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Musik

Warum die Deutschen David Hasselhoff lieben

Stuart Braun
17. Juli 2022

David Hasselhoff gab nach dem Fall der Berliner Mauer ein legendäres Konzert. Jetzt feiert der "Baywatch"-Star seinen 70. Geburtstag. Vom Ruhestand will der Entertainer nichts wissen.

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David Hasselhoff lächelt beim TV Festial Monte-Carlo in die Kamera.
Star der Deutschen: David Hasselhoff Bild: Patrick Aventurier/Abaca/picture alliance

In keinem anderen Land ist David Hasselhoff so beliebt wie in Deutschland. Mit den Serien "Knight Rider" und "Baywatch" gelangt er in den 1980er- und 1990er-Jahren in die deutschen Wohnzimmer und wird zum Star. Wahren Kultstatus erreicht der am 17. Juli 1952 in Baltimore geborene Hasselhoff allerdings mit seiner Musik. An diesem Samstag feiert der Schauspieler und Sänger seinen 70. Geburtstag.

In seiner Heimat, den USA, interessiert diese allerdings nur wenige. Sein Debütalbum von 1984 hat dort nur mäßigen Erfolg. Ganz anders in Europa: In Österreich erklimmt "Night Rocker" schnell die Spitze der Charts und auch in Deutschland verschafft sich "The Hoff", wie er liebevoll genannt wird, mit der Platte eine treue Fanbase. 

David Hasselhoff als Mitch Buchannon am Strand von Malibu mit einer roten Rettungsboje in der Hand.
Die Rolle seines Lebens: Mitch Buchannon in der Kultserie "Baywatch"Bild: Imago/Milestone Media

"Looking for Freedom" und der Fall der Mauer

Den ganz großen Hit landet David Hasselhoff mit einer Single aus seinem dritten Album von 1989: "Looking for Freedom", der Titelsong des Albums, hält sich in den europäischen Charts wochenlang auf Platz 1.

Der Song ist eine englische Coverversion des Schlagerhits "Auf der Straße nach Süden" von 1978 und stammt aus der Feder von Jack White alias Horst Nußbaum, einem deutschen Ex-Fußballer, der eine erstaunliche Karriere hin zum Komponisten und Produzenten hingelegt hat. 

1989 ist Hasselhoffs Popularität in Deutschland so groß, dass er an Silvester an der Berliner Mauer auftritt - nur wenige Wochen nachdem die Mauer zwischen Ost- und Westberlin gefallen war. Hasselhoff lässt sich legendär in Szene setzen: Ein Kran hievt ihn über die Mauer. Schätzungsweise eine halbe Million Berlinerinnen und Berliner sind an diesem Abend vor Ort, um "The Hoff" singen zu hören: "Looking For Freedom" wird zur Hymne einer ganzen Generation.

Zwischen Showbusiness und Politik

Nach den Erfolgen zum Ende des letzten Jahrtausends wird es ruhig um David Hasselhoff. Seinen Tiefpunkt erlebt er 2007, als ein Video veröffentlich wird, das eine seiner Töchter aufgenommen hat und den Schauspieler zeigt, wie er betrunken und erfolglos einen Cheeseburger zu essen versucht. Bald darauf lässt er verkünden, von seiner Alkoholsucht geheilt zu sein.

David Hasselhoff ist ein wandelbarer Künstler, der auch über sich selbst lachen kann. 2017 etwa tritt er in einem selbstreferenziellen Kurzfilm mit dem Titel "The HoffBot" auf, der von einer künstlichen Intelligenz geschrieben wurde.

Zugleich nutzt er seine Starpower für politische Themen. Seit mehreren Jahren setzt er sich für den Erhalt der Berliner Mauer-Reste ein, 2013 und 2019 fordert er den damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, auf, den Bau eines Hochhauses neben der berühmten East Side Gallery zu stoppen: "Sie versuchen, ein monströses Gebäude auf dem Todesstreifen zu errichten... Verhindern Sie, dass die Berliner Mauer zerstört wird."

David Hasselhoff posiert mit Sonnenbrille vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
David Hasselhoff im Jahr 2013 am Brandenburger Tor Bild: picture-alliance/dpa/P. Zinken

Als David Hasselhoff schließlich am 3. Oktober 2019 in Berlin auftritt, dem Tag der Deutschen Einheit, ruft er in die Menge: "30 Jahre Freiheit!" Dazu die Worte, die John F. Kennedy bei seinem Berlinbesuch 1963 prägte: "Ich bin ein Berliner!" Für seine deutschen Fans ist David Hasselhoff das mit Sicherheit. 

Party Your Hasselhoff

Vom Ruhestand ist der Jubilar noch weit entfernt, im vergangenen Jahr erschien mit "Party Your Hasselhoff" ein neues Album. Als Tribut an seine deutschen Fans habe er "viele Songs nur ausgewählt, weil sie in Deutschland Hits waren", so der Musiker gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa). "Die 80er- und 90er-Jahre waren tolle Jahre, in denen wir und ich sehr viel Spaß hatten."

Unter den Songs des Albums ist eine Coverversion von Iggy Pops "The Passenger". Dazu ließ sich der Musiker von einer Fahrt mit der Berliner S-Bahn inspirieren, als er Mitte der 1970er-Jahre in einer WG mit David Bowie in der deutschen Hauptstadt lebte.

Ebenfalls auf der Liste der Wohlfühlhits stehen Neil Diamonds "Sweet Caroline", "I Was Made For Loving You" von Kiss, "I Just Died In Your Arms Tonight" von Cutting Crew und Billy Joels "We Didn't Start The Fire".

Außerdem ist eine englischsprachige Version des Lieds "Verdammt, ich lieb' Dich" von Matthias Reim enthalten, das fast genau ein Jahr nach "Looking For Freedom" Platz 1 der Charts erreichte. "Die Leute wollen gute Laune haben", fasste "The Hoff" die Absicht hinter seinem neuen Album zusammen. Bald will er auch wieder auf der Bühne für gute Laune sorgen: Für 2023 ist eine Tour durch Deutschland und Österreich geplant.

Übersetzung aus dem Englischen: Annabelle Steffes-Halmer.

Dies ist eine aktualisierte Version des ursprünglich am 2. September 2021 veröffentlichten Artikels.

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.