Demokrat Warnock gewinnt letzten Senatssitz
7. Dezember 2022Der demokratische Amtsinhaber Raphael Warnock hat die mit Spannung erwartete Senats-Stichwahl im US-Bundesstaat Georgia gewonnen und damit die Mehrheit der Partei von Präsident Joe Biden im Senat gestärkt. Warnock siegte nach Auszählung fast aller Stimmen mit 50,8 Prozent über den früheren American-Football-Star Herschel Walker von den Republikanern. Der von Ex-Präsident Donald Trump unterstützte Kandidat erhielt 49,2 Prozent.
Die Wahlbeteiligung sei sowohl in den Wahllokalen als auch bei der Briefwahl hoch gewesen, sagte Wahlleiter Gabriel Sterling dem Sender CNN. "Die Menschen in Georgia waren sehr motiviert, ihr Stimme abzugeben."
Die Stichwahl war zwar nicht mehr das Zünglein an der Waage für die Machtverteilung im US-Senat. Trotzdem wurde ihr große Aufmerksamkeit zuteil - unter anderem, weil Walkers Abschneiden als weiteres Indiz für die Chancen von Trump bei dessen bereits verkündeter Bewerbung für die Präsidentschaftswahl 2024 galt.
Nun eindeutige Mehrheit im Senat
Bei den Midterms, den Kongress-Zwischenwahlen im November, hatte die Demokratische Partei ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus zwar verloren. In der anderen Kongresskammer, dem Senat, konnte sie aber ihre hauchdünne Mehrheit verteidigen. 50 der 100 Mandate waren den Demokraten bereits sicher. Nun gewann die Regierungspartei mit Georgia den 51 Sitz hinzu und kontrolliert damit eindeutig die bedeutenden Kammer.
Dass es überhaupt zu einer Stichwahl zwischen dem 53-jährigen Warnock und dem sieben Jahre älteren Walker gekommen war, liegt am Wahlrecht in Georgia. Der Südstaat verlangt, dass ein Kandidat mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommt. Warnock landete am 8. November zwar knapp vor Walker, die absolute Mehrheit verfehlte er aber. Es gab im ersten Wahlgang noch einen dritten Kandidaten.
Herausforderer fällt negativ auf
Der Baptistenpfarrer Warnock ist der erste schwarze US-Senator aus Georgia. Bei der Stichwahl waren die Blicke aber vor allem auf seinen Herausforderer gerichtet, denn Walker hat im Wahlkampf für zahlreiche Negativ-Schlagzeilen gesorgt. Der Politik-Neuling hatte seinen Lebenslauf geschönt, hinzu kamen Vorwürfe häuslicher Gewalt, die seine Ex-Frau gegen Walker erhob. Außerdem beschuldigten ihn zwei Frauen, er habe sie nach Affären mit ihm zur Abtreibung gedrängt. Pikant ist dies auch deshalb, weil Walker als erzkonservativer Abtreibungsgegner auftritt. Die Anschuldigungen wies er zurück.
Mit bizarren Äußerungen zog der als College-Football-Spieler zur Legende gewordene Kandidat sich zudem immer wieder den Spott von Kommentatoren zu, so etwa, als er bei einem Wahlkampfauftritt über Vampire und Werwölfe fabulierte.
Sowohl Biden als auch Trump lassen sich nicht blicken
Präsident Biden ließ sich im Wahlkampf nicht in Georgia blicken - angesichts seiner geringen Beliebtheitswerte. Stattdessen kam der nach wie vor sehr populäre Ex-Präsident der Demokraten, Barack Obama, in den Bundesstaat. Dort ist der Anteil schwarzer Wähler höher als in vielen anderen Staaten.
Nicht nach Georgia reiste auch Walker-Förderer Trump. Da er bei Wählern der politischen Mitte auf viel Ablehnung stößt, ließ sich der 76-Jährige von seinen Beratern davon überzeugen, dass er Walker im Wahlkampf mehr schaden als helfen würde. Am Montagabend warb Trump bei einer digitalen Veranstaltung für seinen Kandidaten - vergebens.
sti/se/mak (afp, ap, dpa, rtr)