Der Harz – ein dicker Brocken
Als die Alpen noch als unwirtlich galten, der Schwarzwald noch auf seine Entdeckung durch Engländer und Franzosen wartete, zog es neben Handwerkern und Studenten vor allem die Dichter in den Harz, in das 90 Kilometer lange, 30 Kilometer breite, 400 Millionen Jahre alte Gebirge. Den 1142 Meter hohen Brocken, jenen schaurig-schönen Festplatz der Hexen, nannte der vielgereiste Goethe seinen Lieblingsberg. Er setzte ihm im "Faust" mit seiner orgiastischen Walpurgisszene ein literarisches Denkmal.
Harz kommt von hart
Der 12 Kilometer lange Fußweg von Ilsenburg hoch zum Brocken gilt als der romantischste Aufstieg. Den Weg, den auch Heinrich Heine ging, weist heute ein Zeichen mit einem grünen Querbalken. Unweit der Ilsefälle, also dort, wo sich der Bach gurgelnd über die Granitbrocken herab stürzt, steht ein Heine-Denkmal.
Der Wald gab dem Harz seinen Namen. Das mittelhochdeutsche "hart" bedeutet "waldreiches Gebirge". Freilich ist der Wald ein Kulturwald. Der ursprüngliche Buchenwald wurde für den Bau von Häusern, den Ausbau der Stollen und für das Verhütten der Erze, die seit tausend Jahren ausgebeutet wurden, verbraucht. Die Buchen wurden später durch schnell wachsende Fichten ersetzt.
Tourismus dank der Eisenbahn
Mit den Eisenbahnanschlüssen entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Harz-Tourismus. Ein Zeugnis ist die Harzquerbahn, die seit dem 1. Juli 1992 von Wernigerode nach Nordhausen auch die zu DDR-Zeiten gesperrte Strecke von Drei Annen Hohne bis zum Brockengipfel befährt. Mit 60,5 Kilometern Streckenlänge ist diese Verbindung die längste dieser Art in Deutschland. Die 16 Kilometer lange Brockenstrecke ist die höchst gelegene Trasse.
Seit 1990 ist das Gebiet um den "Blocksberg", wie der Brocken im Volksmund heißt, Nationalpark. Bestiegen um 1900 etwa 100.000 Menschen das Brockenplateau, sind es heute jährlich über zwei Millionen Besucher. Im Brockenhaus informiert die Nationalparkverwaltung über die mehr als 1500 Pflanzenarten, die nur hier oben bei dem rauhen Klima existieren.
Wiege des Skisports
Als das "St. Moritz des Nordens" galt der Kurort Schierke im östlichen Teil des Harzes in den 1920er bis 40er Jahren. Die kleine, gemütliche Bergstadt liegt unweit von Braunlage und Wernigerode direkt am Fuße des Brockens, den man zu Fuß auf der Brockenstraße, dem Eckerlochstieg, dem Goethe- oder Heine-Weg, aber auch auf Skiern, in der Pferdekutsche, oder mit der Brockenbahn erklimmen kann.
Die Wiege des Skisports im Harz und damit auch in Deutschland stand im benachbarten Braunlage. 1890 wurde hier der erste Skiunterricht erteilt, 1892 der erste Wintersportverein gegründet. Braunlage verfügt über ein Skistadion, einen beleuchteten Skihang, ein Eisstadion, Loipen und eine Skischule. In dem 5000-Einwohner-Ort gibt es rund 7500 Gästebetten.
Wer sich von der Wintererholung im Schnee erholen möchte, kann Wernigerode besuchen, das wegen des reichen niederdeutschen Fachwerks die "bunte Stadt am Harz" genannt wird. Bad Lauterberg, das führende Kneippheilbad Norddeutschlands, liegt nicht weit entfernt, ebenso wie Goslar, wo rund tausend sehenswerte Bauwerke an die einstige Reichs- und Hansestadt erinnern.