Der Aufreger: 100 Tage Donald Trump
Die ersten Monate einer langen Präsidentschaft. Das klingt nach vorsichtigem Reintasten. Nichts dergleichen bei Donald Trump. Der 45. US-Präsident hält die Welt seit Januar in Atem. Und schürt Emotionen - und wie!
Von wegen Versöhnung
Die erste Präsidenten-Rede kurz nach seiner Vereidigung am 20. Januar auf den Stufen des Capitols wird zur Verlängerung des Wahlkampfs. Fast aggressiv verkündet er die Leitlinie seiner neuen Politik: "Amerika zuerst". Das Land erlebe seit Jahren ein Massaker, damit werde nun Schluss sein. Verwunderung rund um den Globus. Und schon am ersten Tag wird die Frage laut: Was hat der Mann vor?
Optische Täuschung
Sie sehen links mehr Menschen als rechts? Falsch! Sie können nur nicht mit "alternativen Wahrheiten" umgehen. Zwischen den Fotos liegen genau acht Jahre. Die vielen weißen Stellen rechts zeigen die ausgebliebenen Besucher der Vereidigung Donald Trumps am 20. Januar. Die Begeisterung und Anteilnahme für Barack Obama 2009 war unbestreitbar größer. Trumps Berater behaupteten das Gegenteil.
Die Frau an seiner Seite
Es ist nicht wirklich viel über sie bekannt. Melania Trump, des Präsidenten dritte Ehefrau, stammt aus Slowenien. Sie war Model und hieß früher Knauss. Ihr gemeinsamer Sohn Barron William (geb. 2006) ist der jüngste Präsidentensohn seit John F. Kennedy junior. Gelegentlich werden bei Melania Trump Vergleiche zu Jackie Kennedy angestellt. Zumindest in der Garderobenfrage.
Nein, keine jubelnden Trump-Anhänger...
Protest bricht sich Bahn gegen den Neuen im Weißen Haus. Und das schon am zweiten Tag. Allein in Washington waren rund 500.000 Demonstranten beim "Frauenmarsch" unterwegs. In Parallel-Protesten von New York bis Los Angelos waren mehr als vier Millionen Menschen auf den Beinen. Schon vom Start weg polarisiert Trump und vertieft die gesellschaftlichen Gräben im Land.
Ein Dekret nach dem anderen
Trump regiert per Präsidialerlass. Und wie. Seine Dekrete unterzeichnet er in Serie und nutzt damit ein Machtinstrument, mit dem er am Kongress vorbei seine Exekutivgewalt ausübt. Und zwar völlig legal. Mit seinem Einreiseverbot für Muslime aus mehreren Ländern geht er zu weit. Gerichte stoppen die Umsetzung. Trumps Administration muss nachbessern. Viele fragen sich: weiß er, was er tut?
Der Einflüsterer
Sein Halt, seine Inspiration. Stephen Bannon ist Trumps Chefstratege im Weißen Haus - gewesen! Der umstrittene Journalist und frühere Chefredakteur der rechtsgerichteten "Breitbart News" nennt sich selbst einen Wirtschafts-Nationalisten. Er riet Trump zur totalen Dekonstrution des Staates. Am 76. Tag seiner Präsidentschaft streicht Trump ihn aus dem Kreis des Nationalen Sicherheitsrat.
Familienberatung
Die schwindende Bedeutung des Hardliners Bannon hinterlässt kein Beratungsvakuum. Immer wichtiger für den Präsidenten ohne politische Erfahrung wird Schwiegersohn Jared Kushner. Auch Trump-Tochter Ivanka avanciert von der zunächst ehrenamtlichen zur offiziellen Beraterin ihres Vaters. Die Trumps, ein wirtschaftliches Familien-Imperium, machen nun Schlagzeilen als Polit-Clan.
Die Manipulatorin
Sie ist die Mutter der alternativen Fakten. Kellyanne Conway, Juristin und Meinungsforscherin und offizielle Beraterin des US-Präsidenten. Schon jetzt ist sie im politischen Geschäft bekannt wie ein bunter Hund - und berüchtigt. Ob ein erfundenes Massaker, das das Einreiseverbot für Muslime legitimieren soll, oder ihr teeniehafter Auftritt im Oval-Office: so bleibt man im Gespräch.
Eine unter Millionen
Guadalupe Garcia de Rayos ist das Gesicht zum Präsidenten-Dekret vom 25. Januar. Die mexikanische Mutter zweier in den USA geborener Kinder ist eine von mehr als elf Millionen "Undokumentierten" in den USA, die über keine gültige Aufenthaltserlaubnis verfügen. Die 36-Jährige wurde verhaftet und ohne ihre Familie nach Mexiko abgeschoben. Genau das hatte Trump im Wahlkampf angekündigt.
Sie lieben ihn, die Karnevalisten
Seine Politik erinnert an einen permanenten Ausnahmezustand. Kommentatoren und Karikaturisten haben ihre helle Freude an dem Präsidenten, der offenbar ohne Tabus regiert. Im deutschen Straßenkarneval waren die Wagenbauer nur wenig zimperlich mit dem Mann des rüden Stils und ließen ihn sich an Amerikas sprichwörtlicher und berühmter Liberalität vergehen.
Closed Shop
Was noch nicht abgeriegelt ist, wird in den nächsten Jahren dicht gemacht. Die Südgrenze der USA soll für Mexikaner ein unüberwindliches Hindernis werden. Auch das ein zentrales Versprechen Trumps im Wahlkampf. Schon jetzt treffen sich getrennte Familien am Zaun - es reicht dann oft nur für eine Fingerberührung.
So sehen Verlierer aus
Sieben Jahre haben die Republikaner gegen ObamaCare, die Gesundheitsreform des Trump-Vorgängers Obama, gewettert, doch als sie die Chance zur Korrektur des Systems bekamen, stellte sich der erzkonservative Flügel quer und forderte die Totalablösung. Paul Ryan, Sprecher der Republikaner im Abgeordnetenhaus, musste die Niederlage einräumen. Trumps Image als "Dealmaker" ist vorerst dahin.
Mutti und die Neue
Die First Daughter in Berlin - die Bild-Zeitung, Deutschlands inoffizielles Leitmedium der Massen, ist begeistert von der 35-Jährigen Präsidententochter. Während die positive Berichterstattung über sie in Deutschland überwiegt, stellen US-Medien vereinzelte Buhrufe gegen sie in den Fokus. Angela Merkel jedenfalls kannte keine Berührungsängste und ging auf Tuchfühlung.