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Der IS gerät auf die Verliererspur

18. November 2014

Lange schien niemand den Vormarsch der Terrormiliz "Islamischer Staat" im Irak und in Syrien aufhalten zu können. Jetzt aber fügen ihnen ihre Gegner Niederlagen zu. Die Türkei lenkt derweil den Blick auf Assad.

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Kampf um Kobane (Foto: picture-alliance/AP/Vadim Ghirda)
Bild: picture-alliance/AP/Vadim Ghirda

Der Irak und die Verteidiger der nordsyrischen Stadt Kobane (Artikelbild) melden Erfolge gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Die Kurden in der nordsyrischen Stadt Kobane haben nach Informationen der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte die Angreifer der Extremistenmiliz in den vergangenen Wochen zurückgedrängt. Sie hätten sechs zentrale Gebäude zurückerobert sowie Waffen und Munition erbeutet. Die Gebäude lägen im Norden der Stadt nahe den strategisch wichtigen Verwaltungseinrichtungen Kobanes. Bei den Kämpfen wurden laut der Beobachtungsstelle 13 IS-Kämpfer getötet.

Der IS versucht seit September, das an der Grenze zur Türkei liegende Kobane einzunehmen. Als die auch Ain al-Arab genannte Stadt kurz vor dem Fall stand, ließ die Türkei Ende Oktober kurdische Kämpfer aus dem Irak über ihr Territorium in die Stadt. Außerdem unterstützen US-Kampfflugzeuge die Kurden mit Luftangriffen auf IS-Stellungen. Seitdem haben die Kurden anscheinend größere Teile der Stadt wieder von den IS-Kämpfern befreit. "Während der letzten Tage haben wir große Fortschritte im Osten und Süden gemacht", sagte Idris Nassan, ein Vertreter der Stadtverwaltung. Er gehe davon aus, dass der IS derzeit weniger als 20 Prozent der Stadt beherrsche. Im Oktober war noch von etwa 40 Prozent die Rede gewesen.

Die umkämpfte Erdölraffinerie Baidschi (Foto: picture-alliance/dpa)
Schwer umkämpft: die Erdölraffinerie Baidschi nördlich von BagdadBild: picture-alliance/dpa

TV-Livebilder aus irakischer Raffinerie

Im Irak brachen Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben endgültig die Blockade der strategisch wichtigen Erdölraffinerie Baidschi nördlich von Bagdad. Das irakische Staatsfernsehen zeigte Livebilder aus Baidschi, auf denen die Erdölraffinerie und jubelnde Soldaten zu sehen waren. Alle vom IS gelegten Minen und Sprengsätze im Umfeld der Anlage seien entfernt worden, teilte die irakische Polizei mit. IS-Kämpfer hatten die größte Erdölraffinerie des Landes rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad über Wochen belagert. Am vergangenen Freitag meldete die Armee dann erstmals, sie habe Baidschi von den Extremisten zurückerobert.

Medien: Gemäßigte Rebellen geben Aleppo auf

Bei Angriffen der syrischen Luftwaffe nördlich der Stadt Aleppo starben mindestens 27 Menschen. In dem vom IS beherrschten Ort Al-Bab starben 14 Menschen, als Hubschrauber Fassbomben abwarfen, wie die Menschenrechtsbeobachter berichteten. Die Internetseite Zaman al-Wasl meldete, auch IS-Kämpfer seien getötet worden. Bei einem weiteren Angriff auf den nördlich von Aleppo gelegenen Ort Al-Kabr al-Inglisi ("Englisches Grab") wurden den Menschenrechtsbeobachtern zufolge 13 Menschen getötet.

In einem türkischen Medienbericht ist unterdessen davon die Rede, dass die gemäßigten Rebellen in Syrien die Verteidigung der nordsyrischen Wirtschaftsmetropole aufgegeben hätten. Rund 14.000 Kämpfer der vom Westen unterstützten Freien Syrischen Armee (FSA) hätten sich aus Aleppo zurückgezogen, berichtete die angesehene Online-Zeitung "Radikal" unter Berufung auf hochrangige Sicherheitskreise in Ankara. Das bisher von Rebellen gehaltene Aleppo wird seit Wochen von der syrischen Armee eingekreist. Die Stadt liegt nur rund 50 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt.

Die umkämpfte nordsyrische Wirtschaftsmetropole Aleppo (Foto: Zein Al-Rifai/AFP/Getty Images)
Schwer umkämpft: die nordsyrische Wirtschaftsmetropole AleppoBild: Zein Al-Rifai/AFP/Getty Images

Laut "Radikal" hat die FSA auch die Kontrolle über einen wichtigen Grenzübergang zur Türkei westlich von Aleppo, Bab al-Haua, an die islamistische Miliz Ahrar al-Scham und andere radikale Gruppen verloren. Nach türkischen Erkenntnissen könnten westliche Waffen, die an die FSA geliefert wurden, islamistischen Gruppen wie der Nusra-Front in die Hände gefallen sein, die wie Ahrar al-Scham Kontakte zum Islamistennetzwerk Al-Kaida pflegen soll.

Türkei befürchtet bis zu drei Millionen Flüchtlinge

Die türkische Regierung rechnet mit bis zu drei Millionen weiteren Flüchtlingen, sollte Aleppo an die syrischen Regierungstruppen fallen. Diese Einschätzung äußerte Außenminister Melvüt Cavusoglu in Ankara. Und diese Menschen würden Asyl in der Türkei beantragen. Das Land hat bereits 1,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen.

Cavusoglu bekräftigte in diesem Zusammenhang indirekt die Kritik an der US-geführten Koalition, die mit Luftangriffen die IS-Milizen bekämpft: "Wer füllt nun die Lücke, die der IS nach den Angriffen der Koalition hinterlässt? Es ist das syrische Regime." Die Türkei fordert, das Ziel eines militärischen Einsatz in Syrien müsse neben dem Kampf gegen IS auch der Sturz von Machthaber Baschar al-Assad sein. Die USA wollen zwar nicht Assad als Staatsoberhaupt erhalten, sehen jedoch den Kampf gegen den IS als vordringlich an. "Es gibt kaum einen Unterschied zwischen dem IS und dem Regime", sagte Cavusoglu. "Beide begehen grausame Morde, insbesondere an Zivilisten."

sti/qu (afp, rtr, dpa)