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Deportiert nach Auschwitz: ein Tagebuch

27. Januar 2020

Sheindi Miller-Ehrenwald war 14, als sie nach Auschwitz deportiert wurde. Was sie erlebte, schrieb sie in ihr Tagebuch. Das ist jetzt im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen. Ein Dokument des Grauens.

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Tagebuch der Sheindi Miller-Ehrenwald im DHM Berlin
Bild: Holokauszt Emlékközpont, Budapest

Heute lebt Sheindi Miller-Ehrenwald in Israel. Das war nicht immer so. Im Frühjahr 1944 wird die damals 14-Jährige von den Nazis in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt und muss Zwangsarbeit leisten. Ihre Familie wird ermordet. Unter Lebensgefahr schreibt das Mädchen seine Erlebnisse auf. "Ich bin erst heute in der Lage, der Welt meine Geschichte zu erzählen", sagt die heute 90-Jährige. "Bald werde ich sterben und ich will nicht, dass man die Menschen vergisst, die ermordet worden sind." 75 Jahre nach ihrer Befreiung aus Auschwitz-Birkenau ist Sheindi Miller-Ehrenwald eine der letzten Zeitzeuginnen des Holocaust.

"Ein Stück meines Herzens wurde gebrochen"

Auf 54 Seiten hat sie das Grauen dokumentiert: Ihr Martyrium, das ihrer Familie und Hunderttausender anderer Juden beginnt am 19. März 1944 mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Ungarn. Bei der "Operation Margarethe" besetzen deutsche Truppen auch die - heute zur Slowakei gehörende - Kleinstadt Galánta, in der die Ehrenwalds leben. Die Folge: Ausgrenzung, Entrechtung und Ghettoisierung der Juden. Sheindi schreibt auf, was sie denkt und fühlt. Am Tag ihrer Deportation im Juni 1944 etwa notiert sie: "Wir packen. Jeder hat etwas in der Hand. Beeilung, Beeilung. Es muss alles raus aus der Wohnung... Die Tür knallt laut zu. Ich höre die Schlüssel im Schloss….Ein Stück meines Herzens wurde gebrochen."

Ein Passfoto von Sheindi Miller-Ehrenwald  aus dem Jahr 1947
Sheindi Miller-Ehrenwald im Jahr 1947 Bild: Privatbesitz Sheindi Miller-Ehrenwald, Jerusalem

Das 4000 Einwohner zählende Galánta nahe der österreichischen Grenze hat mit 1200 Mitgliedern eine große jüdische Gemeinde, zu der auch Sheindis Familie zählt. Die Kleinstadt gehört bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 zu Österreich-Ungarn, ab 1920 zur Tschechoslowakei und ab 1938 wieder zu Ungarn. In der Familie Ehrenwald spricht man Ungarisch, Deutsch und Slowakisch.Vater Leopold Ehrenwald (54) betreibt einen Weinhandel, Mutter Cecilia (50) hilft im Geschäft. Sheindi ist das zweitjüngste Kind. Mit ihr leben die Schwestern Jitti (20) und Dori (12) und die Brüder Rüvi (25) und Beri (17) im Elternhaus. Zwei ältere Brüder kämpfen an der Ostfront.

Schreiben unter Lebensgefahr 

In den Güterwaggon eines "Sonderzuges" gepfercht, wird die Familie nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Bei der Selektion durch die Nazis werden Sheindis Großeltern, Eltern und Geschwister in den Tod geschickt. Sie selbst soll Zwangsarbeit in einer Waffenfabrik in Niederschlesien leisten. Die Blätter ihres Tagebuches - nur noch zerknüllte Papierklumpen - nimmt sie mit sich.

Eingangstor und Schienen zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Reise in den Tod: In Ausschwitz-Birkenau wurde Sheindi Miller-Ehrenwalds Familie von den Nazis umgebracht.Bild: Alex Pantcykov/dpa/Sputnik/picture-alliance

In dem Rüstungsbetrieb Karl Diehl in Peterswaldau bei Breslau sammelt sie weggeworfene Karteikarten und überträgt darauf ihre Tagebuch-Einträge. Es gelingt ihr unter Lebensgefahr, die Aufzeichnungen bis zu ihrer Befreiung im Mai 1945 zu verstecken. Sheindi, ihre Schwester Jitti und ihr Bruder Yezeziel sind die einzigen Überlebenden ihrer Familie. 

Persönliches Zeugnis im Museum

In Kooperation mit der Verlagsgruppe "AXEL SPRINGER SE" zeigt das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin jetzt erstmals das sehr persönliche Zeugnis von Verfolgung, Deportation und Vernichtung der ungarischen Juden. Der Springer-Verlag hat einen Dokumentarfilm ("Sheindis diary"/Sheindis Tagebuch) gedreht. Die DHM-Ausstellung "Deportiert nach Auschwitz - Sheindi Ehrenwalds Aufzeichnungen" ist ab dem 23. Januar 2020 zu sehen - als Teil der musealen Dauerausstellung. Anlass ist der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945.

sd/suc  (Deutsches Historisches Museum/BILD-Zeitung)

Schalten Sie auch den TV-Kanal der DW ein: Zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz senden wir am 27.1.2020  einen ganzen Tag lang Filme und Dokumentationen zum Thema. Auch die offizielle Gedenkstunde in Auschwitz wird dort live übertragen.  

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