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René Magritte zum 50. Todestag

Julia Hitz
15. August 2017

Der Hut, der Apfel, der Vorhang: Beim belgischen Surrealisten treffen einfache Formen auf komplexe Bedeutungsebenen - mit philosophischer Dimension. Das macht ihn bis heute aktuell und interessant.

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Während man sich bei der Betrachtung eines Dali-Gemäldes wie in einem Traum gefangen fühlt, haben die Bilder von René Magritte stets einen intellektuellen Anstrich. 1898 in der wallonischen Provinz geboren, begann Magritte im Alter von 15 Jahren mit der Malerei. Von 1916 bis 1918 studierte er an der Brüsseler Akademie der schönen Künste, 1926 hatte er einen festen Vertrag mit einer Brüsseler Galerie und konnte sich so ganz auf seine künstlerischen Arbeiten konzentrieren. 

Vor- und Rückseite eines Hut tragenden Herrn - Magrittes Bild zeigt beides und verwirrt damit die Sinne. © Duane Michals, Courtesy of DC Moore Gallery, New York
Der Meister der Bildtäuschung im PortraitBild: © Duane Michals, Courtesy of DC Moore Gallery, New York

Magritte stand im Zentrum des belgischen Surrealismus, er war befreundet mit André Breton, Joan Miró, Hans Arp und später auch Salvador Dalí. Bei der großen Surrealismus-Ausstellung 1938 in Paris war Magritte mit mehreren Werken vertreten. Früh verheiratet pflegte Magritte in Brüssel eine bürgerliche Existenz und arbeitete viel. Er galt schon bei seinem plötzlichen Tod 1967 als bedeutendster Vertreter des belgischen Surrealismus.

Philosophie als Malerei?

René Magrittes Wort-Bilder kreisen um das Verhält­nis von Bild und Spra­che, auch sein wohl bekanntesten Bild "Ceci n'est pas une pipe" (Das ist keine Pfeife). Mit dieser Konfrontation von Text und Bild formulierte Magritte seine Zweifel an der Abbildbarkeit von Realität und stellte die Wahrnehmung fundamental infrage. Die Sprachebene bleibt für den Maler immer wichtig: "Ein Titel rechtfertigt das Bild, indem er es vervollständigt".

In anderen Bildern befasst sich Magritte mit der Erfin­dung und Defi­ni­tion von Male­rei. Seine quasi wissen­schaft­li­che Methodik macht deutlich: Der Künstler war kein Mann der einfachen Antworten. Er hegte großen Argwohn gegenüber simplem Realismus. Erklärtes Ziel der Surrealisten war die Erschütterung herkömmlicher Erfahrungs-, Denk- und Sehgewohnheiten. Diesem Anspruch der surrealistischen Kollegen begegnete Magritte mit einer großen Portion Ironie. Mit Prophetie und Visionen hatte er nichts am Hut. Er sah sich nicht in erster Linie als Künstler, sondern als "ein denkender Mensch, der malt". Magritte setzte sich später insbesondere auch mit Hegel, Heidegger und dem französischen Philosophen Maurice Merleau-Ponty intensiv auseinander.

Magritte in der Popkultur

Hut, Apfel, Vorhang: Die Bildsprache des belgischen Malers René Magritte kommt oft in einfacher Form daher - mit hohem Wiedererkennungswert. Das machte sie später zu einem beliebten Element der Popkultur. Und das ist sie bis heute auch geblieben.
Im Internet, speziell in den sozialen Netzwerken, sind Bilder erfolgreich, die einfach zugänglich sind und sich leicht nachstellen lassen. Das gilt auch für die scheinbar einfachen Motive von Magritte. Viele Reproduktionen finden sich unter dem Hashtag #renemagritte. Ob sich dabei der philosophische Tiefgang des Künstlers erschließt, sei dahingestellt.

Die Schirn Kunsthalle zeigte bis Juni 2017 siebzig - darunter viele unbekannte - Werke des Surrealisten. Zuvor hatte die gemeinsam konzipierte Ausstellung bereits im Pariser Centre Pompidou Aufsehen erregt. Für Schirn-Direktor Philipp Demandt ist René Magritte "mit seiner unverwechselbaren Bildsprache einer der populärsten wie auch einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts."