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Das hätte der Jens auch gekonnt

Andreas Sten-Ziemons27. April 2015

Der FC Schalke 04, der eigentlich in die Champions League wollte, droht die Europa League zu verspielen. DW-Sportredakteur Andreas Sten-Ziemons fragt sich, wozu die Schalker eigentlich den Trainer gewechselt haben.

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Themenbild Kolumne Flügelzange
Bild: DW

Erinnert sich eigentlich noch jemand an Jens Keller? Nein? Schalke-Trainer, immer ordentlich frisiert, süddeutscher Akzent, freundlich und im Auftreten ein wenig bescheiden und unauffällig? Dann nochmal zur Erinnerung: Jens Keller war der Trainer, der zu Saisonbeginn noch auf der Schalker Bank saß. Keller war der Mann, der den FC Schalke im Dezember 2012 übernahm und zum Abschluss der Saison 2012/2013 auf den vierten Rang, zum Saisonende 2013/2014 sogar auf den dritten Platz führte. Der FC Schalke 04 zweimal in Folge in der Champions League!

Moment mal! Schalke 04 und die Champions League… Da war doch was… Gab es da denn nicht irgendeinen Zusammenhang? Richtig, jetzt weiß ich es wieder: Der FC Schalke wollte sich ursprünglich auch in dieser Saison wieder für die Champions League qualifizieren. Und weil Jens Keller mit seinem Team nach sieben Spieltagen nur auf Rang elf stand und schon vier Zähler (!) Rückstand auf den Tabellenvierten Bayer Leverkusen hatte, musste Keller gehen. Stattdessen wurde mit dem Italo-Schweizer Roberto di Matteo ein Mann verpflichtet, der laut Schalkes Sportvorstand Horst Heldt "weiß, wie man mit Stars umgehen muss".

Rückstand erfolgreich vergrößert

Aha! Wie gut das geklappt hat, lässt sich ein gutes halbes Jahr später in den Statistiken nachlesen: Schalke ist jetzt zwar nicht mehr Elfter, sondern Fünfter der Tabelle, hat aber in den 23 Bundesliga-Spielen unter Di Matteo den Rückstand auf den Tabellenvierten Bayer Leverkusen von damals vier auf mittlerweile 13 Punkte (!) vergrößert.

Schalke-Trainer Roberto Di Matteo gestikuliert (Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)
Die Bilanz von Schalke-Trainer Roberto di Matteo ist nach 23 Spielen beeindruckend... schlecht!Bild: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Rein rechnerisch ist damit die Qualifikation zur Champions League definitiv nicht mehr möglich. Noch dazu ist das unter Keller oftmals noch recht attraktive Schalker Spiel zu einem unattraktiven Ergebnisfußball verkommen, der sich irgendwo zwischen langweilig und unansehnlich bewegt und noch dazu das Problem hat, dass er keine brauchbaren Ergebnisse liefert. In den 13 Spielen der Rückrunde gab es nur drei Siege. Neunmal schon ist der FC Schalke in den sechs Monaten unter Di Matteo torlos geblieben. Das ist genauso oft, wie in 22 Monaten unter Jens Keller.

Jobgarantien im Wochenrhythmus

Hallo Schalke! Ist noch jemand wach? Oder warum regt sich niemand über die miesen Leistungen auf? Euer Sportvorstand hat Di Matteo vor einigen Tagen sogar eine Jobgarantie ausgesprochen - er soll sogar dann bleiben dürfen, wenn auf den letzten Metern auch die Qualifikation zur Europa League noch vergeigt wird. Und das ist in Anbetracht der Schalker Form und der heraneilenden Konkurrenz aus Hoffenheim, Dortmund und Bremen gar nicht mal so unrealistisch.

Jobgarantie, Jobgarantie… da klingelt doch wieder etwas. Richtig, eine Jobgarantie hatte doch auch Jens Keller mal. Sogar mehrfach. Wer sich den Spaß erlaubt bei Google mal nach "Schalke Jens Keller Jobgarantie" zu suchen, der findet auf der ersten Seite eine bunte Mischung von Überschriften wie "Heldt gibt Schalke-Trainer Keller Jobgarantie" - "Horst Heldt erneuert Jobgarantie für Keller" - "Heldt gibt Trainer Keller Jobgarantie - vorerst" und "Keine Job-Garantie mehr für Schalke-Coach Jens Keller". Die letzte Überschrift datiert lustigerweise vom 16. Februar 2013. Danach konnte sich Keller noch beachtliche anderthalb Jahre im Sattel halten. Mal sehen wie lange Roberto di Matteo noch durchhält.

Horst Heldt und Jens Keller ein paar Tage vor Kellers Rauswurf (Foto: Kevin Kurek/dpa)
Beredtes Schweigen: Heldt und Keller ein paar Tage vor Kellers RauswurfBild: picture-alliance/dpa/K. Kurek