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Dalai Lama

29. Juli 2007

Zum Abschluss seines bislang längsten Deutschlandbesuchs, den er vor zehn Tagen in Hamburg begann, hat der Dalai Lama zum Dialog der Religionen aufgerufen und zugleich Menschenrechtsverletzungen in China beklagt.

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Der Dalai Lama beantwortet bei einer Pressekonferenz Fragen, Quelle: AP
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter am Sonntag in FreiburgBild: AP

Keine Glaubensrichtung dürfe einen Alleinstellungsanspruch erheben, sagte das geistliche und politische Oberhaupt der Tibeter am Wochenende in Freiburg. Die Gemeinsamkeiten der Religionen seien größer als die Unterschiede. In den Dialog müsse auch der Islam eingebunden werden.

Vor mehreren Tausend Menschen betonte der Friedensnobelpreisträger, Bildung und Erziehung sollten sich stärker um die Vermittlung innerer Werte kümmern. Liebe, Zuneigung und Mitgefühl seien wesentlich für den Frieden des Einzelnen wie der Weltgemeinschaft. Während der vergangenen Woche hatten rund 50.000 Menschen an seinen Vorträgen und Schulungen über den Buddhismus teilgenommen.

"Nicht die Augen vor der Situation in China verschließen"

Der Dalai Lama im Profil mit erhobenem Zeigefinger, Quelle: dpa
Mahnender Zeigefinger in Richtung ChinaBild: picture alliance / dpa

Der Dalai Lama beklagte, dass die inneren Werte in der Gesellschaft vernachlässigt würden. Er führte dies auch auf den schwindenden Einfluss von Kirchen und Familien zurück. Diese Werte seien aber nicht nur für den inneren Frieden des Einzelnen nötig, sondern auch Voraussetzung für Toleranz, Gewaltfreiheit, Abrüstung und einen angemessenen Umgang mit der Natur.

Bei einem Empfang im Freiburger Rathaus appellierte der 72-Jährige an die Weltgemeinschaft, nicht die Augen vor der Situation in China zu verschließen. Zwar boome die Wirtschaft, doch bei Demokratisierung, Menschenrechten, Religions- und Pressefreiheit gebe es keine Fortschritte. Die Reformkräfte innerhalb der chinesischen Politik müssten unterstützt werden.

Retourkutsche: China nennt Dalai Lama "Separatist"

Gleichzeitig hat China scharfe Kritik am Dalai Lama geübt. Er strebe unverändert eine Abspaltung Tibets von der Volksrepublik an, sagte der Vizeregierungschef der Autonomen Region Tibet, Nyima Cering, bei einem Treffen mit ausländischen Journalisten in Lhasa.

Die Forderungen des exilierten religiösen Oberhaupts der Tibeter nach weitgehender Autonomie für sein Volk innerhalb der alten Grenzen Tibets sei nur eine "taktische Anpassung" und zeige keine wirkliche Änderung seiner Haltung, zitierte die Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag (29.7.) den Vizegouverneur. Der Dalai Lama sollte mit konkreten Taten beweisen, dass er ein Streben nach Unabhängigkeit aufgegeben habe. "Bislang haben wir solche Schritte nicht gesehen."

Das geistliche Oberhaupt der Tibeter nannte der Vizegouverneur "nicht nur eine religiöse Figur". "Er ist vorrangig ein Politiker", sagte Nyima Cering. "Wir sind gegen den Dalai Lama und seine separatistischen Aktivitäten, nicht gegen seine Religion." Die Mehrheit der Tibeter stehe hinter der Führung der Kommunistischen Partei Chinas. Doch versuchten "einige Leute" mit der Hilfe des Dalai Lamas und unter dem Vorwand, die Religion schützen zu wollen, das sozialistische System zu stürzen, meinte der Vizegouverneur.

Zurück ins Exil

An diesem Sonntag will der Dalai Lama in sein indisches Exil zurückkehren. Der Dalai Lama ist zwar einer der bekanntesten Führer innerhalb des Buddhismus, er spricht aber nur für die tibetische Tradition. Ein geistliches Oberhaupt aller Buddhisten gibt es nicht.

Weltweit gibt es nach Schätzungen zwischen 350 und 450 Millionen Buddhisten. Die Zahl der deutschen Buddhisten schätzt die Deutsche Buddhistische Union mit Sitz in München auf rund 100.000. Hinzu kommen etwa 120.000 in der Bundesrepublik lebende Buddhisten aus asiatischen Ländern. (je)