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Cheney entgeht Anschlag

27. Februar 2007

Ein Selbstmordattentäter hat sich während des Besuchs von US-Vizepräsident Cheney vor dem US-Stützpunkt Bagram in die Luft gesprengt. Bis zu 23 Menschen wurden getötet. Ein Sprecher der Taliban bekannte sich zu der Tat.

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US-Vizepräsident Dick Cheney, Quelle: AP
Er lebt: Nach dem Anschlag machte sich Cheney auf nach KabulBild: AP

Der Besuch von US-Vizepräsident Dick Cheney auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan wurde am Dienstag (27.2.07) von einem Selbstmordanschlag mit mehreren Todesopfern überschattet. Cheney, der Taliban-Angaben zufolge das eigentliche Ziel des Attentats war, blieb unverletzt.

Über die Zahl der Opfer gab es zunächst widersprüchliche Berichte. Während afghanische Beamte von 20 Toten und etwa einem Dutzend Verletzten sprachen, vermeldete die NATO neben 27 Verletzten lediglich den Tod zweier Soldaten aus den USA und Südkorea sowie eines Vertragspartners der US-Regierung. Anrainern zufolge kamen überwiegend Lastwagenfahrer ums Leben, die vor dem Stützpunkt auf Einlass warteten.

Lauter Knall

Die Explosion hatte sich vor dem ersten Sicherheitstor außerhalb des wichtigsten US-Stützpunkts nördlich von Kabul ereignet. Ein kleiner Straßenmarkt vor dem Gelände wurde schwer erschüttert, wie Augenzeugen berichteten. Cheney selbst habe nur einen lauten Knall gehört, wie der Politiker Journalisten mitteilte. Danach sei er für kurze Zeit in einen Bunker gebracht worden.

Im Anschluss traf er den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul. Das Gespräch dauerte nach Angaben der US-Botschaft zwei Stunden und drehte sich vor allem um Sicherheitsfragen und eine Verstärkung der US-Hilfen zum Wiederaufbau des Landes. Danach reiste der US-Vizepräsident aus Afghanistan ab.

Spontane Attentatsplanung

Erst am späten Montagabend war bekannt geworden, dass Cheneys Überraschungsbesuch in Afghanistan bis Dienstag dauern würde - eigentlich sind seine Reisepläne aus Furcht vor Anschlägen geheim. Ursprünglich hatte Cheney geplant, den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai noch am Montag zu treffen, doch Schneefall verhinderte seinen Flug von Bagram in die 60 Kilometer entfernte Hauptstadt Kabul. Das Treffen wurde verschoben, Cheney übernachtete außerplanmäßig in der US-Basis - und die Taliban nutzten die Chance.

Offenbar genügten ihnen wenige Stunden, um aus dem nach ihren Angaben 2000 Mann umfassenden Heer an Selbstmordattentätern einen auszuwählen und den Anschlag vorzubereiten.

Frühjahrsoffensive der Taliban

Selbstmordanschläge in Afghanistan haben im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen. Die Taliban haben eine Frühjahrsoffensive angekündigt, die nach Angaben der Rebellen unmittelbar bevorsteht. Die NATO, die die ISAF führt, will die Taliban-Offensive unbedingt vereiteln. (ana)