Der Klimawandel bedroht die Bergregionen
Die globale Erwärmung bringt die Ökosysteme im Gebirge durcheinander. Das hat Folgen für Wasserversorgung, Landwirtschaft, Pflanzen, Tiere und Tourismus. Aktuelles Beispiel: Der Gletscherbruch in den Dolomiten.
Tödliche Lawine: Der Gletscher der Marmolata
Eine enorme Eislawine hat sich im Marmolata-Massiv in den italienischen Alpen gelöst, verursacht durch einen Gletschersturz. Am 3. Juli 2022 hat sie etliche Menschen mitgerissen. Es könnte Wochen dauern, bis alle Toten gefunden und geborgen werden, so die Bergrettung. Extrembergsteiger Reinhold Messner sieht als Hauptgrund für den Gletschersturz die Erderwärmung und den Klimawandel.
Sensible Beziehung: Gebirge und Klima
Bergmassive mögen rau erscheinen, sind aber empfindlich - und was sich hier oben abspielt, beeinflusst selbst weit entfernte Tiefebenen. Die Temperaturen steigen im Gebirge deutlich schneller als in anderen Lebensräumen. Wenn Gletscher und Schneedecken schwinden, leiden Gewässer, Artenvielfalt und die Agrarwirtschaft, wie bei diesen Viehhirten in Chinas nordöstlicher Provinz Xinjiang.
Die große Schmelze: Schnee und Permafrost
Der Weltklimarat IPCC warnt, dass die Schneedecke in niedrigen Lagen um bis zu 80 Prozent zurückgehen könnte, falls der CO2-Ausstoß unvermindert anhält. Die Gletscher in den Alpen würden im selben Umfang abschmelzen - hier der Pasterze Gletscher in Österreich. Rund ein Viertel des weltweiten Permafrosts liegt in Gebirgen. Wenn er taut, setzt das große Mengen an Treibhausgasen frei.
Abtauende Gletscher - austrocknende Seen
Der Klimawandel schadet auch Gewässersystemen - mit einem Wendepunkt: Wenn Gletscher schmelzen, steigt zunächst der Wasserstand in den Flüssen, die sie nähren. Wenn es aber immer weniger Gletscher gibt, liefern sie auch weniger Schmelzwasser. Flüsse und Seen trocknen aus - wie hier im Gebirgszug Cordillera Huayhuash in Peru. Viele Gebiete mit kleineren Gletschern sind bereits an diesem Kipppunkt.
Artenvielfalt: Lebensräume schwinden
Es gibt Tiere und Pflanzen in Gebirgsregionen, die vom Klimawandel profitieren: Die in niedrigen Höhenlagen leben, sind klar im Vorteil - sie gedeihen besser in mehr schneefreien Gebieten. Wer aber an die Kälte angepasst ist, zieht den Kürzeren, so wie dieser Schneeschuhhase in Nordamerika oder auch Schneeleoparden in Asien. Sie müssen sich immer höher ins Gebirge zurückziehen, um zu überleben.
Naturkatastrophen: Gefahr in den Bergen
Schwindende Gletscher und abtauender Permafrost machen Berghänge instabiler. Die Folge sind mehr Überschwemmungen, Steinschlag, Erdrutsche und Lawinen - hier ein Rettungsteam auf der Suche nach Verschütteten in Norwegen. Waldbrände nehmen zu, vor allem im Westen der USA, weil der Schnee früher schmilzt. Abtauende Gletscher setzen auch Schwermetalle wie Quecksilber und andere Altlasten frei.
Bedrohte Lebensart: Bergbewohner
Fast ein Zehntel der Menschheit lebt im Hochgebirge. Aber ihre Lebensweise wird immer mehr an den Rand gedrängt, Erwerbsmöglichkeiten schwinden und Naturkatastrophen nehmen zu. Auch die spirituellen und kulturellen Aspekte der Berge sind beeinträchtigt. Die indigenen Bewohner von Manang in der Annapurna-Region in Nepal sehen durch den Verlust der Gletscher ihre ethnische Identität bedroht.
Talfahrt: Landwirtschaft und Infrastruktur
Die steigenden Temperaturen versetzen der Landwirtschaft Rückschläge. Dieser Mais- und Kartoffelbauer in Peru klagt über Ernteausfälle. Auch die Infrastruktur leidet, wenn die Fundamente von Straßen, Schienen, Rohrleitungen und Gebäuden wackeln. An manchen Orten ermöglichen tauende Gletscher jetzt den Bergbau - aber der verursacht andere Probleme, etwa Umweltverschmutzung.
Wintersport: Skilaufen ohne Schnee
Zu den Opfern der Eis- und Schneeschmelze gehören auch Ski- und Bergtourismus. Bolivien hat in den vergangenen 50 Jahren die Hälfte seiner Gletscher verloren. Vor der höchsten Skihütte der Welt, 5395 Meter hoch auf dem Chacaltaya, rosten die Skilifte vor sich hin. Manchen Touristenorte setzen jetzt Kunstschnee ein, der die Umwelt stark belastet, andere bieten ganz neue Sportarten an.