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Das Agribusiness boomt in Afrika

Naomi Conrad20. Januar 2015

Die Weltbevölkerung wächst stetig und mit ihr das Interesse von Investoren an Afrikas Anbauflächen. Die versprechen Nahrung - und Profit. Doch können lokale Produzenten mit ausländischen Unternehmen konkurrieren?

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Eunice Bahati, Bäuerin aus Tansania in ihrem Reisfeld Foto: DW/Kizito Makoye
Bild: DW/K. Makoye

Der Wind, der am Montag (19.01.2015) durch Berlin pfeift, ist erbarmungslos eisig: Die drei italienischen Touristen, die zum Brandenburger Tor hasten und dabei vorsichtig die gefrorenen Pfützen auf dem Gehweg umschiffen, ignorieren die schwarzen Limousinen, die an ihnen vorbeigleiten, um die Konferenzteilnehmer aus Afrika und Deutschland vor einem von Berlins exklusivsten Hotels abzuladen: dem Adlon Kempinski. Hier diskutierten über einen Tag lang auf der Konferenz "Agribusiness in Africa" Unternehmer und Entwicklungspolitiker aus der ganzen Welt. Ihre zentrale Frage: Wenn afrikanische Regierungen nicht in Infrastruktur und Jugend investieren und längerfristige Kredite für kleine und mittelständische Unternehmen bereitstellen, dann besteht die Gefahr, dass andere die Früchte von Afrikas Landwirtschaft ernten.

Laut einer Studie der amerikanischen Universität Stanford aus dem Jahr 2013 befinden sich 60 Prozent aller unbebauten Nutzflächen auf dem afrikanischen Kontinent. Agrarexporte aus Afrika machen aber nur drei Prozent des Welthandels aus. Kein Wunder also, dass Investoren angesichts stetig steigender Bevölkerungszahlen immer mehr mit Afrikas Anbauflächen liebäugeln. "Ich bin mir sicher, dass der Beginn des Agribusiness-Phänomens eine riesige Chance für Afrika darstellt", sagt Fadel Ndiame. Er arbeitet für Agra, die Alliance for Green Revolution in Africa. Die Organisation arbeitet mit Kleinbauern, um ihnen das nötige Know-How zu vermitteln, damit sie im Markt bestehen – und sich gegen die großen ausländischen Unternehmen behaupten können, die gerade in Afrika Fuß fassen. "Wir müssen unsere Partnerschaft mit Afrika als Chance begreifen und nicht als Strafe", ist Ndiame überzeugt und nicht etwa, das man das machen müsse, weil es ein Ultimatum gebe.

Ndiame meint damit die Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und mehreren afrikanischen Ländern, die Ende 2014 kurz vor dem Ende einer Deadline zu Stande kamen, nachdem europäische Regierungen mit höheren Einfuhrzöllen für afrikanische Produkte gedroht hatten. Gegner der Abkommen fürchteten, dass Unternehmen aus Europa afrikanische Produzenten verdrängen könnten, da diese der ausländischen Konkurrenz nicht gewachsen sind. Fadel sieht das optimistischer: "Das Produktivitätsgefälle zwischen afrikanischen und europäischen Unternehmen ist so groß, dass es natürlich schwierig ist für afrikanische Unternehmen zu konkurrieren. Aber ich denke, dass durch Joint-Ventures doch eine win-win-Situation für alle geschaffen werden könnte."

Mehr Investitionen – mehr Profit für die Kleinbauern

Ausländisches Kapital und Expertise, glaubt Fadel, könnten Entwicklung vor Ort vorantreiben. Davon ist auch Bruno Wenn von der deutschen Entwicklungsbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) überzeugt. Bruno Wenn, der seit über 30 Jahren in verschiedenen Entwicklungsprojekten in Afrika arbeitet, sagt, dass afrikanische Regierungen mehr tun müssen, um lokale und regionale Märkte zu entwickeln und die mittelständischen Unternehmen zu unterstützen. Denn diese könnten, wie der Mittelstand in Deutschland, der Motor für Entwicklung, Innovation und Jobs sein. "Die Banken sind noch zurückhaltend bei der längerfristigen Finanzierung für mittelständische Unternehmen. Sie sind bereit, kurzfristiges Kapital bereitzustellen", aber damit, so Wenn, könne man keine längerfristigen Investitionen tätigen.

Landwirtin in Simbabwe Alexander Joe/ dpa
Miriam Mushindibaba, Maisbäuerin in SimbabweBild: picture-alliance/dpa
Landwirte in Tansania Foto: DW/Kizito Makoye
Profitieren Afrikas Kleinbauern vom Agribusiness?Bild: DW/K. Makoye

Ein paar Schritte weiter steht Shingirirai Nyamwanza aus Simbabwe. Die 34-jährige ist Geschäftsführerin von Africa of Global Clover Network, einer NGO, die versucht, junge Leute für die Landwirtschaft zu begeistern. Bis vor kurzem, eine nicht allzu leichte Aufgabe, sagt Nyamwanza und zuckt dann mit den Schultern: Erst vor sieben oder acht Jahren hätten junge Leute begonnen, ihre Einstellung zu ändern. "Jetzt ist viel Geld im Spiel – und das zieht die Leute eben an", sagt Nyamwanza.

Shingirirai Nyamwanza Africa of Global Clover Network
Shingirirai Nyamwanza vom Africa of Global Clover NetworkBild: privat

Sie grinst: Das findet sie eine sehr positive Entwicklung. "Wenn wir angesichts der großen Agrarflächen in Afrika die jungen Afrikaner jetzt nicht dazu bringen, sich in dem Bereich zu engagieren, dann werden andere davon profitieren. Dann verdienen in 30 Jahren die anderen damit Geld und wir haben hier eine ganze Generation, die immer noch nicht teilhat an der Entwicklung." Dabei, ist Nyamwanza überzeugt, könne der Sektor so viele Arbeitsplätze schaffen!

Politiker müssten dringend die Landwirtschaft entwickeln und für junge Leute attraktiv machen. "Sonst kann man wohl bald von der nächsten Kolonisation Afrikas sprechen!" sagt Nyamwanza. "Wenn uns das Land nicht mehr gehört, dann haben wir auch keinerlei Einfluss. Und das hätte dann ganz viele politische und soziale Konsequenzen. Das will keiner!"