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Das sollten Touristen 2016 nicht verpassen

Elisabeth Jahn28. Dezember 2015

Deutschland feiert sein Bier, Großbritannien den großen Shakespeare und Frankreich richtet die Fußball-Europameisterschaft aus. Was Besucher in Europa im neuen Jahr sehen sollten - ein Überblick.

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Berlin Brandenburger Tor Tourismus
Bild: Imago/J. Tack

Europa ist der meistbesuchte Erdteil der Welt. Das geht aus der Statistik hervor, die die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen jedes Jahr veröffentlicht. Ersten Hochrechnungen zufolge hat Europa 2015 erstmals die 600-Millionen-Grenze an internationalen Besuchern überschritten.

Sehenswert ist der alte Kontinent also zweifellos. Doch welche Orte und Events lohnen sich besonders? Welche Sonderjubiläen, welche Veranstaltungsklassiker sind einen Besuch wert? Beginnen wir mit den Highlights des Jahres.

Deutschland feiert sein Bier und seine Gärten

Die Deutschen feiern 2016 ein besonderes Jubiläum: den Erlass des Reinheitsgebots in Bayern vor 500 Jahren. Es legte 1516 fest, dass im Bier nur Gerste, Hopfen und Wasser enthalten sein dürfen. Später wurde Hefe ergänzt. Damit ist das Reinheitsgebot das älteste, heute noch geltende Lebensmittelgesetz der Welt.

Das Jubiläumsjahr beginnt mit einem zentralen Festakt am 22. April in Ingolstadt, wo das Reinheitsgebot erlassen wurde. Ende Juli richtet die Stadt Müchen ein dreitägigens Bier-Festival aus. Ewartet werden rund 100 bayerische Brauereien und 100.000 Besucher aus aller Welt. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann zwischen dem 17. September und 3. Oktober wiederkommen - zum traditionellen Oktoberfest, dem größten Volksfest der Welt.

Berlin würdigt 2016 den Gartenbaukünstler Peter Joseph Lenné, der vor 150 Jahren starb. Er gestaltete weiträumige Parkanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten um, darunter den Park Sanssouci in Potsdam, die Pfaueninsel und den Landschaftspark Glienicke in Berlin. Sie gehören alle zum UNESCO-Welterbe. Später wurde Lenné mit der sozialverträglichen Stadtplanung Berlins betraut und schuf Grünanlagen als Naherholungsorte.

Spaziergänger laufen durch den Park von Sanssouci in Potsdam, Foto: Bernd Settnik/dpa
Geprägt von Lenné: Der Park von Sanssouci in PotsdamBild: picture-alliance/dpa/B. Settnik

Fußball-Europameisterschaft der Männer in Frankreich

Zu den europäischen Großereignissen im Jahr 2016 zählt zweifellos die Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis zum 10. Juli in Frankreich. Insgesamt zehn Spielorte rücken in den Mittelpunkt. Etwa Lyon mit seinen Altstadtgassen und Sternerestaurants; oder die Weinstadt Bordeaux, seit 2007 Unesco-Welterbe.

Sowohl Eröffnungsspiel als auch Finale werden bei Paris, im Stade de France ausgetragen. Die französische Hauptstadt rechnet anlässlich der EM mit zusätzlichen drei Millionen Besuchern. Am Fuße des Eiffelturms soll es eine Riesen-Leinwand für die Übertragung aller Spiele geben. Weil nach den Terroranschlägen vom 13. November Sicherheit groß geschrieben wird, ist das Marsfeld mit Platz für 120.000 Menschen in diesen Wochen abgesperrt, die Durchgänge werden streng kontrolliert. Am Seine-Ufer werden in Zelten die nationalen Spezialitäten der 24 Teilnahmeländer vorgestellt.

400. Todestag von Shakespeare

Kein anderer Autor der Literaturgeschichte schuf so viele Dramen von Weltrang wie er: Nun jährt sich der Tod von William Shakespeare zum 400. Mal. Das Jubiläum nimmt Großbritannien zum Anlass, seinen bekanntesten Schriftsteller zu würdigen - unter anderem mit Vorstellungen in Theatern, Kinos, Orchester- und Opernhäusern im ganzen Land.

In Shakespeares Geburts- und Wohnhaus in Stratford-upon-Avon eröffnet im Januar eine neue Dauerausstellung. Sie stellt sein soziales Umfeld vor, Familie und Freunde, Nachbarn, Trinkgenossen und Arbeitskollegen. Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten soll auch das alte Schulgebäude von Shakespeare, ganz in der Nähe seines Geburtshauses, wiedereröffnen. Touristen können dann sein altes Klassenzimmer besichtigen.

Porträt-Gemälde von William Shakespeare, Foto by Oli Scarff/Getty Images
William Shakespeare, einer der bekanntesten Schriftsteller weltweitBild: Getty Images

Kulturhauptstädte mit komplexer Vergangenheit

Wroclaw in Polen und San Sebastián in Spanien, das sind die Kulturhauptstädte Europas 2016. Wroclaw (deutsch: Breslau) präsentiert sich als junge und kreative Stadt, mit vielen Studenten, einer restaurierten Altstadt, Museen, Galerien und Restaurants. Dabei war 1945 ein Großteil des Zentrums zerstört, die deutsche Bevölkerung vertrieben. Stattdessen fanden Tausende Polen hier eine neue Heimat.

Diese vielschichtige Identität spiegelt das Programm der Kulturhauptstadt Europa wider. Das ganze Jahr über gibt es Konzerte - im neugebauten Nationalen Musikforum, aber auch auf der Straße, in Bahnhöfen oder in Krankenhäusern - ebenso wie Ausstellungen und Installationen über die ganze Stadt verteilt. Abgerundet wird das Kulturjahr in Wroclaw mit der Verleihung des Europäischen Filmpreises am 10. Dezember.

Das nordspanische San Sebastián möchte mit seinem Programm die Wunden der eigenen Vergangenheit heilen. Die Bevölkerung ist bis heute tief gespalten. Jahrzehntelang kämpfte die terroristische Untergrundorganisation ETA hier mit blutigen Anschlägen für eine Unabhängigkeit des Baskenlandes. "Die Leute sollten etwas bekommen, das sie an die Zukunft der Stadt glauben lässt", sagt der Direktor des Projekts Kulturhauptstadt 2016, Pablo Berástegui.

Das Programm knüpft auch an aktuelle Themen wie die europäische Flüchtlingsthematik an. So gibt es im März ein Antikriegsfestival mit Konzerten, Filmen und Theater. Ab Juni zeigt eine Sonderausstellung 300 Werke von Goya, Rubens oder Picasso zu Gewalt und Frieden.

Der Strand "La Concha" in San Sebastian, Foto: Ana Lázaro Verde/dpa
San Sebastián: Schon die spanischen Könige schätzten das milde Klima und den TraumstrandBild: picture-alliance/dpa/A. Lazaro Verde

Große europäische Kunstausstellungen

Bei einer Reise nach Europa darf ein Besuch in einem der zahlreichen Kunstmuseen nicht fehlen. Im Mittelpunkt steht 2016 der niederländische Renaissance-Maler Hieronymus Bosch, der vor 500 Jahren starb. Aus diesem Anlass kehren erstmals zahlreiche seiner Bilder in Boschs Geburtsstadt Hertogenbosch zurück und sind zwischen 13. Februar und 8. Mai unter dem Ausstellungstitel "Hieronymus Bosch - Visionen eines Genies" zu bewundern.

Wer jedoch eines von Boschs Hauptwerken wie "Der Garten der Lüste" sehen will, der muss in den Prado nach Madrid. Das Gemälde ist seit dem 16. Jahrhundert im Besitz Spaniens und wird auch nicht als Leihgabe herausgegeben. Im Prado ist ab dem 31. Mai eine Sonderschau zu Bosch mit mehr als 60 seiner Gemälde zu sehen.

In London zeigt die Royal Academy of Arts vom 30. Januar bis 20. April die Ausstellung "Painting the Modern Garden: Monet to Matisse". Sie zeigt 120 Bilder von großen Malern wie Cezanne, Renoir, Manet, Van Gogh, Kandinsky, Klimt und Klee.

Gemälde "De Hooiwagen" von Hieronymus Bosch, Copyright: picture-alliance/dpa/Rik Klein Gotink
"Der Heuwagen" von Hieronymus BoschBild: picture-alliance/dpa/Rik Klein Gotink

"The Floating Piers" - dieses Open-Air-Projekt wird im Sommer viele Kunstinteressierte nach Norditalien locken. Der bulgarisch-amerikanische Künstlers Christo legt gigantische Stege aus Stoff über den Iseo-See. Wie weiland Jesus werden die Besucher übers Wasser wandeln können. Auch von den umgebenden Bergen wird die begehbare Kunst-Installation im See zu sehen sein, vom 18. Juni bis zum 3. Juli.

Die Klassiker, die sich jedes Jahr lohnen

Eine feste Größe im europäischen Veranstaltungskalender ist der Karneval. Den Anfang macht wie jedes Jahr Venedig, dieses Mal vom 23. Januar bis zum 09. Februar. Beim bekanntesten Maskenball der Welt verwandelt sich die Stadt der Kanäle in eine einzige Straßenparty.

Masken beim Karneval in Venedig, Foto: picture alliance/Robert Harding World Imagery
Beim Karneval in Venedig werden traditionell die schönsten Masken gekürtBild: picture alliance/Robert Harding World Imagery

Auch in Deutschland wird in zahlreichen Städten Karneval gefeiert. Am 8. Februar gibt es etwa in Köln, Düsseldorf und Mainz die sogenannten Rosenmontagszüge: Von geschmückten Wagen werfen die Narren Süßigkeiten ins ebenfalls verkleidete Publikum.

Weltweit bekannt ist auch der Karneval im französischen Nizza, in diesem Jahr vom 12. bis zum 28. Februar. Besonders malerisch ist die Kulisse der berühmten Promenade des Anglais direkt an der Côte d'Azur. Beim großen Umzug werfen dort Karnevalisten in extravaganten Kostümen ein Meer aus Blüten ins Publikum.

Mittsommer und ESC in Schweden

Im Sommer sind die Nächte in Europas Norden besonders lang, in einigen Regionen Skandinaviens geht die Sonne eine Zeit lang überhaupt nicht unter. Für die Schweden Grund zum Feiern beim jährlichen Mittsommerfest, das dieses Jahr auf den 24. Juni fällt. Viele legen ihre Trachten an. Es wird getanzt und gesungen. Das größte und traditionellste Mittsommerfest mit jährlich rund 20.000 Besuchern feiert das Städtchen Leksand am Siljansee. Ausländische Besucher sind herzlich willkommen.

Wer dem nicht so viel abgewinnen kann, für den hat Schweden 2016 noch ein Großereignis außerhalb der Reihe: In der Stockholmer Globe Arena findet am 14. Mai das Finale des 61. Eurovision Song Contest (ESC) statt. Das Fernsehen überträgt die Veranstaltung live und die Zuschauer dürfen per Telefon abstimmen, wen sie zum Sieger küren.

Musik unter freiem Himmel

In der Reihe der europäischen Kulturveranstaltungen dürfen die zahlreichen Open-Air-Festivals nicht fehlen. Einen festen Termin im Kalender markiert die Fête de la Musique - immer pünktlich zum Sommeranfang am 21. Juni. In zahlreichen europäischen Städten geben Amateur- und Berufsmusiker auf der Straße oder in Bars kostenlose Konzerte.

Zu den weltweit größten Musikfestivals unter freiem Himmel zählt das Glastonbury Festival im Südwesten Englands. Vom 22. bis 26. Juni präsentiert es in diesem Jahr zeitgenössische Musik von Rock bis Hip Hop, aber auch Theateraufführungen, Tanz und Zirkus.

Großer Beliebtheit erfreut sich jedes Jahr auch das Heavy-Metal-Festival im norddeutschen Wacken. Am ersten Augustwochenende des Jahres strömen zehntausende Teilnehmer in die kleine Gemeinde, es gilt als größtes Heavy-Metal-Festival der Welt.

Wer eher ein Fan der klassischen Musik ist, für den ist das Internationale Festival d'Aix en Provence in Südfrankreich ein Tipp. Vor der historischen Kulisse der Stadt gibt es Konzerte und Opernaufführungen. Das Herz der Festspiele aber ist der Hof des ehemaligen Erzbischofspalastes, wo die Aufführungen unter freiem Himmel stattfinden.

Ein Jazztrio spielt am Abend während der Fete de la Musique in der Innenstadt von Weimar, Foto: Soeren Stache/dpa
Ein Jazztrio bei der Fête de la Musique in WeimarBild: picture-alliance/ZB/S. Stache