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Das Geheimnis guten Kaffees

18. Mai 2017

Die Anfänge der industriellen Kaffeeveredelung finden sich in Deutschland. Heute ist die Firma Probat Weltmarktführer für Kaffeeröstmaschinen. Dafür reicht es aber nicht, einfach nur gute Maschinen zu bauen.

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Kaffee-Rösterei
Bild: picture alliance/ZB/P. Pleul

Hidden Champion: Mit Kaffeeröstern auf den Weltmarkt

Kaffee ist ein riesiges Geschäft. Fast neun Millionen Tonnen Kaffee wurden im vergangenen Jahr weltweit konsumiert. Davon profitieren viele in der Lieferkette. Von den Einzelhändlern über Kaffeehändler und Kaffeeröster bis hin zu den Plantagenbesitzern. Und ein bisschen bleibt auch bei den Arbeitern der Plantage hängen. Außerdem leben einige Maschinenbauer vom Kaffee-Boom, beispielsweise die Hersteller von Mahl- und Röstmaschinen. Einer von ihnen, der Mittelständler Probat, ist Weltmarktführer. Er sitzt im kleinen Ort Emmerich am Rhein direkt an der Grenze zu den Niederlanden.     

Kalter Kaffee

Von dort schaut man genau auf die neuesten Trends, die es bei den Kaffeetrinkern in der Welt gibt. Mit kaltem Wasser aufgegossener Kaffee ist zum Beispiel in den USA derzeit ganz heiß. Das Ganze zieht bis zu zehn Stunden, um danach als sogenannter Cold Brew zum Teil über Zapfanlagen in Bars an die Kunden ausgeschenkt zu werden.

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Kaffee wird weltweit immer beliebter und in immer mehr Varianten getrunken, ob als Filterkaffee, Kapselkaffee, Espresso, Cappuccino, aromatisierter Kaffee oder Instantkaffee. Und je mehr Kaffeevarianten und Modeerscheinungen es gibt, desto besser für Probat. Denn bei allen Varianten kommt es darauf an, dass der Kaffee auf die richtige Weise gemahlen und geröstet wird. Und dafür braucht man die richtigen Maschinen. Die Bohnen für sieben von zehn Tassen Kaffee werden auf Maschinen des knapp 150 Jahre alten Familienunternehmens geröstet.

Wim Abbing, Probat-Geschäftsführer
Wim Abbing, Probat-GeschäftsführerBild: Probat

Vom Kolonialwarenhändler zum Weltmarktführer

"Wir sind von drei Herren gegründet worden", erzählt Wim Abbing, Geschäftsführer von Probat. Zwei waren Kolonialwarenhändler. Kolonialwaren und Rohkaffee kamen damals über die Seehäfen in Antwerpen und Rotterdam und wurden über den Rhein nach Deutschland transportiert. Bereits in den 1830er Jahren gründeten zwei dieser Geschäftsleute eine kleine Rösterei. Industrielle Hersteller von Kaffeeröstmaschinen gab es zu der Zeit noch nicht. "Als dann der dritte, Theodor von Gimborn, ein 27 Jahre alter Ingenieur, dazu kam, haben sie angefangen, Kaffeeröstmaschinen herzustellen. Das Geschäft lief von Anfang an hervorragend", so Abbing.

Alte Kugelröstmaschine im Museum des Kaffeeröstmaschinenherstellers Probat
Bereits 1880 wurden jährlich sechstausend Kugelröstmaschinen verkauft. Im Jahr 1938 verließ der einhunderttausendste Röster das Unternehmen.Bild: DW/I. Wrede

Heute leitet er das Unternehmen in vierter Generation. Bei seiner Frau, die direkt aus der Gründerfamilie stammt, kann man im hauseigenen Kaffeemuseum lernen, dass Rohkaffee bis zur Zeit der Firmengründung noch in Pfannen auf dem heimischen Herd geröstet wurde. Mit den Probat-Röstmaschinen konnten nun die Kolonialwarenhändler nicht mehr nur Rohkaffee, sondern auch fertig gerösteten Kaffee verkaufen. Inzwischen führt das Unternehmen nach eigenen Angaben den Weltmarkt für Röstmaschinen an.

Kunden wollen mehr Umweltschutz und Energieeffizienz

"Wir arbeiten in einer sehr kleinen, feinen Nische", sagt Abbing, denn weltweit würden gar nicht so wahnsinnig viele Röstmaschinen gebaut. "Unser Kundenkreis besteht aus ein paar Tausend Kunden weltweit, die Kaffee rösten. Alle bekannten und größeren Hersteller von Röstkaffee sind Abnehmer unserer Maschinen." Dazu gehören die großen Kaffeeröster wie Nestlé oder Jacobs und die mittleren wie Tchibo und Melitta. Außerdem rösten die amerikanische Kaffeekette Starbucks und die britische Kaffeekette Costa auf Probat-Maschinen.

Trommelröstmaschine beim Kaffeeröstmaschinenhersteller Probat
In solchen Trommeln werden in den großen Kaffeeröstanlagen die Kaffeebohnen herumgewirbelt und dabei geröstet.Bild: DW/I. Wrede

Weltweit werden täglich zweieinhalb Milliarden Tassen Kaffee getrunken, dafür braucht es über 18.000 Tonnen gerösteten Kaffee. Ohne entsprechende Abluftbehandlung bei der Röstung würden dabei täglich 10.250 Tonnen CO2 freigesetzt. Bei Probat arbeitet man daran, dass das weniger wird. Neben Umweltschutz und Energieeffizienz ist aber auch Sicherheit ein großes Thema für die Zukunft.

Um seine Marktposition zu behaupten, investiert der Mittelständler massiv in Forschung und Entwicklung. So arbeiten von den rund 450 Mitarbeitern in Emmerich nur 120 in der Maschinenfertigung, alle anderen sind Ingenieure. Auch Software wird bei Probat programmiert, denn die zum Teil meterhohen Anlagen, bei denen von der Rohkaffeeannahme bis zur Verpackung alles automatisiert ist, brauchen eine ausgeklügelte Steuerung.

Keine Angst vor der Konkurrenz

Trotzdem gibt es natürlich Konkurrenz - in Deutschland, in Italien und auch in Asien. Angst vor Billigkopien seiner Maschinen aus China hat Abbing aber nicht. Zumal von den großen Röstmaschinen, die über eine Million Euro kosten können, nur ein paar Handvoll im Jahr verkauft werden. Asiaten würden aber eher Maschinen kopieren, die in großen Stückzahlen auf den Markt kommen, meint Abbing. Bei kleineren Röstmaschinen, die fünf bis 50 Kilo in der Stunde rösten und zwischen 10.000 und 30.000 Euro kosten, gäbe es daher schon mehr Wettbewerb. Etwa 150 Millionen Euro setzte Probat im vergangene Jahr um, den Hauptteil mit größeren Anlagen. Gerade dort, bei der Anlagensteuerung, habe Probat aber einen guten Vorsprung beim Knowhow .

Kaffeeröstmaschinenhersteller Probat
Kleine Kaffeeröstmaschinen von ProbatBild: DW/I. Wrede

Probat-Maschinen werden nicht nur in Emmerich zusammengeschweißt, sondern auch in Indien sowie in Nord- und Südamerika. Am Niederrhein findet man aber auch einen weiteren Schlüssel des Erfolges. Hier hilft das Unternehmen seinen Kunden, neue Produkte - sprich besseren oder anders gerösteten Kaffee - zu entwickeln. Dafür hat Probat ein eigenes Gebäude gebaut, in dem die ganze Prozesskette von der Rohkaffeeannahme bis zum fertig verarbeiteten Kaffee abgebildet wird.

Leidenschaft fürs Rösten

In einer großen lichtdurchfluteten Halle sind alle möglichen Sorten von Mahl- und Röstmaschinen aufgestellt, die teilweise bis unter die Decke reichen. "Wir haben fast täglich Kunden hier", erzählt Abbing. Sowohl kleine, individuelle Kaffeeröster als auch große multinationale Konzerne. "Die kommen hierhin, um unsere Maschinen auszuprobieren, um darauf zu lernen, um geschult zu werden." Manchmal würden die Besuche wenige Stunden dauern, manchmal blieben die Kunden auch wochenlang.

Kaffeeröstmaschinenhersteller Probat
Im "Technikum" können verschiedene Röstanlagen ausprobiert werden.Bild: DW/I. Wrede

"Es geht so weit, dass wir Produktentwicklung zusammen mit unseren Kunden betreiben. Denn vielfach haben wir mittelständische Kunden, die gar nicht in der Lage sind, eigenständig Versuche zu fahren, weil sie nur einen oder zwei Röster haben, die ständig in der Produktion laufen müssen. Wenn es aber darum geht, mal neue Röstungen, neue Röstverfahren oder neue Geschmäcker auszuprobieren, kommen sie lieber zu uns, um hier mal eine Woche in Ruhe rösten zu können", sagt Abbing.

Immerhin stecken in einer Kaffeebohne bis zu 400.000 Zellen. Während der Röstung kommt es zu komplexen, chemischen Reaktionen, bei denen in jeder Zelle hunderte Aromen und chemische Verbindungen neu enstehen. Wie die Bohne am Ende schmeckt und riecht, hängt unter anderem von der Röstdauer, der Temperatur und der Menge an Luft ab, die während des Röstvorgangs zugeführt wird. So könne durch verschiedene Röstverfahren der gleiche Rohkaffee sehr unterschiedlich schmecken, erklärt Abbing. Ein guter Rohkaffee könne nach einer schlechten Röstung schlecht schmecken und ein schlechter Rohkaffee nach einer guten Röstung zwar nicht hervorragend, aber akzeptabel.

Schweißen beim Kaffeeröstmaschinenhersteller Probat
Bei Probat werden zwar Maschinen gebaut, das Unternehmen definiert sich aber über das Endprodukt, den Kaffee.Bild: DW/I. Wrede

"Wir sind zwar ein Maschinenbauer, aber wir definieren uns nicht über unsere Maschinen. Sondern wir definieren uns über die Qualität des Kaffees, den Geschmack, den Geruch, über die Aromen", so Abbing. Darüber würde man mit den Kunden sprechen. "Wir sprechen nicht über das richtige Lagern von Kaffee, nicht über die Dicke des Bleches. Das interessiert keinen Menschen. Sondern wir sprechen darüber: Wie muss ein Kaffee schmecken? Und was muss ich dafür tun?"

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Keine Ende des Wachstums in Sicht

Anscheinend kommt das gut an. In rund 60 Ländern hat Probat Vertretungen. Potential, mehr Röstmaschinen abzusetzen, gibt es auch in Deutschland, denn die Deutschen kaufen ihren Kaffee am liebsten im Supermarkt oder Discounter, so eine Umfrage des Statistikportals Statista. Vor allem würden mehr als 60 Prozent des Röstkaffees über Sonderangebote verkauft, weil die Geschäfte ihn als Mittel nutzten, um die Kunden in die Läden zu locken, heißt es vom Marktforschungsunternehmen Nielsen. Der Verbrauch in Deutschland stagnierte in den vergangenen eher. Würden die Deutschen sich mehr für qualitativ hochwertigen Kaffee begeistern und bereit sein, dafür mehr Geld auszugeben, hätten am Ende auch die Hersteller von Röstmaschinen etwas davon.

Weltweit aber gibt es seit den 1990er Jahren einen Kaffee-Boom, und ein Ende fürchtet Unternehmenschef Abbing nicht. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren noch viele neue Entwicklungen beim Kaffee erleben werden, und der Kaffee auch neue Regionen erobert", sagt Abbing. Im Blick hat er dabei Asien. Vor allem China und Indien seien Wachstumsregionen, um die sich Probat sehr stark kümmere. Um den Kaffee und um sein Unternehmen macht er sich daher keine Sorgen.

Insa Wrede, DW-Mitarbeiterin
Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion