Delaney: "Ich trage gerne Verantwortung"
18. Oktober 2018Sein bislang letztes Tor in der Bundesliga erzielte Thomas Delaney Ende April gegen seinen jetzigen Verein, Borussia Dortmund. Es war eines von drei Toren, die er in der vergangenen Saison für Werder Bremen schoss. Allerdings nahmen ihn die Schwarz-Gelben, wie er selbst zugibt, nicht aufgrund seiner Torgefährlichkeit unter Vertrag - auch wenn ihm hin und wieder mal ein Treffer gelingt.
"Ich bin kein Marco Reus und kein Christian Pulisic. Ich werde nicht über das Spielfeld dribbeln, drei Spieler austanzen und den Ball im Winkel platzieren", sagt Delaney im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Ich würde gerne in jedem Spiel auf dem Platz stehen, aber das wird bei einem solchen Verein nicht gehen. Darüber bin ich mir im Klaren."
Stolzer Preis, viel Qualität
Unabhängig davon, dass er sich, was Tore und Vorlagen angeht, noch verbessern kann, war der BVB trotzdem bereit, eine stolze Ablösesumme für den 27-Jährigen zu berappen. Laut "transfermarkt.de" soll es den Dortmundern 20 Millionen Euro wert gewesen sein, sich Delaneys Dienste zu sichern. Dem dänischen Nationalspieler, der einen US-amerikanischen Vater hat, lagen auch andere Angebote vor, doch er entschied sich, in der Bundesliga zu bleiben und zu einem Klub zu wechseln, der ihm die Möglichkeit bietet, in der Champions League zu spielen.
"Es war keine leichte Entscheidung für mich", sagt Delaney. "Ich hätte zu anderen Vereinen wechseln können, bei denen ich sicherlich jede Partie gespielt hätte. Ich hätte auch in Bremen bleiben können, aber ich bin hier, um mich der Herausforderung zu stellen."
Antwort auf die Dortmunder Leiden?
Es waren genau dieser Ehrgeiz und dieses Verlangen, nach denen Dortmund bei einem Mittelfeldspieler gesucht hatte. Man wollte einen Spieler, der zwischen dem eigenen und dem gegnerischen Strafraum unermüdlich ackert. Denn die Angriffsstärke der Dortmunder ist ihre geringste Sorge - vielmehr war die fehlende Stabilität innerhalb der Verteidigung schon öfter die Achillesferse der Mannschaft. Dank der Verpflichtung Delaneys, sowie der weiteren Neuzugänge Abdou Diallo und Axel Witsel, sollen diese Defensivprobleme bald der Vergangenheit angehören.
"Ich mag es, wenn man mir Verantwortung überträgt. Ich bin dann am besten, wenn ich eins mit dem Spiel bin. Ich fühle mich unwohl, wenn ich anderen nicht helfen kann", sagt Delaney, dessen zurückhaltende Art abseits des Platzes in krassem Kontrast zur Energie steht, die er auf den Rasen bringt.
Die Tatsache, dass er erwiesenermaßen eine Führungspersönlichkeit ist, war ein Schlüsselargument für die Borussen. Delaney begann seine Profikarriere beim FC Kopenhagen, dem Verein, bei dem er als Jugendlicher den Durchbruch schaffte. Er stieg im Rang auf und führte das Team, nachdem er Kapitän wurde, zu fünf Meistertiteln und vier dänischen Pokalsiegen.
Bei Kopenhagen konnte Delaney außerdem seine ersten Erfahrungen in der Champions League machen und gehörte 2011 sogar zu der Mannschaft, die die Runde der besten 16 erreichte - zum einzigen dänischen Team, das es jemals die Gruppenphase überstand und es in die K.o.-Phase schaffte. Delaney ist jetzt zurück in Europas angesehenstem Wettbewerb, mit dem Unterschied, dass er nun für einen Verein spielt, von dem man den Einzug in die K.o.-Phase geradezu erwartet.
Verschiedene Welten
Dadurch, dass er mehr als 20 Jahre bei Dänemarks erfolgreichstem Klub verbracht hat, sind hohe Erwartungen für Delaney nichts Außergewöhnliches. Er weiß jedoch auch, dass es etwas völlig anderes ist, für Borussia Dortmund zu spielen.
"Der Druck ist groß. Wir haben 80.000 Zuschauer in der Arena, die eine Menge von uns erwarten. Aber der Druck, gut zu spielen, kommt auch von der Mannschaft selbst", sagt Delaney. "Wir haben viele junge Spieler, die zumindest bislang noch keine großen Titel gewonnen haben. Die wissen, dass sie gut sind und dass sie diese Titel holen können."
Mit 27 Jahren ist Delaney einer der Veteranen in einer Mannschaft, zu der auch Youngster wie Achraf Hakimi (19 Jahre), Jadon Sancho (18) und Dan-Axel Zagadou (19) gehören. Er ist dennoch fest entschlossen, alles Mögliche zu tun, um sich als fester Bestandteil in der Dortmunder Aufstellung zu etablieren. Allerdings ist er nicht bereit, den Gewinn bestimmter Titel schon vorab zu versprechen.
"Ich kann doch jetzt nicht behaupten, dass wir diesen und jenen Titel gewinnen werden. Das ist immer schwierig", sagt Delaney. "Aber für mich persönlich geht es darum, mich hier einzuleben und zu wissen, dass ich bei Dortmund eine Zukunft habe."