BDI wird 60
19. Oktober 2009"Schließen Sie einen Bund der Versöhnung!" - das gab Wirtschaftsminister Ludwig Erhard den deutschen Industrievertretern bei der Gründung ihres Dachverbandes mit auf den Weg. Dass man einen "Bund der Versöhnung" gründen sollte, wollte damals, 1949, allerdings den wenigsten der versammelten Industrievertreter in den Kopf. Schließlich war der Verband als Antwort auf den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gedacht, der sich eine Woche zuvor gegründet hatte.
Die Industriebosse auf Augenhöhe mit dem Arbeitnehmerbund - was damals für manchen noch ungewöhnlich schien, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem wichtigen Merkmal deutscher Tarifpolitik. Zu verdanken war dies letztlich Ludwig Erhard. Dem ersten Wirtschaftsminister und späterem Bundeskanzler gelang es in den Anfangsjahren der Republik oft, die Wogen zwischen DGB und BDI zu glätten und die Verbände einander anzunähern. Ein besonderer westdeutscher Weg des Ausgleichs, der als "rheinischer Kapitalismus" bekannt wurde.
Lobbyarbeit statt Tarifverhandlungen
Heute ist der BDI ein Unternehmerbund, der selbst allerdings nicht an Tarifverhandlungen teilnimmt und an solchen Verhandlungen auch nie teilgenommen hat. Das erledigt die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände BDA. Der Bundesverband der Deutschen Industrie ist vielmehr ein Verband der Verbände. 36 Branchen und 15 Landesvertretungen sind in ihm organisiert.
Der BDI versteht sich als Sprachrohr zur Meinungsbildung. Das erlaubt ihm seine große Mitgliederzahl. Immerhin sind ihm rund 100.000 Unternehmen angeschlossen. Er mischt sich in politische Diskurse ein und ist Lobbyist für die deutsche Industrie. Eine weitere wichtige Aufgabe ist es, sich zu vernetzen. Nicht nur in Deutschland bringt der BDI verschiedenste Unternehmen an einen Tisch, auch im Ausland ist er inzwischen vertreten. Die Büros in Brüssel, London, Washington und Tokio pflegen Kontakte an den wichtigsten Finanzmärkten der Welt.
Autor: Friedel Taube
Redaktion: Manfred Götzke