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Der Klimawandel bedroht die Weltwirtschaft - eine Chance?

Alexander Freund2. November 2006

Eine britische Studie zeigt: Wenn ein dramatisches Schrumpfen der Weltwirtschaft noch verhindert werden soll, muss der Kampf gegen die Erderwärmung höchste Priorität erhalten. Ein Kommentar von Alexander Freund.

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Was er sagt, ist schockierend, aber vor allem wer es sagt, ist bemerkenswert. Denn diesmal ist es kein verschrobener Naturwissenschaftler. Kein grüner Spinner, der die Welt mit irgendwelchen Thesen zum Klimawandel wachrütteln will. Diesmal ist es ein nüchtern kalkulierender Wirtschaftswissenschaftler - der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Sir Nicholas Stern -, der vor den massiven Folgen des Klimawandels warnt.

Dieser Klimawandel ist kein Horrorszenario für die Zukunft, sondern findet längst statt, auch wenn wir erst die Vorboten zu spüren bekommen. Unser Kinder und Enkel aber werden den Klimawandel auch hierzulande als massive Bedrohung erleben. Daran lässt auch die britische Studie keinen Zweifel: Wenn nichts geschieht, wird nicht nur irgendwo im fernen Afrika die Armut größer und irgendwelche Südsee-Atolle verschwinden. Vielmehr wird es überall, auch in Europa und Nordamerika, zu verheerenden Naturkatastrophen kommen.

Die Folgekosten würden astronomische Höhen erreichen. Die wirtschaftlichen Schäden wären größer, als sie von den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden. Die internationale Wirtschaft würde um mindestens 20 Prozent zurückgehen, eine neue Weltwirtschaftskrise, eine neue große Depression wäre die Folge. Mehr als 200 Millionen Menschen könnten auf der Flucht vor Überschwemmungen oder Dürren Aufnahme in fremden Ländern suchen - allen voran in Europa und Nordamerika.

Dass die Studie ihren Fokus auf die finanziellen Folgen richten, hat mit dem Hauptverursacher der Klimakiller zu tun: mit den europäischen Industrienationen, die inzwischen einiges für den Klimaschutz tun, und vor allem mit den USA, die ein Viertel der weltweiten Emissionen zu verantworten haben.

Aus wirtschaftlichen Gründen lehnt US-Präsident George W. Bush das Klimaschutzprotokoll von Kyoto ab. Die britische Studie macht deshalb die gegenteilige Rechnung auf: Ein effektiver Klimaschutz verhindert die finanzielle Katastrophe und bringt sogar richtig Geld. Und das kann vielleicht auch Washington überzeugen.

Spätestens jetzt kann sich kein Politiker mehr herausreden - auch kein George W. Bush. Die Kosten für den Klimaschutz sind Peanuts im Vergleich zu den horrenden Schäden, die ein Klimawandel mit sich bringen wird.

Außerdem haben die Mitgliedstaaten des Kyoto-Protokolls bewiesen, dass es möglich ist, wirtschaftliches Wachstum vom Anstieg schädlicher Emissionen abzukoppeln. Wirkungsvoll ist dieses Erfolgsmodell aber nur, wenn es weltweit umgesetzt wird - also auch von den Klimakillern USA, China und Indien.

Deutschland ist neben Großbritannien eines der wenigen Industrieländer, die aus eigener Kraft die Vorgaben des Kyoto-Protokolls erfüllen können. Und dies hat einen höchst erfreulichen Nebeneffekt: denn Umwelt-Technik 'Made in Germany' lässt sich weltweit gut vermarkten. Schon heute haben 20 Prozent der deutschen Exporte etwas mit 'Öko' zu tun. Und die Branche ist mit 1,5 Millionen Beschäftigten ein echter Jobmotor. Klimaschutz ist also nicht nur zwingend notwendig, er lohnt sich auch.