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Puzzlespiel in Tokio

Rolf Wenkel, z. Zt. Tokio8. Oktober 2012

Beim Jahrestreffen von IWF und Weltbank in Tokio gibt es mehr offene Baustellen denn je. IWF-Chefin Lagarde mahnt die Politik zum Handeln. Denn die Schuldenkrise droht die Weltwirtschaft zu schwächen.

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Christine Lagarde, the Managing Director of the International Monetary Fund (Foto: dapd)
Christine LagardeBild: AP

"Das Jahrestreffen von IWF und Weltbank in Tokio ist ein idealer Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme, wie es um die Weltwirtschaft bestellt ist", sagte Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, kürzlich im Peterson Institute for International Economics in Washington - um sich selbst gleich die Antwort zu geben: "Die Weltwirtschaft ist noch immer von Unsicherheit geprägt, sie ist noch längst nicht da, wo sie sein muss. Die Situation kann man mit einem Puzzle vergleichen: Manche Teile passen, aber das gesamte Bild ist noch längst nicht fertig."

Für die geschäftsführende IWF-Direktorin ist und bleibt Europa das Epizentrum der globalen Krise. Das langsame Reformtempo in Europa sei auch einer der Gründe, weshalb der IWF in Tokio seinen Ausblick für die globale Wirtschaft noch einmal nach unten korrigiere. Bereits im Juli hatte der Währungsfonds seine geschätzte Wachstumsrate für 2012 leicht auf 2,5 Prozent und für 2013 auf 3,9 Prozent nach unten korrigiert.

Infografik IWF Stimmrechte der 10 größten Anteilseigner 2009/2012 2012_10_04_Stimmrechte_IWF.psd

Korrektur nach unten

Im aktualisierten Weltwirtschaftsausblick, der am 9. Oktober in Tokio veröffentlicht wurde, sind die Werte erneut niedriger ausfallen. Für 2013 sagt der IWF nun ein Wachstum von 3,6 Prozent voraus: 0,3 Prozentpunkte weniger als bislang angenommen.

Lagarde nennt noch andere offene Baustellen, die in Tokio angesprochen werden müssen: "Da ist die ungleiche wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone, da sind die Haushaltsprobleme und die nur lauwarme wirtschaftliche Erholung in den USA, da ist das nachlassende Wachstum in den Schwellenländern, da sind die Sorgen der Entwicklungsländer über explodierende Lebensmittel- und stark schwankende Rohstoffpreise - und nicht zuletzt die wachsende Enttäuschung im Nahen Osten."

Gleichzeitig lobt Lagarde die Maßnahmen der Zentralbanken vor allem in Europa, den USA und Japan, der schwächelnden Konjunktur mit geldpolitischen Eingriffen auf die Sprünge zu helfen. Sie hätten eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Weltwirtschaft vor einer großen Rezession zu bewahren. Nun sei es vor allem an der Politik, gegen die hohe Arbeitslosigkeit und die massive Verschuldung der Haushalte anzugehen und mit der Reparatur des Finanzsektors weiter zu machen.

Stimmrechte verschieben sich

Der IWF selbst will sich in Tokio besser rüsten für die kommenden Aufgaben, durch verbesserte Analyseinstrumente, ein besseres Frühwarnsystem, ein besseres Sicherheitsnetz für die globalen Finanzmärkte, und nicht zuletzt durch eine Reform der Organe im IWF. So soll in Tokio endlich das umgesetzt werden, was die G20 schon vor zwei Jahren beschlossen haben: Eine Umverteilung der Stimmrechte zugunsten der Schwellenländer.

Schwellen- und Entwicklungsländer werden ihren Stimmrechtsanteil um sechs Prozent auf dann knapp 45 Prozent erhöhen, China wird seinen Anteil verdoppeln und erstmals werden auch Brasilien und Indien unter den Top Ten der Mitglieder sein. Deutschlands Stimmanteil wird geringfügig von knapp sechs auf  5,3 Prozent sinken, was Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble allerdings nach eigenem Bekunden keine schlaflosen Nächte bereitet.