Das hätte die Teheran-Ausstellung in Berlin gezeigt
13. Januar 2017Kunst der iranischen Moderne sollte die Schau zeigen - zusammen mit Werken von Andy Warhol, Jackson Pollock, Henry Moore, Wassily Kandinsky, Paul Gaugin, Pablo Picasso, Mark Rothko und Francis Bacon. Den Neubeginn der deutsch-iranischen Beziehungen nach dem Atomabkommen von 2015 und dem Ende der Sanktionen hätte die Ausstellung "Die Teheran Sammlung. Das Teheran Museum für Zeitgenössische Kunst in Berlin" markieren sollen.
Die Berliner Gemäldegalerie wollte rund 60 Werke zeigen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz organisierte den Dialog der Moderne von Orient und Okzident. Doch schließlich musste sie sich am 27. Dezember 2016 geschlagen geben: Der Iran erteilte nicht die erforderliche Ausfuhrgenehmigung für die Werke. "Mit großem Bedauern" erklärte der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, das Projekt für gescheitert. Weitere Verzögerungen in der Ausstellungsplanung seien nicht mehr vertretbar.
Die legendäre Sammlung von Farah Diba Pahlavi
Bei einem Besuch des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier im Teheraner Museum of Contemporary Art entstand 2015 die Idee, die Sammlung, die unter Farah Diba Pahlavi, der Witwe des letzten Schahs im Iran, zusammengetragen wurde, in Deutschland zu zeigen. In Teheran verschwand die Sammlung nach der Islamischen Revolution 1979 weitgehend im Museumsdepot und war nur vereinzelt im Westen zu sehen. Erst 2005 wurde die komplette Kollektion in Teheran wieder öffentlich gezeigt. Farah Diba Pahlavi selbst verließ mit ihrer Familie nach der Islamischen Revolution den Iran und floh ins Exil ins Ausland, wo ihr Mann, der ehemalige Schah, 1980 an Krebs starb.
Die millionenschwere Sammlung gilt als legendär - und als die größte Sammlung der Moderne außerhalb von Europa und den USA. Im DW-Interview betont die 78-jährige ehemalige Kaiserin die Bedeutung der Kunst: "Künstler sind Menschen, die ewig leben. Wenn Menschen die Namen von Führern, Königen oder Präsidenten vergessen, werden sie niemals Musiker, Sänger und Künstler vergessen."
"Als ich meinen Mann, den König, geheiratet habe, wollte ich die zeitgenössischen iranischen Künstler unterstützten", sagt sie. Sie habe während der Biennale, die das iranische Kulturministerium in den früher 60er Jahren organisiert habe, verschiedene iranische Maler und Bildhauer entdeckt.
Auf ihr Bestreben hin sei 1977 das Teheraner Museum of Contemporary Art gegründet worden. Das Museum beherbergt auch eine Reihe großer westlicher Künstler: "Ich sagte mir, warum sollten wir hier nicht auch ausländische Kunst haben. Denn die ganze Welt hat auch unsere Kunst in ihren Museen."
Ein Projekt mit vielen Hindernissen
Geplant war die Eröffnung der Ausstellung in Berlin eigentlich schon für Anfang Dezember 2016, doch sie entwickelte sich zu einem schwierigen und umstrittenen Unterfangen: Die Kooperation mit dem Leiter des Teheraner Museums, Majid Mollanoroozi, war in die Kritik geraten, nachdem dieser Holocaust-Leugner in einem Karikaturen-Wettbewerb ausgezeichnet hatte. Die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters hatte sich deswegen von den deutsch-iranischen Ausstellungsplänen distanziert.
Iranische Künstler wandten sich wiederum gegen die deutsche Zusammenarbeit mit der Regierung des Landes, in die sie nicht einbezogen seien. Widerstand erfuhr das Projekt, wurde berichtet, auch von Seiten iranischer Behörden. Diese sollen befürchtet haben, dass Farah Diba Pahlavi Anspruch auf die Werke erheben könnte, die derzeit im Besitz des Teheraner Museum of Contemporary Art sind, wenn sie erst einmal im Ausland seien.
"Das ist lächerlich", entgegnet Farah Diba Pahlavi im DW-Interview. "Ich habe geholfen, dieses Museum für den Iran und das iranische Volk aufzubauen. Und diese Werke gehören zum Iran und den iranischen Menschen."
Begleitprogramm wird zur Hauptattraktion
Die Sammlung des Teheraner Museum of Contemporary Art wird es also vorerst nicht außerhalb des Iran zu sehen geben. Allerdings bietet das Goethe-Institut in Kooperation mit dem CTM-Festival für experimentelle und elektronische Musik, dem Literarischen Colloquium Berlin, der Freien Universität Berlin und weiteren Partnern noch bis März 2017 Einblicke in das zeitgenössische iranische Kulturleben - in Vorträgen iranischer und deutscher Kulturschaffender und Philosophen, in Lesungen und Konzerten. Was als Begleitprogramm der Ausstellung gedacht war, soll dem kulturellen Dialog zwischen Deutschland und dem Iran zumindest eine kleine Plattform bieten.