvestitionen in ACC sollen sich auf mehr als 7 Milliarden Euro belaufen.

Batteri für E-Autos
Arbeit an Batteriezellen für AutosBild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

Unterstützung von der EU, Frankreich und Deutschland

Das Konsortium ACC wird laut dem Bundeswirtschaftsministerium seit 2018 innerhalb der Europäischen Union und von Frankreich und Deutschland im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Projektes (IPCEI- Important Project of Common European Interest) unterstützt.

"Schon jetzt lässt sich absehen, dass in den nächsten Jahren mehrere zehntausend Arbeitsplätze allein in Deutschland in der Batteriezellfertigung entstehen werden", sagte Altmaier. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich habe das Potenzial, dass ein neuer Batterie-Champion in Europa entstehe.

Zusammen mit dem Projekt von Tesla sowie den weiteren 14 Projekten, die im Rahmen der europäischen Batterieprojekte gefördert werden, kann Deutschland aus Sicht von Altmaier zu einem Schwerpunkt der weltweiten Batterieproduktion werden. "Damit entsteht das bislang erfolgreichste industriepolitische Projekt seit Airbus."

Das Bundeswirtschaftsministerium fördert Batterie-Projekte in Deutschland nach eigenen Angaben mit etwa 3 Milliarden Euro. Insgesamt nähmen an beiden IPCEI-Projekten in Europa fast 60 Unternehmen aus 12 EU-Staaten teil. Hinzu kämen mehrere 100 Unternehmen aus Europa, die indirekt als Zulieferer, Forschungseinrichtung oder Partner vom IPCEI profitierten.

In Europa sei ein regelrechter Boom in der Batteriezellenfertigung zu beobachten, hieß es. Der Bau mehrerer "Gigafactories" sei geplant und teils umgesetzt. Europaweit entstünden bis 2030 rund 100 000 neue Arbeitsplätze im Batteriesektor. Allein in Deutschland investierten die 16 geförderten IPCEI-Unternehmen mehr als 13 Milliarden Euro und schaffen laut Ministerium rund 10.000 direkte Arbeitsplätze.

ul/hb (dpa, rtr)