Der große Krieg in Belgien
"Expo 14-18. Es ist unsere Geschichte." Die zentrale Ausstellung zum Ersten Weltkrieg im belgischen Armee-Museum zeigt das Schicksal des kleinen neutralen Landes, das zu einem der größten Schlachtfelder wurde.
Kanonen sprechen...
...Politik und Diplomatie versagen. Die europäischen Großmächte treten in Belgien gegeneinander an. Das Land wird von Deutschen besetzt und zum Schlachtfeld. Was der "Große Krieg" aus Belgien machte, daran erinnert die Ausstellung "Expo 14-18. Es ist unsere Geschichte" in Brüssel.
Kampf zweier Männer
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. (Mitte, stehend) tritt gegen seinen Verwandten, den König der Belgier, Albert I. (ganz rechts), an. Familienbande helfen nicht. Albert I. wird zum Kriegshelden. Wilhelm II. verliert am Ende die Macht. Der Erste Weltkrieg ist für Belgien auch das Duell dieser zwei Männer. Das Foto zeigt sie bei einer Trauerfeier im Jahr 1910.
Ultimatum
Der deutsche Kaiser droht am 02. August 1914 mit Einmarsch. Im Bild: Die handgeschriebene Depesche aus dem Außenministerium in Berlin. König Albert I. lässt das Ultimatum verstreichen. Die Deutschen greifen an und besetzen fast das ganze Land bis 1918. Albert kämpft selbst an der Front. Schließlich kommen Briten und Amerikaner zur Hilfe.
Landkarte des Schreckens
Auf dem Fußboden der Brüsseler Ausstellung sind Städte und Frontlinien aufgemalt. An Multimedia-Containern gibt es Informationen über den Vormarsch der Deutschen und den Stellungskrieg am Fluß Yser. Die Besucher tasten sich durchs Halbdunkel, aus Lautsprechern wummert Geschützlärm.
"Den Krieg wollte keiner"
Elie Barnavi, emeritierter Geschichtsprofessor aus Tel Aviv, hat die Ausstellungsmacher beraten. Den Krieg, der Belgien verwüstete und ins Besatzungsjoch zwang, wollte niemand, so sagt er - aber kein Herrscher habe ihn verhindert. Unschuldige mussten leiden. Das soll "Expo 14-18" deutlich machen.
Deckung!
Der Nachbau eines Schützengrabens. In Gräben wie diesem harrten die Soldaten auf beiden Seiten aus, oft in Schlamm und Eiseskälte. Sie wurden für sinnlose Angriffe geopfert. Der Frontverlauf blieb fast vier Jahre unverändert.
Langeweile im Schützengraben
Die hauptsächliche Tätigkeit der Soldaten bestand im zermürbenden Warten auf den nächsten Angriff, manchmal wochenlang. Einige nutzten die Zeit, um aus Granatenhülsen und Metallresten Madonnen oder Panzermodelle zu formen. Es entstand "Schützengraben-Kunst".
Gaskrieg
Die deutschen Truppen setzten 1915 bei Ypern zum ersten Mal Kampfgas ein. Die belgischen Soldaten versuchten sich zu schützen. Mit Brillen, Tüchern und behelfsmäßigen Gasmasken. Das tödliche Gas wurde danach von allen Kriegsparteien verwendet: 1,2 Millionen Verwundete, 90.000 Tote. Allein durch diese neue Waffe.
Auf den Trümmern
Viele belgische Städte wurden in Schutt und Asche gelegt. Auch das zeigt die Ausstellung. Hier stehen die Besucher auf Abbildungen der Trümmer von Ypern. An der Multivisionswand sind die nackten Zahlen der Toten, Verwundeten, Vertriebenen zu lesen.
Besatzer
Mit Plakaten und Aufrufen regierte der deutsche Generalgouverneur das Land. Gehorsam war das oberste Gebot. Verhaftungen und die schlechte Versorgungslage machten die Menschen mürbe. Widerstand gab es trotzdem, in Teilen Flanderns aber auch Kollaboration.
Makabre Souvenirs
Den Weihnachtsbaum schmückten die deutschen Besatzer 1915 mit Weihnachtskugeln, die Bomben und Geschosse darstellten - und gaben ihnen die Namen angegriffener und zerstörter Städte.
Granaten zu Vasen
Nach dem Ende des Krieges stellten belgische Künstler aus den überall zu findenden Munitionshülsen Blumenvasen wie diese her. Nachkriegskunst der besonderen Art. Die Belgier gingen nach der Befreiung davon aus, der "Große Krieg" sei auch der letzte. Doch bereits 1940 wurde das Land erneut von Deutschland überfallen und besetzt.
Lernen
100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs fragt die Ausstellung die Besucher: "Und Sie? Warum hätten Sie es getan?" Interaktiv kann abgestimmt werden. "Gibt es gerechten Krieg? Wofür würdest du heute sterben?" lauten die Fragen, die sich vor allem an junge Leute richten.
Poppy nicht vergessen
Eine Blütenwiese aus stilisierten Mohnblumen am Ende der Ausstellung darf gepflückt werden. Mit "Poppy" (Mohnblüte) am Revers erinnern Belgier an die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Die rote Farbe erinnert an blutgetränkte Schlachtfelder. Klatschmohn blühte über den frischen Gräbern der Soldaten.