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Politik

Der Druck auf Moskau im Fall Nawalny wächst

26. August 2020

Rund eine Woche nach der mutmaßlichen Vergiftung des Kreml-Kritikers Nawalny werden die Rufe nach Aufklärung lauter. Moskau dagegen fordert weitere Beweise.

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Russland Moskau | Alexej Nawalny, Oppositionspolitiker
Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Golovkin

Was genau ist auf Alexej Nawalnys Reise nach Sibirien passiert? Wie wurde er im Krankenhaus von Omsk untersucht und behandelt? Nicht nur die Angehörigen des im Koma liegenden Kreml-Kritikers erwarten dringend Antworten auf diese Fragen, auch der internationale Druck auf die russischen Behörden steigt. 

"Was wir jetzt brauchen, ist eine transparente Ermittlung, um herauszufinden, was passiert ist", forderte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Rande eines informellen Treffens der EU-Verteidigungsminister in Berlin. Zudem müsse sichergestellt werden, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Moskau sieht bislang keinen Anlass für Ermittlungen

Auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson plädierte für eine schnellstmögliche Aufklärung des Falls. Großbritannien werde zudem die internationalen Bemühungen dabei unterstützen, mögliche Hintermänner vor Gericht zu bringen. Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, sagte in einer Stellungnahme, eine umfassende Untersuchung der Umstände sei nicht nur Nawalny sondern auch der russischen Zivilgesellschaft geschuldet.

In Russland bemüht man sich unterdessen darum, die Wogen zu glätten. Natürlich habe man kein Interesse daran, die ohnehin schon angespannten Beziehungen zum Westen weiter zu belasten, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber der Agentur Interfax. Allerdings sei man entschieden dagegen, "dass jemand an die aktuelle Situation ein Etikett hängt und etwas als Vergiftung bezeichnet, was noch nicht endgültig als Vergiftung nachgewiesen worden ist." Ermittlungen werde es erst dann geben, wenn tatsächlich feststeht, dass Nawalny vergiftet wurde.

Krankenhaus Charité, Polizeifahrzeug im Vordergrund( picture-alliance/Anadolu Agency/A. Hosbas)
In der Berliner Charité gehen die Ärzte weiter von einer Vergiftung Nawalnys ausBild: picture-alliance/Anadolu Agency/A. Hosbas

Im Berliner Universitätskrankenhaus Charité, wo Nawalny seit Samstag behandelt wird, gehen die Ärzte weiter von einer Vergiftung aus. Welche Substanzen allerdings genau im Körper des Oppositionellen gefunden wurden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Nach ersten Untersuchungen war von einer Substanz aus der Wirkstoffgruppe der Cholinesterase-Hemmer die Rede. 

Der Kreml hatte daraufhin bestätigt, dass bei Nawalny zum Zeitpunkt der Einlieferung ins Krankenhaus von Omsk ein niedriger Wert an Cholinesterase-Enzymen festgestellt worden war. Daraufhin sei der 44-Jährige mit Atropin behandelt worden. Mit diesem Gegenmittel gegen Cholinesterase-Hemmer wird Nawalny auch in Berlin behandelt. Sprecher Peskow allerdings betonte am Dienstag, dass auch andere medizinische Möglichkeiten als eine Vergiftung möglich seien. Den deutschen Ärzten warf er vor, mit ihrer Gift-Diagnose voreilig zu sein.

djo/uh (afp, dpa)