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Der HSV bangt, der KSC hofft

28. Mai 2015

Der KSC will den HSV aus der Bundesliga werfen. Der Zweitligist tritt vor dem Hinspiel in der Relegation forsch auf. Die Hamburger tanken Kraft im Trainingslager in der Provinz. Ein Abstieg hätte fatale Folgen.

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Bundesliga Hamburger SV Fans (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Der Hamburger SV bangt um Millionen-Einnahmen, Arbeitsplätze und einen historischen Rekord. Der Karlsruher SC träumt von der Rückkehr in goldene Zeiten. Der Druck auf die Teams im Relegations-Hinspiel (Anstoß 20:30 Uhr MESZ, ab 20:15 Uhr im DW-Liveticker) um die Zugehörigkeit zur Fußball-Bundesliga ist recht einseitig verteilt. Der HSV muss, der KSC kann. "Wir haben nichts zu verlieren, der HSV sehr viel", beschreibt KSC-Trainer Markus Kauczinski den Unterschied. Zudem umgibt die Hanseaten die Aura der Einzigartigkeit, als dienstältester Bundesligist in 52 Jahren noch nie aus der deutschen Eliteliga abgestiegen zu sein.

Die Hamburger, die sich zum zweiten Mal binnen einer Woche in der Provinz verschanzten und in die Sportschule Malente reisten, um den Kopf freizukriegen und den Teamgeist zu stärken, wollen von der Last nichts wissen. "Der Druck ist weg", behauptet Sportchef Peter Knäbel. "Beim Bundesliga-Finale hatten wir das Schicksal nicht mehr in eigener Hand, jetzt aber schon. Wir haben Grund, stolz zu sein, was wir in den letzten Wochen erreicht haben", versichert Knäbel. Die zehn Punkte in den vergangenen fünf Spielen unter Trainer Bruno Labbadia geben Selbstvertrauen. Ganz anders als vor einem Jahr: Da gingen die desolaten Norddeutschen mit fünf Niederlagen in die Relegations-Partien gegen Greuther Fürth (0:0, 1:1).

Hamburg droht der GAU

Ein Abstieg wäre der größte anzunehmende Fußball-Unfall, der den HSV ereilen könnte: Der Etat müsste von 120 auf 75 Millionen Euro eingedampft werden, mindestens 30 Millionen Euro an Einnahmen würden fehlen, die besten Spieler müssten verkauft werden, um den Zweitliga-Etat zu sichern - und ein schneller Aufstieg wäre längst nicht sicher. Das traurige Szenario wollen Knäbel und Labbadia fernhalten von den Profis. "Wir brauchen Ruhe für die Konzentration", sagt Labbadia, der über seine Stürmer-Vergangenheit beim KSC (2001 bis 2003) nicht viel reden will. "Ich war da sehr gern. Das spielt aber keine Rolle mehr."

Bundesliga Karlsruher SC Rouwen Hennings jubelt (Foto: dpa)
KSC-Torjäger Hennings traf in der abgelaufenen 17 Mal - das gesamte HSV-Team sammelte nur ein paar Tore mehrBild: picture-alliance/dpa/U. Deck

Die Karlsruher, die zuletzt von 2007 bis 2009 in der 1. Liga spielten und vor zwei Jahren gar zur Drittklassigkeit verurteilt worden waren, leben im Vergleich zum verschuldeten HSV auf kleinem Fuß. Mit einem Etat von lediglich 7,5 Millionen Euro sind die Badener in die Saison gezogen. Geträumt wird im alten Wildparkstadion, das von 2017 an durch eine 80 Millionen Euro teure moderne Arena ersetzt werden soll, von den glorreichen Zeiten unter Trainer Winnie Schäfer. Er führte den KSC 1994 sogar ins Halbfinale des UEFA-Cups. Der aktuelle Trainer Kauczinski hält sich lieber an die Realität. "Wir fahren wirklich mit dem Glauben da hin, dass wir ein gutes Ergebnis holen können. Wir sind eine gefährliche Mannschaft", drohte der 45-Jährige.

Tatsächlich sind die Karlsruher das auswärtsstärkste Team der abgelaufenen Zweitliga-Saison. Sie haben gemeinsam mit Darmstadt 98 die stärkste Defensive und verfügen in Rouwen Hennings über den Top-Torjäger des Fußball-Unterhauses. Der HSV hält auch einen Superlativ, der ist allerdings negativ: Mit 25 Toren erzielte er die wenigsten Treffer der Bundesliga- und Vereinsgeschichte. Eine Statistik spricht allerdings für die Norddeutschen: In bislang 16 Relegationsduellen konnte sich nur fünfmal der Zweitligist durchsetzen.

asz/sn (dpa/sid)