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Der große Alibaba-Tag

Liana B. Baker / Jessica Toonkel (Reuters) 19. September 2014

Groß, größer, Alibaba: Der Börsengang des chinesischen Online-Händlers an der Wall Street ist ein Aufbruch in neue Dimensionen. Er macht zudem deutlich, welch große Wirtschaftsmacht China mittlerweile ist.

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New York Börsengang Alibaba 1.9.2014
Bild: Reuters/Brendan McDermid

Der chinesische Online-Händler Alibaba steht vor dem größten Börsengang aller Zeiten. Investoren rissen dem Unternehmen, das vor 15 Jahren von dem Englischlehrer Jack Ma gegründet worden ist, die Aktien buchstäblich aus der Hand. Die Papiere wurden zum Höchstpreis von 68 Dollar ausgegeben. Das Volumen des am Freitag in New York anstehenden Börsengangs liegt damit bei 21,8 Milliarden Dollar. Allein Milliardär Ma kassiert fast 900 Millionen Dollar. Eine ganze Reihe von Managern und Software-Fachleuten bei Alibaba werden mit dem Schritt an die Börse zu Millionären.

Mit 167,6 Milliarden Dollar (130 Milliarden Euro) ist der Internet-Händler mehr wert als alteingesessene US-Konzerne wie Walt Disney oder Boeing, aber auch mehr als die Rivalen Amazon und eBay. Wenn die Alibaba-Papiere am Freitag zum ersten Mal an der Wall Street gehandelt werden, rechnen Experten mit einem Kurssprung von 10 bis 15 Prozent. Die New Yorker Börse Nyse ließ ihre Systeme in zwei Probeläufen auf Herz und Nieren testen, um für den erwarteten Ansturm der Investoren gerüstet zu sein. Die US-Technologiebörse Nasdaq war bei der Erstnotiz von Facebook vor zwei Jahren unter der Flut von Aufträgen schier zusammengebrochen. Die Kurse waren um Stunden verspätet, viele Anleger verloren Geld. Daher hatte sich Alibaba für die Nyse als Börsenplatz entschieden.

Neuer Spitzenreiter

Noch liegen die chinesischen Banken AgBank und ICBC in der Rangliste der weltgrößten Börsengänge knapp vor Alibaba. Doch wenn der Neuling wie erwartet auch jene Aktien ausgibt, die er für eine hohe Nachfrage reserviert hat, ist er mit 25 Milliarden Dollar klar die Nummer eins. In den USA ist Alibaba schon jetzt der größte Börsengang. Der Kreditkartenkonzern Visa hatte 2008 knapp 20 Milliarden Dollar eingesammelt.

Viele Investoren machten sich im Vorfeld Sorgen, ob sie die erhofften Papiere zugeteilt bekämen. Die Aktien waren deutlich überzeichnet. 35 bis 40 Investoren, unter ihnen der Fondsriese Blackrock, hatten für jeweils mehr als eine Milliarde Dollar Papiere bestellt, wie es in Finanzkreisen hieß. Alibaba hatte die Preisspanne wegen der starken Nachfrage schon erhöht. Ursprünglich waren 60 bis 66 Dollar aufgerufen worden.

Auch Angela Merkel schaut hin

Ma hatte die Profi-Anleger bei seiner Werbetour offenbar überzeugt: "Das war einer der beeindruckenderen Präsentationen", sagte Jerry Jordan, der den 48 Milliarden Dollar schweren Jordan Opportunity Fund verwaltet. "Mir war gar nicht klar, wie erfolgreich sie sind." 15 Jahre nach der Gründung in Mas Einzimmerwohnung wickelt Alibaba mittlerweile mehr Geschäfte ab als Amazon und Ebay zusammen. 80 Prozent der Online-Umsätze in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, gehen auf das Konto von Alibaba. Von April bis Juni schossen die Umsätze um 46 Prozent nach oben, anders als viele Internetfirmen schreibt das Unternehmen Gewinn: 1,99 Milliarden Dollar waren es in diesen drei Monaten. E-Commerce-Experten sehen Alibaba bereits auf einer Stufe mit Facebook und Google.

Deutsche Firmen aus diesem Sektor sind von solchen Größenordnungen noch weit entfernt. Die E-Commerce-Börsenkandidaten Zalando und Rocket Internet werden jeweils mit rund fünf Milliarden Euro bewertet. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel schaut gespannt an die Wall Street: "Wenn heute der Börsengang von Alibaba stattfindet, dann zeigt dies doch, dass die Welt nicht schläft, dass chinesische große Unternehmen längst Global Player sind", sagte sie am Freitag beim Zentralverband des Deutschen Handwerks.

Zu wenig Transparenz

Für viele klingt der Name Alibaba außerhalb Chinas aber noch exotisch: Nach einer Ipsos-Umfrage im Auftrag von Reuters haben 88 Prozent der Amerikaner von Alibaba noch nie gehört. Am Rande wurden kritische Stimmen laut: "In der Geschichte hat es selten einen Börsengang dieser Größe gegeben, bei dem man weniger über das Unternehmen wusste", sagte der demokratische Senator Bob Casey aus Pennsylvania. "Ich mache mir immer noch Sorgen über die Transparenz chinesischer Firmen, die an unseren Börsen notiert sind."

Alibaba bietet zunächst 320 Millionen Aktien an. Damit kommen 13 Prozent des Unternehmens in die Hände neuer Aktionäre. Zwei Drittel der Papiere stammen aus dem Besitz der bestehenden Anteilseigner. Mas verbleibender Aktienbesitz ist auf dem Papier zum Ausgabepreis 14 Milliarden Dollar wert. Yahoo war ebenfalls früh bei Alibaba eingestiegen. Der US-Internetriese streicht mit dem Verkauf von Aktien bei der Platzierung acht Milliarden Dollar ein, bleibt aber mit 16 Prozent beteiligt. Größter Alibaba-Anteilseigner ist die japanische Softbank mit 32 Prozent. Sie hat keine Aktien beim Börsengang verkauft.