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Kampf gegen Plastik im Meer

14. September 2017

Plastikmüll in den Weltmeeren wird zu einem immer größeren Problem. Maßnahmen dagegen entwickeln Wirtschaft und Politik in Deutschland seit einem Jahr an einem runden Tisch. Zu einer ersten Bilanz Jens Thurau.

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Plastikeier auf Langeoog
Bild: picture-alliance/dpa/K. Kremer

So sichtbar wie zu Jahresbeginn auf der ostfriesischen Insel Langeoog ist das Problem des Plastiks in den Meeren selten: Im Sturm hatte ein großes Containerschiff Hundertausende der beliebten Schokoladen-Überraschungseier verloren, die dann am Strand auf einer Länge von acht Kilometern angespült wurden. Mitsamt ihren bunten Eierschalen aus Plastik. Urlauber und Einheimische sammelten einen Großteil der Eier ein, das Problem war vergleichsweise einfach zu lösen.

12 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer

Weniger sichtbar aber weitaus dramatischer ist die generelle, globale Verschmutzung der Ozeane mit Plastik. Die jüngsten Expertenschätzungen gehen davon aus, dass bis zu fünf Prozent aller weltweit produzierten Kunststoffe als Müll im Meer landen. 2010 waren das - ebenfalls nach Expertenschätzungen -  bis zu zwölf Millionen Tonnen. Zumeist findet dieses Plastik über die Flüsse den Weg ins Meer. "Kunststoffmüll findet sich in den Meeren überall - an der Küste, im Wasser, in Fischen und in Seevögeln", sagte die Präsidentin des deutschen Umweltbundesamtes in Dessau, Maria Krautzberger: "Jeder Plastikbecher, jeder Strohhalm und jede Plastiktüte, die weggeworfen wird und sich in der Umwelt zersetzt, trägt zum Problem bei", so Krautzberger weiter. Immer gefährlicher werden die so genannten Mikroplastiken, kleinste Teilchen, die etwa durch den Abrieb von Autoreifen entstehen oder in Kosmetika enthalten sind. Hier schätzen Fachleute, dass etwa fünf Trillionen Partikel mit einem Gesamtgewicht von 270.000 Tonnen auf den Meeren treiben. Ein trauriges Ergebnis: 94 Prozent der an deutschen Küsten tot gefundenen Eissturmvögel haben Mikroplastik im Magen. 

Symbolbild - Vermüllung - Meer
Eine Plastiktüte ist erst in 20 Jahren aufgelöstBild: Imago/OceanPhoto

Das Problem ist auf der Tagesordnung

In Deutschland hat sich seit gut einem Jahr ein Runder Tisch des Themas angenommen: Neben Krautzberger sind  Wirtschaftsvertreter, Fischer, Politiker, Umweltverbände und Künstler darin engagiert. Jetzt zog Krautberger mit Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD)  und deren Kollegen aus Niedersachsen, Stefan Wenzel (Grüne) eine erste Bilanz: Viel ist noch nicht geschehen, aber ein Anfang ist gemacht: "Immerhin ist die Dringlichkeit des Problems mittlerweile allen klar", so Hendricks. Dazu habe auch die Ozeankonferenz der Vereinten Nationen im Sommer in New York beigetragen. Und auf deutschen Druck beschäftigten sich in diesem Jahr sowohl die G7 als auch die G20 auf ihren Gipfeln mit dem Thema.

Plastikmüll
Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und ihr Kollege aus Niedersachsen, Stefan Wenzel (Grüne). Bild: DW/J. Thurau

In Schwellenländern liegen Probleme

Klar ist: Vor allem von den Schwellenländern und speziell jenen in Asien und Afrika geht derzeit die größte Gefahr für die Meere aus. Steigendes Wirtschaftswachstum bedeutet mehr Produktion und mehr Müll, aber längst nicht überall werden entsprechende Müllentsorgungs- und Nachhaltigkeitskonzepte entwickelt. "Von Mitteleuropa jedenfalls geht das ganz große Problem nicht mehr aus", fasst Hendricks das zusammen.

Tütenverbrauch in Deutschland gesunken

In Deutschland immerhin gibt es seit dem vergangenen Jahr eine Selbstverpflichtung des Handels, Plastiktüten überall nur noch gegen eine Gebühr  abzugeben. Denn ein  großes Problem stellen vor allem dünne, kleine Plastiktüten etwa für Obst dar, die oft nichts kosten. Seit der Selbstverpflichtung ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Tüten von 71 auf 45 Stück pro Jahr gesunken – aber immer noch werden im Jahr 3,7 Milliarden Plastiktüten verbraucht - und landen am Ende oft im Meer. Hier sind andere Staaten längst weiter: In Dänemark etwa oder in Irland gibt es eine gesetzliche Abgabe auf alle Plastiktüten – und damit kaum noch Exemplare.

Neue Rolle für Fischer 

Ein Ergebnis des Runden Tisches ist ein Angebot an die Fischer: Ihnen werden Müllsäcke mit an Bord gegeben, in die sie Plastik, das als Beifang anfällt, sammeln und später im Hafen kostenlos abgeben können. Bislang blieb dieser Müll zumeist schlicht im Meer. Der Fischer als Müllentsorger. Und die Kosmetikindustrie behauptet, in den letzten Jahren weitgehend auf Mikroplastik verzichtet zu haben, das bis dahin für den Peeling-Effekt sorgte. Der lässt sich aber auch durch klein geriebene Walnüsse erzeugen. Das will Ministerin Hendricks jetzt erst einmal überprüfen.

06.03.2015 DW-TV Doku Die Plastik-Fischer von Fehrmarn
Fischer finden immer mehr Plastikmüll in ihren Fängen Bild: DW

In Zukunft wollen alle Beteiligten vor allem das Bewusstsein schärfen, wie teuer die Plastikverschmutzung der Meere  ist: Bis zu 65.000 Euro pro Jahr kostet allein die Säuberung eines Kilometers Küste im Jahr.